Jesus Christ Superstar Capitol Mannheim 29. und 30. März 2018

Zu Ostern jedes Jahres ist es für Intendanten fast schon Tradition die Rockoper bzw. das Rockmusical „Jesus Christ Superstar“ im Programm zu haben.

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Quelle: Capitol Mannheim 2018

Sir Andrew Lloyd Webber erschuf mit JCS ein Stück, welches sich sehr von seinen anderen Werken unterscheidet. Zum einen basiert es auf der realen Geschichte des Christentums und zum anderen ist die Musik viel rockiger angehaucht, was sicher auch einige Musicalmuffel ins Theater lockt.

Erzählt werden die letzten sieben Tage von Jesus vor seiner Kreuzigung. Jesus begibt sich mit seinen Jüngern nach Jerusalem. Dort schmieden die Hohepriester Kaiphas und Hannas Pläne um Jesus zu stoppen. Er wird ihnen zu einflussreich und sie befürchten einen Volksaufstand. Durch Tricks und Manipulation können sie den römischen Statthalter Pontius Pilatus auf ihrer Seite ziehen.

Von Jesus‘ Jüngern ist einzig Judas derjenige, der die Gefahr wittert und Jesus zu stoppen versucht. Doch dieser ist, betört durch Maria Magdalena, für jegliche Einwände immun. Einige Jünger, wie Simon, sehen Jesus sogar als ihren Führer an und verehren ihn göttlich. Um Jesus zu retten, hintergeht Judas ihn und nennt den Hohepriestern seinen Aufenthaltsort. Dort wird er nach dem Abendmahl abgeholt. Niemand von seinen Jüngern kommt Jesus zu Hilfe, Petrus leugnet sogar ihn zu kennen.

Beim Verhör mit Pilatus schweigt Jesus. Pilatus, selbst durch einen Traum verwirrt, möchte Jesus helfen und lässt ihn, um die aufsässigen Massen zu beruhigen, erstmal nur auspeitschen. Auch ein Besuch bei König Herodes bringt Jesus nicht zum Reden. Er schweigt weiterhin und die Massen fordern weiter seine Kreuzigung. In Gefangenschaft träumt er von Judas, welchem er den Verrat vergeben hat. Judas konnte mit der Schuld nicht leben und erhängt sich in dem Glauben, dass Jesus ihn nicht mehr liebt.

Schließlich wird Jesus gekreuzigt. Einzig Maria Magdalena trauert am Kreuz. Sie hat endlich einen Mann gefunden, der ihre Liebe wert ist.

Das Capitol beweist wieder einmal eindrucksvoll, dass auf kleinen Bühnen Großes vollbracht werden kann. Ein riesiger Chor sowie kleines Orchester und Band begleiten die Darsteller rund um Alexander Klaws, Sascha Krebs und Femke Soetenga. Letztere ist für die erkrankte Zodwa Selele eingesprungen. Alexander Klaws und Sascha Krebs haben das Stück bereits in verschiedenen Theatern spielen dürfen, aber gerade für den Mannheimer Sascha Krebs dürfte diese Inszenierung eine der emotionalsten gewesen sein. Hier durfte er mit

„Mr. Capitol“ Sascha Kleinophorst, der als Simon immerhin mit einem Solosong glänzen konnte, sowie „Mrs. Capitol“ Jeanette Friedrich als eines der Soulgirls und Daniel Würfel als Petrus wieder gemeinsam auf der Bühne stehen. Komplettiert wurde die Cast durch Darius Merstein als Pilatus, Chris Becker von der Band „Die Dicken Kindern aus Landau“ als Herodes, Tom Tucker mit seiner beeindruckenden tiefen Stimme als Kaiphas, Michael Bergmann als Hannas und Irena Müller-Moser sowie Melanie Haag als Soulgirls. Der Chor von Rainbow Gospel & Soul Connection wurde von Musical Director Joe Völker geleitet.

Man hätte die Mannheimer Produktion auch als „Leiden Christis“ betiteln können, so sehr lebte und fühlte Alexander Klaws als Jesus diese Rolle. Die Gesangsleistung blieb am Donnerstag etwas hinter den Erwartungen, die Mimik drängte sich hier in den Vordergrund. Am Freitag überzeugte Klaws in allen Facetten, gab den führsorglichen, liebevollen wie emotional aufgewühlten und ebenso selbstsicheren Jesus beim Verhör.

Sein Gegenspieler Sascha Krebs überzeugte als rockiger Judas wie man ihn kennt. Sein Mienenspiel mit Femke Soetenga als Maria Magdalena war grandios. Man kaufte beiden ab, dass sie sich nicht trauen und den anderen weit weg wünschen. Stimmlich stach Sascha Krebs an beiden Tagen heraus. Die Rolle des Judas gibt hier sehr viel Spielraum, welches Krebs stets zu nutzen wusste. Egal ob bei „Blood Money“, „Superstar“ oder seinem Selbstmord. Man darf gespannt auf das Jahr 2019 sein, wenn er mit Rob Fowler als Jesus und Patricia Meeden als Maria Magdalena zwei neue Partner an seiner Seite haben wird.

Routiniert zieht Femke Soetenga trotz ihres kurzfristigen Einsatzes das Publikum in ihren Bann. Es stimmte einfach alles. Die Liebe, welche sich für Jesus entwickelt, lässt sie ganz langsam gedeihen. Auch ihre Versöhnung mit Petrus, ist ein sehr kurzer, doch umso schönerer Moment. Daniel Würfel als Petrus hat wie Sascha Kleinophorst nur diesen einen Moment zum Glänzen. Er nutz diese Chance und kann an beiden Tagen überzeugen. Der bereits erwähnte Sascha Kleinophorst hat einmal mehr bewiesen, warum er „Mr. Capitol“ ist und er einfach auf die Bühne gehört. Er nimmt einen Song und macht sich ihn zu Eigen. So wie den einen, den er nur singen durfte.

Präsenter waren Tom Tucker und Michael Bergmann als Hohepriester. Gerade Tom Tucker bestach mit seiner hünenhaften Erscheinung und tiefen Stimme. Michael Bergmann ergänzte ihn sehr gut als das komplette Gegenteil. Harmonisiert haben sie perfekt und steckten mit ihrer Spiellaune alle an. Als zutiefst unschlüssiger und hin und hergerissener Pilatus agiert Darius Merstein autark, stimmlich angenehm und mimisch gefühlsbetont. Als Höhepunkt kann man sicher den Auftritt von Chris Becker als Herodes bezeichnen. Becker passt einwandfrei in diese Rolle. Wer „Die Dicken Kinder aus Landau“ bereits live gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, was für ein Spaß es war, Chris als Herodes erleben zu dürfen. Wir hoffen auf ein Wiedersehen in 2019.

Immer leicht im Hintergrund und doch präsent waren die drei Soulgirls Jeanette Friedrich, Melanie Haag und Irena Müller-Moser. Alle drei begleiten mit ihren weichen und warmen Stimmen durch den Abend und unterstützen sowohl Judas als auch den Chor, der wiederum als aufgeputschte Masse Pilatus dazu bringt, Jesus zu kreuzigen, und ebenfalls als Bettler und Hilfesuchende in Jesus Tempel agieren.

Alles immer unter Kontrolle hatte der Musical Director Joe Völker.

Wer die Chance hat 2019 JCS im Capitol Mannheim zu erleben, sollte nicht zögern. Mit Rob Fowler, Patricia Meeden und Sascha Krebs sind wieder einschlägige Namen in der Cast, die eine erstklassige Inszenierung versprechen.

Tickets und Infos unter: www.capitol-mannheim.de oder Tel. 0621-3367333

Text: Julia