Interview mit Alexander Kerbst
Alexander Kerbst studierte Schauspiel an der Theaterhochschule in Leipzig, machte aber schon früh Ausflüge ins Musical- und Chanson-Fach. Neben Klassikern wie „Hello Dolly“, „West Side Story“ und „Anatevka“ wirkte er auch bei Uraufführungen wie „Das Mädchen Rosemarie“, „Ludwig ²“ und „Daisy’s König“ mit. 2002 stand er erstmals als Falco auf der Bühne. Auf „Falco Meets Amadeus“ folgten eine Konzerttour durch Österreich, „Falco – The Spirit Never Dies“ und nun „Falco – Das Musical“.
Doch auch wenn Alexander Kerbst die Rolle wie auf den Leib geschrieben und Falco ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist, wäre es falsch, ihn auf diesen zu beschränken. Kerbst ist preisgekrönter Chansonier, wirkt als Juror bei Gesangswettbewerben mit, ist Regisseur und Musical-Autor. Zusammen mit Stefanie Kock stellt er mit dem Musik-Comedy-Duo „Kerbst und Kock“ sein komödiantisches Talent unter Beweis.
Wie bist du zum Berufswunsch Musicaldarsteller gekommen?
Das war eigentlich eher Zufall. Ursprünglich hatte ich ja Schauspiel studiert, aber durch meine Chorerfahrung (ich war im Leipziger Thomanerchor) hatte ich eine gewisse musikalische Vorbildung. Dann ergab es sich, dass in Berlin für die WEST SIDE STORY gecastet wurde. Bei diesem Casting habe ich teilgenommen und wurde engagiert. Gleichzeitig noch für ein anderes Musical („Manche mögen´s heiß“). Und – schwupps – war ich im festen Engagement am Metropol Theater. Dort wurde klassisches Musical und Operette im Repertoire gespielt…
Was macht für dich den besonderen Reiz des Musicaldarstellers aus?
Wenn man einmal auf der Bühne gespielt und gesungen hat, dann ist es schwer, sich wieder an ein pures Schauspiel zu gewöhnen. Das Musical hat einfach die Möglichkeit, noch viel mehr Emotionen mithilfe der Musik zu vermitteln. Und das ist ein wunderbares Gefühl, auch auf der Bühne!
Welche Rolle würdest du gerne einmal spielen oder hast du diese bereits gespielt?
Es gibt viele tolle Rollen, die ich schon gespielt habe. Einige gibt es natürlich auch noch, die ich gerne spielen würde. Darunter Tevje in ANATEVKA aber dafür habe ich noch ein paar Jahre Zeit…
Wo würdest du gerne mal auf der Bühne stehen?
Ich habe ja bereits auf vielen Bühnen gestanden, auch durch die vielen Tourneen, die ich bereits gemacht habe. Aber besonders freue ich mich, dass ich wahrscheinlich bald wieder in Füssen im Ludwig-Musical auf der Bühne stehen darf als Doktor Gudden!
Musical heißt manchmal auch, mehrmals pro Woche auf der Bühne zu stehen. Wie anstrengend ist es immer 100 % geben zu wollen?
Das ist sicher nicht einfach, aber durch meine langjährige Erfahrung bin ich inzwischen in der Lage, meine Kräfte optimal einteilen zu können. Meistens ist es so, dass, auch wenn man vielleicht bisschen müde ist, zu Beginn eines Stückes die Lust fast wie von selbst kommt – spätestens, wenn die Ouvertüre läuft.
Gibt es ein Lied aus einem Musical, welches du als absoluten Favoriten für dich bezeichnen würdest?
Da fällt mir spontan nichts ein. Es gibt so viele Songs in Musicals, die wunderschön sind. Zum Beispiel die „Unstillbare Gier“ aus TANZ DER VAMPIRE. Allerdings habe ich diesen Song noch nie gesungen.
Welches ist die lustigste Panne, die dir in einer Show passiert ist?
Einmal ist es mir passiert, dass ich vor Aufregung das falsche Kostüm angezogen habe. Ich habe ein Udo-Jürgens-Medley im ABBA-Kostüm gesungen.
Was bedeuten Fans für dich?
Fans sind ein wichtiger Bestandteil des gesamten Musicalbetriebs, deswegen nehme ich diese Kontakte auch ernst. Schließlich sind das die Leute, für die wir unsere Kunst machen!
Du bist aktuell mit FALCO-DAS MUSICAL auf Tour. Bekommt man da viel von einer Stadt mit, in der man gerade ist oder steigt man nach der Show direkt wieder in den Bus und fährt zum nächsten Spielort?
Oft denken die Leute: Ach, der kommt ja in der ganzen Bundesrepublik herum, spielt sogar in Zürich und viele Termine in Österreich, aber in Wahrheit sehen wir kaum etwas von der jeweiligen Stadt. Wir sind entweder im Bus, kurz im Hotel oder auf der Bühne.
Wie kamst du/ ihr auf die Idee, ein Musical über das Leben von Falco zu machen?
Eigentlich war das ein Aufragswerk. Die Idee stammte von Oliver Forster, dem Geschäftsführer der Konzertagentur COFO. Er rief mich an und fragte, ob ich nicht Lust hätte ein Falco Musical zu spielen und zu entwickeln.
Was fasziniert dich so an der Rolle des Falco?
Falco ist, wie viele Künstler, eine zerrissene Persönlichkeit gewesen. Er hatte viele Ups and Downs, wie er es nannte. Eine solche Persönlichkeit mit Höhen und Tiefen ist ideal für die Bühne, weil sie viele Facetten aufweist. Das ist immer gut für ein dramatisches Buch.
Was möchtest du unseren Lesern noch sagen?
Ich finde es toll, dass ihr euch für Theater, für Musik, für Kunst interessiert, denn ich glaube, dass das Theater eine nicht unwesentliche Bereicherung für die Menschen darstellt und zur Persönlichkeitsbildung beiträgt!
Interview von Hagen