Meine Stille Nacht – Das Musical
Eine kleine Rezension zur Stillen Nacht
besuchte Vorstellung am 07. Dezember 2018
Milica Jovanovic und Dominik Hees sind die Idealbesetzung für dieses Stück. Beide sind in ihre Rollen sehr involviert und verfügen über ein hohes Maß an Kraft in ihren Stimmen. Sie führen gekonnt durch das Stück, jeder auf seine Art. Die Tatsache, dass sie im Privatleben ein Paar sind, ist hier wahrscheinlich sogar sehr von Vorteil.
Franziska Becker ist als Baronin an diesem Tag das erste Mal auf der Bühne zu sehen. Sie vertrat ihre Kollegin Bettina Mönch, die sonst diese Rolle spielte. Sie hat es wirklich gut gemacht, gesanglich und auch schauspielerisch. Frau Becker verkörperte die Mutter, die denkt, dass die Entscheidungen, die sie für ihre Tochter trifft, richtig sind, sehr intensiv. Man merkte aber nicht, dass sie „neu“ im Ensemble war.
Die Rollen der Jugendlichen sind toll besetzt, gute Gesangsstimmen, schauspielerische Talente, alles vorhanden. Sie können es noch sehr weit bringen. Das gibt Hoffnung auf guten Nachwuchs in der Theaterwelt. Auch bei allen anderen Darstellern, ob Haupt- oder Nebendarsteller gilt: jeder macht seine Sache gut. Für jeden eine Herausforderung bei einer Weltpremiere.
Das Bühnenbild von fettFilm ist eher minimalistisch angelegt und wird von der imposanten Kulisse der Felsenreitschule untermalt. Es wird viel mit einer dreiteiligen Leinwand gearbeitet, auf die verschiedenste Hintergründe projiziert werden, die zu den jeweiligen Szenen passen und diese komplettieren. Wenn Justin nach Salzburg fliegt, ist er zum Beispiel, umringt von zwei Flugbegleiterinnen über den Leinwänden zu sehen, anstatt im Flugzeug zu sitzen. Bereits in den Jahren 2012 und 2017 haben die Videokünstler und Bühnenbildner Momme Hinrichs und Torge Møller mit Regisseur Andreas Gergen in Wien und Salzburg zusammengearbeitet und diese Synthese nun für „Meine Stille Nacht“ wiederholt.
Die Tanzeinlagen sind mitreißend von Kim Duddy choreografiert und fügen sich gut in das Gesamtbild. Duddy ist bekannt für die Dynamik in ihren Tanznotationen. Hier kann das Ballettensemble des Salzburger Landestheaters zeigen, was es kann, aber auch der ein oder andere Schauspieler beteiligt sich an den intensiven Tänzen.
Am Ende jeder Vorstellung wurde von den Darstellern für die Kinderstiftung „Rettet das Kind e.V.“ gesammelt. Bis zur letzten Vorstellung am 18.12.2018 kamen so insgesamt 36.000 Euro zusammen. Dazu kam noch der Reinerlös der von den Salzburger Nachrichten initiierten Voraufführung vom 23. November 2018. Es waren letztendlich 60.000 Euro, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen zugutekommen, die von „Rettet das Kind“ mit spezifischen Ausbildungsangeboten und sozialpädagogischer Betreuung unterstützt und begleitet werden.
Dieses reale Anliegen des Vereins, Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu geben und sie gezielt zu fördern, hat das Musical Play „Meine Stille Nacht“ als zentrales Thema auf der Bühne aufgegriffen. Justin und Elisabeth gründen mit Jugendlichen, die mit unterschiedlichen Problemen kämpfen und an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden, eine Weihnachtsband, die sie aus ihrer Isolation holt und zu Akzeptanz, Anerkennung und einem friedlichen Miteinander verhilft.
Bei einem Gespräch mit Milica Jovanovic und Dominik Hees im Anschluss an die Show am 07. Dezember, teilten sie uns mit, dass mehrer Kinder über die Stiftung sich das Stück ansehen konnten und ganz begeistert davon waren. Viele werden sich darin wiedererkannt haben, denn wie erwähnt, fasst das Stück dieses heikle Thema auf. Des Weiteren hoffen die Hauptdarsteller, dass “Meine Stille Nacht“ 2019 wieder auf dem Spielplan stehen wird. Bei einer Auslastung von 85 % und einer Besucherzahl von rund 15.500 Zuschauern kann man auch sehr stark damit rechnen.
Anders als erwartet hat das meist gesungene Weihnachtslied „Stille Nacht“ zu seinem 200. Jubiläum ein neues Gesicht erhalten, das alle begeistert und aktuelle Themen aufgreift.
Text: Marion Hohenecker
Bilder: Franz Neumayr / Salzburger Landestheater / Marion Hohenecker
Weiteres zum Musical auf unserer Seite:
Ein internationales Team für diese Welturaufführung:
Johann Debney und Hannah Friedmann als Autoren,
Liedtexter – Michael Weiner, Alan Zachary und Siedah Garret.
Inszenierung:
Andreas Gergen
Choreographie:
Kim Duddy
Handlung:
- Akt
In der Vorweihnachtszeit bereiten sich Justin (Dominic Hees), Bruder Elliott (Marco Dott) und die Eltern (Christine Rothacker und Michael Schober) auf ihren Arbeitstag in ihrem Kaufhaus in Pittsburgh vor. Justin ist wenig motiviert in diesem Familienunternehmen zu arbeiten und noch dazu geht ihm die Weihnachtszeit auf die Nerven. Er fühlt sich von seiner Familie unter Druck gesetzt und will lieber seinen eigenen Traum verwirklichen. Sein Großvater zeigt Verständnis für Justin. Die beiden stehen auf dem Balkon des Hauses und mit einem Blick in den nächtlichen Himmel fordert Großvater Kurt (Pavel Fieber) Justin auf seinen „Stern“ bzw. seinen Lebenssinn zu finden. Spontan erinnert sich Justin an die glückliche Zeit mit der österreichischen Austauschschülerin Elisabeth, der er einst eine Stille-Nacht-Spieluhr geschenkt hat. Er fasst sich ein Herz und sucht online nach Elisabeth (Milica Jovanovic). Schließlich findet er sie als Jugendreferentin eines renommierten Salzburger Musikfestivals und bucht kurzerhand einen Flug nach Salzburg.
In Salzburg bereitet sich Elisabeth auf die Presse vor. Sie will ihnen das neue, von ihr konzipierte und progressiv gedachte, Weihnachtsprogramm des Jugendfestivals vorstellen. Ihre Mutter, die Baronin (Franziska Becker) und Aufsichtsratsvorsitzende des Festivals, und Elisabeths Freund Hans (Sascha Oskar Weiss), der Konzertmanager, bestärken Elisabeth. Aber die Neuerungen werden von der Salzburger Presse nicht besonders gut aufgenommen.
Als dann Justin im Büro von Elisabeth auftaucht, gewinnter den Eindruck, dass Elisabeth in einer Beziehung mit Hans lebt. Justin sagt ihr nicht, wer er ist und warum er gekommen ist. Hans hält Justin für einen Bewerber für die soeben freigewordene Stelle des Chorleiters und engagiert ihn, trotz der Proteste von Elisabeth.
Gleich bei der ersten Chorprobe kommt es zum Eklat, denn die modernen Methoden Elisabeths und auch die Auswahl der Musik veranlassen die Eltern ihre Kinder aus dem Chor zu nehmen. Einzig Johanna (Melanie Maderegger), ein Mädchen aus dem Salzburger Land, die für jede Chorprobe 2 Stunden Fahrt mit dem Bus auf sich nimmt, bleibt übrig und erzählt Elisabeth, dass die wöchentlichen Proben für sie die einzige Zeit ist, in der sie sich gut aufgehoben fühlt.
In der Not machen sich Justin und Elisabeth zusammen mit Johanna auf, einen neuen Chor für das Weihnachtsprogramm zusammenzustellen. Sie müssen aber feststellen, dass in Salzburg vor Weihnachten alle Musiker komplett verplant sind.
Vor dem Theater entdeckt Justin Mira und Amal (Elisa Afie Agbaglah und Benjamin Aster), zwei Straßenkinder aus Rumänien, die dort musizieren. Justin engagiert beide. Die beiden kennen sich in der Szene aus und schlagen noch ein paar andere Jugendliche vor. So sind Gitarrist Sam (Julius von Maldeghem), Schlagzeuger Dom (Savio David Byrczak) und die Keyboarderin Vi (Ivan Vlatkovic) auch schnell für die Band gefunden. Die Jugendlichen versuchen, sich zusammenzuraufen, denn nun prallen die verschiedenen Gemüter, Herkünfte und Erfahrungen aufeinander, alle bringen natürlicheine eigene, oft sehr traurige, Geschichte mit. Nach anfänglichen Schwierigkeiten improvisieren sie zusammen und finden eine gemeinsame musikalische Sprache, so dass das Weihnachtskonzert gerettet scheint.
Justin und Elisabeth kommen einander näher, als sie mit ihm ihr Konzept für das Weihnachtsprogramm vorstellt. Justin ist begeistert und Elisabeth spürt, das Justin der einzige ist, der sie versteht.
Auf der Weihnachtsfeier der Baronin tritt die neu gegründete Weihnachtsband das erste Mal auf und sorgt wider Erwarten für Begeisterung. Mitgerissen vom Applaus offenbart sich Justin Elisabeth und erinnert sie an die gemeinsame Zeit. Elisabeth weist Justin ab und teilt ihm mit, dass sie nie in Amerika war. Es kommt zum Eklat auf der Party.
- Akt
Die Jugendlichen der Weihnachtsband finden sich im Gefängnis wieder, da bei der Weihnachtsfeier der Baronin angeblich eine wertvolle Halskette gestohlen wurde und nun die Kids verdächtigt werden. Im Zuge der Vernehmungen stellt sich heraus, dass Johanna schwanger ist und von ihren Eltern verstoßen wurde. Hans kommt ins Gefängnis und stellt die Kaution, aber unter der Bedingung, dass Justin wieder nach Amerika fliegt und Elisabeth in Ruhe lässt. Bevor Justin aber Österreich verlässt, bringt er die Jugendlichen noch in den vom ihm angemieteten Probenraum, in dem sie auch wohnen können und lässt sie dann enttäuscht zurück. Diese Gelegenheit nutzt Hans, um sie zu bedrohen und so zu vertreiben.
Die Baronin appelliert an Elisabeth, vernünftig zu sein und nicht einem Tagträumer nachzulaufen. Zu Hause in Amerika und im elterlichen Kaufhaus leidet Justin an Liebeskummer. Er vertraut sich erneut Opa Kurt an. Währenddessen tritt Elisabeth mit einem traditionellen Konzept vor die Salzburger Presse und bekommt dafür viel Applaus. Hans macht Elisabeth einen Heiratsantrag und diesen nimmt Elisabeth zögerlich an.
Als die Kids davon erfahren, fassen sie den Plan Justin und Elisabeth doch noch zusammen zu bringen. Sie schicken beiden eine Videobotschaft, mit der sie sie zu ihrem angeblich nächsten Konzert einladen. Beide fassen sich ein Herz und kommen zu diesem Ort. Auf dem Dach des Theaters kommt es zum Showdown. Elisabeth, Justin und die Kids werden von Hans überrascht. Elisabeth sagt sich von Hans los, der die Jugendlichen der Polizei ausliefern will.
Elisabeth tritt die Flucht nach vorne an und stürmt mit den Kids die Bühne, auf der gerade das alljährliche Weihnachtskonzert stattfindet. Dessen Ablauf wird von den Jugendlichen gestört, sie stürmen die Bühne mit ihrem progressiven Programm und gewinnen die Herzen der Zuschauer. Die Baronin erkennt ihren Irrweg und schützt Elisabeth gegen Hans, der aus dem Amt geworfen wird. Elisabeth und Justin erkennen, dass sie miteinander ihren „Stern“ bzw. ihren Lebenssinn gefunden haben und Elisabeth gesteht Justin, dass sie diejenige ist, der er damals die Stille-Nacht-Spieluhr geschenkt hat.
Gemeinsam stimmen alle das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ an.
Text: Marion Hohenecker
Bilder: Anna-Maria Löffelberger / Salzburger Landestheater
Weitere Rollen an diesem Abend wurden gespielt von :
Laura Woodrow
Eleonara Talamini
Bruno Woodrow
Leonhard Radauer
Junger Justin
Paul Stein
Junge Elisabeth
Flora Menslin
Musical Ensemble
Genia Maria Karasek, Christine Rothacker, Eleonora Talamini, Oliver Mühlich, Stefan Schmitz, Philipp Andreas Siever, Dominik Tiefgraber
Ballett Ensemble
Naila Fiol, Gabrielly Juvencio, Mikino Karube, Karine de Matos, Diego da Cunha, Lucas Lenoardo, Paul Muniz, Pedro Pires
Mozarteumorchester Salzburg
Chor, Extrachor und Statiserie des Salzburger Landestheaters
Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor