Jesus Christ Superstar – The Rock Musical
Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre komponierte der gerade 22-jährige Andrew Lloyd Webber diese Rock Oper, Tim Rice schrieb die Texte. Zuerst war das Stück rein auf Schallplatte, 1971 wurde es in New York City uraufgeführt. 1972 feierte es bereits in Deuschland Premiere mit Reiner Schöne in der Rolle des „Jesus“ und in deutscher Sprache in einer Übersetzung von Anja Hauptmann. 1973 wurde es verfilmt. Danach kam es über die Jahre in vielen Aufführungen auf die Bühnen der Welt. Im Jahr 2000 wurde es als Bühnenstück aufgezeichnet. In den 2010er Jahren gab es in England, ähnlich dem Konzept „Deutschland sucht den Superstar“ eine Casting Sendung, in der Lord Andrew Lloyd Webber persönlich in der Jury saß um den „Jesus“-Darsteller, für eine groß angelegte Arena-Tour durch das Vereinigte Königreich, auszuwählen. Hier wurde ebenfalls eine DVD erstellt. Nebenbei gibt es unzählige Aufnahmen, für die die Rechte freigegeben wurden. Allein die Vereinigten Bühnen Wien brachten zwei Compact Discs mit einer Live, sowie einer Studioaufnahme auf den Markt.
INHALT
In der Rockoper steht nicht der Namensgeber der christlichen Religion im Mittelpunkt, es ist vielmehr die Geschichte aus der Sicht des Judas. Ursprünglich sollte das Stück auch gar nicht „Jesus Christ Superstar“ heißen, sondern auch im Titel Judas in den Mittelpunkt stellen, doch davon wurde dem damals 22-jährigen Andrew Lloyd Webber abgeraten. Judas ist das Sinnbild für Verrat und um die Zuhörer nicht abzuschrecken, sollte der Titel Jesus gewidmet sein.
Es ist ein Blick aus der Sicht von Judas auf die Geschehnisse. Dieser ist einer der Jünger, der zwölf Auserwählten, die zu Jesus engsten Vertrauten gehören. Doch mit der Zeit sieht er die Ziele, für die Jesus einst stand, schwinden. Und der Personenkult, der rund um den sogenannten „Sohn Gottes“ entsteht, macht ihm Angst. „Du glaubst nun auch daran, was man so sagt, Du glaubst der Quatsch von Gott ist wahr!“ wirft er ihm vor. „Ich weiß noch wie das alles begann, kein Wort von Gott, nein du warst nur ein Mann!“ beschwört er ihn weiter, während er aus der Ferne die Massen beobachtet, wie sie jedes von Jesus Worten verschlingen. „Wenn du sie enttäuscht, tun sie Dir weh!“ warnt er („Heaven on their minds“ – „Weil sie ach so heilig sind“). Denn diese Masse an Anhängern erweckt Argwohn bei der Obrigkeit – und das ist nie gut. Das gefährdet nicht nur Jesus selbst, sondern auch seine Familie, Freunde und das Leben derer, die wahrhaft an ihn glauben. Judas möchte nur das Beste für alle und deswegen ist er besorgt und landet in diesem Zwiespalt.
Die Jünger wollen stetig wissen wie es weitergeht und sind sozusagen hungrig („What´s the buzz“ – „Was ist los“). „Was geht euch das schon an? Denkt erst morgen an das Morgen, schaut dem heute ins Gesicht!“ entgegnet Jesus ihnen und lässt sich von Maria Magdalena, einer ehemaligen Prostituierten, erst einmal verwöhnen „Während ihr wie Gänse schnattert, wo und wer und wann und wie, hat nur ein Mensch mir geholfen, dieser Mensch ist sie!“
„Strange things Mystifying“ – „Für mich bleibt´s ein Rätsel“
Auch das enttäuscht Judas. Eine ehemalige Prostituierte an der Seite des Mannes, den er einst so verehrte für seine Werte – das wirft seiner Meinung nach ein schlechtes Licht auf die Glaubhaftigkeit der gesamten Gruppe: „Ich will nichts sagen gegen ihr Gewerbe, doch deine Botschaft und dein Wort hat nichts mit ihr zu tun….die warten auf einen Moment, dann legen sie uns um!“ Jesus entgegnet ihm mit Fragen, wer er denn sei und wenn er so rein sei, solle er den ersten Stein werfen. In diesem Zuge wirft er allen seinen Jüngern vor: „Schade, dass ich nun auch euch so hohl, so dumm und träge seh. Unter euch gibt es nicht einen, der weiß, warum ich komm oder geh!“
Die Stimmung ist nun an diesem Freitagabend in Bethany, kurz vor den Toren Jerusalems sehr aufgeheizt. Maria Magdalena versucht nun Jesus zu beruhigen, während Judas sich von der Gruppe abgewandt hat und sich ein Stück weit entfernt zur Nacht bettet („Everything´s alright“ – „Alles wird gut sein!“). „Ohne dich soll sich die Welt heute Nacht drehen, mach die Augen zu und vergiss alles für eine Nacht, alles wird gut sein!“ Jesus ist zwar immer noch aufgewühlt und grübelt über das Verhalten des Judas, begibt sich jedoch wie alle anderen zur Ruhe.
„This Jesus must die“ – „Der Jesus muss weg“
Der Einzug in Jerusalem ruft die höchsten Priester des Judentums in der Stadt auf den Plan. Zusammen. Während Jesus unter Jubelrufen mit seinen Jüngern in der Stadt ankommt, diskutieren die Priester darüber, wie man gegen Jesus vorgehen kann. „Wie stellen wir uns mit dem Zimmermannking?“ fragt Annas den Hohepriester Kaiphas. Dabei ist es noch nicht einmal der Mann selbst, den sie fürchten, sondern seine fanatischen Anhänger und dass diese sich gegen die römische Vormacht stellen könnten, was wiederum Krieg bedeuten würde. „Ich seh Blut und Zerstörung, sie rotten uns aus und nur wegen dem Mann! Genau wie Johannes, der Jesus muss weg!“ sagt Kaiphas zum Ende und es ist beschlossene Sache.
Die fanatischen Anhänger Jesu beginnen nun in den Straßen der Stadt immer lauter zu werden („Hosanna“). Kaiphas tritt der Masse mit den Priestern entgegen: „Sag dem Pöbel, er soll still sein, denn sonst bricht ein Aufstand aus! Das Volk ist laut, ist viel zu laut. Sag dem Mob, der dich besingt, wie dumm er ist und dass nichts stimmt!“ Der Zimmermann jedoch ignoriert die Obrigkeit und heizt das Volk weiter an: „Was Ihr auch sagt, es hat keinen Sinn. Nichts bringt diesen Jubel je zum Schweigen. Und wären alle Zungen still, das Singen bliebe. Aus jedem Stein und Fels klingt dieses Lied!“ – und der Mob stimmt wieder ein und Jesus lässt sich weiter feiern. Judas missfällt das alles immer mehr. Es hat für ihn den Anschein, dass Jesus sich immer mehr diesem Personenkult zu Kopf steigen lässt. Dabei scheint ihm Jesus Reaktion auf das hysterische Ende „JC, JC won´t you fight for me“!? entgangen zu sein.
„Simon Zealotes“ – „Simon Zelot“
Am Höhepunkt dieser Hysterie, die im Moment herrsch, tritt nun Simon in den Fokus. Er ist ein kleiner Agressor und gibt nun der Menge noch ein paar mehr Anstösse auszurasten. „Mehr sind´s, viel mehr als fünfzigtausend, die voll Liebe mit dir ziehn. Jeder von diesen fünfzigtausend wird tun was immer du willst von ihm. Laß sie jubeln dir zu Ehren, doch schüre ihren Hass auf Rom. Deine Macht wird noch größer werden, wir erobern uns den Thron!“ Jesus versucht nun Simon aus der Hysterie zu holen: „Nicht du Simon, nicht die fünfzigtausend, Römer oder Priester kann verstehen was Macht und heilig sein bedeutet!“ Er merkt jetzt zum ersten Mal, dass er sich für einen letztendlichen Weg entscheiden muss „Um den Tod zu besiegen muss man sterben.“ („Poor Jerusalem“ – „Armes Jerusalem“).
Auch der von den Machthabern in Rom in Jerusalem als Stadthalter eingesetzte Pontius Pilatus kommt nicht um Jesus herum, was er jedoch noch nicht weiß („Pilate´s Dream“ – „Pilatus Traum“). „Ich träum von einem Galiläer, ein wundersamer Mann, mit einem Blick, der jedem Auge sagt: Ein Jäger wird gejagt. Ich fragte, sag, was ist geschehen? Wie fing alles an? Ich fragte, doch er sagte nicht ein Wort, als hätt´ er nichts gehört. Auf einmal füllt´ den Raum ein wilder Menschenschwarm. Sie hassten diesen Mann, sie schlugen ihn und dann das Bild vor mit zerrann. Dann sah ich tausend Millionen weinen um den Mann, und dann schrien sie nach mir voll Ungeduld und gaben mir die Schuld.“
„The Temple“ – „Der Tempel“
Andernorts sehen wir Geldleiher und Kaufleute, wie sie in einem Tempel ihre Waren anbieten und düsteren Geschäfte durchführen. „Nur herein, kleine Preise hier, komm zu mir, beste Ware hier!“ Sie feilschen und handeln und sind ganz in ihrem Metier. In einem Tempel, wo man eigentlich Ruhe finden sollte um zu beten. Als Jesus dies mitbekommt, mischt er die Händler auf: „Mein Haus war einst ein Haus des Friedens, doch ihr macht daraus eine Wucherhöhle! Haut ab!“ er verliert total die Fassung und die Kontrolle. Mit diesem Wutausbruch und der doch rabiaten Vorgehensweise, der Tempel ist zwar nun leer von Sünde, doch macht er sich unter den Bewohnern Jerusalems ein paar mehr Feinde.
Diese lassen ihn vorerst in Ruhe, aber wie eine Welle, die einen ertrinkenden verschluckt, wird er nun von der Masse der Kranken und Ausgestoßenen überrannt. Aus allen Ecken und Nischen kommen sie gekrochen und erwarten Heilung. „Zu viel, zu viele seid ihr!“ schreit er sie an. Er zeigt Schwäche und ist überfordert. Maria zeigt sich nun wieder als Ruhepol und schafft es, dass Jesus für ein paar Stunden Ruhe findet. Während er schläft fragt sie „Wie soll ich ihn nur lieben?“ („I don´t know how to love him“). Sie ist hin und her gerissen. Sie versteht nicht, warum sie sich so zu ihm hingezogen fühlt. „Dieser Mann ist nur ein Mann, wie´s so viele für mich gab vorher. Von ihrer Art ist er, nur einer mehr!“
Judas hat unterdessen eine Entscheidung getroffen, obwohl er sich nicht wirklich sicher ist. Jedoch die jüngsten Ereignisse haben ihm einmal mehr gezeigt, dass etwas passieren muss – es wenn es nur dazu dient, Jesus vor sich selbst zu schützen („Fluch für alle Zeit/Blutgeld“ – „Damned for all time/Blodmoney“). Wenn dieser weggesperrt werden würde für eine Weile, würde sich alles wieder ein wenig beruhigen, alle bekämen den Wind ein wenig aus den Segeln und könnten durchatmen. So wendet sich Judas an die Obrigkeiten der jüdischen Gemeinde in Jerusalem.
Für seinen Verrat soll er 30 Silberlinge erhalten. Seither ist Silber eine Waffe gegen alles Böse – Werwölfe können nur mit Silberkugeln getötet werden, Vampire können Silber nicht anfassen – eine Legende erzählt sogar, Judas sei der erste Vampir überhaupt gewesen, denn Gott habe ihn nach seinem Tod so mit dem ewigen Leid bestraft.
Judas nimmt nur wiederwillig die Silberstücke an sich. “Nein, ich nehmen kein Blutgeld!“. Kaiphas entgegnet ihm: „Denk doch mal nach, du kannst viel damit helfen. Tu eine gute Tat, schenk es doch her!“ Der gesamte Priesterrat redet ihm ein, dass er das einzig richtige tut. „Wir haben Mittel um ihn festzunehmen, Du kennst seine Wege, wir das Gesetz!“ So verrät Judas Jesus an die Priester: „Donnerstagnacht, da werdet ihr ihn finden. Fern und allein in dem Garten von Gethsemane!“ Im Hintergrund hört man nur die traurigen Stimmen des Chores: „Bravo Judas. Gut so Judas“.
Fortsetzung folgt!