Hochzeit mit Hindernissen – Premiere in Bielefeld

Premiere am Theater Bielefeld: 04.09.2016

Musikalische Leitung – William Ward Murta

Inszenierung – Thomas Winter

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INHALT

Für einen regelmäßigen Musicalgänger ist dieses Stück Geheimtipp und Abwechslung zu gleich. Da sitzt man im Theater, das Licht geht aus und es ertönt keine Ouvertüre, dafür eine männliche Stimme, welche anfängt, zu erzählen. Das Licht geht an und der Mann im Stuhl (Nito Torres) fängt an, über „The Drowsy Chaperone“ zu schwärmen. Ehe man sich versieht, wird der Schallplattenspieler angestellt und das Wohnzimmer vom Mann im Stuhl verwandelt sich zur Bühne.

Stück für Stück wird das Ensemble vorgestellt. Jeder bekommt in der ersten groß angelegten Nummer „Hübsches Kleid“ (Fancy dress) seinen Platz und im Publikum kommen nicht nur die ersten Gags des Abends gut an, sondern auch die Musik.

Nach jedem Bild wird die Show unterbrochen und der Mann im Stuhl gibt Hintergrundwissen zum Musical, den Darstellern der Show von der Schallplatte oder gar Einblicke in sein Privatleben. Wie sich am Ende herausstellt, ist der Mann im Stuhl geschieden.

Die größte und schwerste Tanznummer schließt sich an „Hübsches Kleid“ unmittelbar an. Wir befinden uns in Roberts (Gero Wendorff) Wohnung am Morgen der Trauung. Welcher Bräutigam kennt am Tag der Trauung das Gefühl der „kalten Füße“ (Cold Feets) nicht? Und um aus den kalten Füßen warme zu machen, zaubert Robert gemeinsam mit George (Jens Janke) einen ordentlichen Stepptanz auf das Parkett. An dieser Stelle ist die Arbeit des Choreografen Dominik Büttner hervorzuheben.

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Kommen wir zum Italiener Adolpho (Andreas Wolfram) und seiner Aufgabe, Janet (Maja Sikora) zu verführen. Nachdem er nun im Brautzimmer nicht Janet antrifft, sondern die beschwippste Anstandsdame (Kerstin Marie Mäkelburg), ist es dennoch um die beiden geschehen, nachdem sie einen Tango zum Song „Adolpho“ auf die Bühne gezaubert haben.

Kitty (Michaela Duhme) und Mr. Feldzieg (Carlos H. Rivas) können ebenfalls mit ihren Darbietungen auf der Bühne überzeugen und gemeinsam mit den Gangstern (Tobias Berroth & Arne David) erzeugen diese vier die perfekte Ergänzung zu den Hauptprotagonisten.

In jeder Vorstellung von „Hochzeit mit Hindernissen“ gibt es eine andere Darstellerin für die Rolle der Trix. Die Premiere spielte Roberta Valentini. Auch wenn die Rolle der Trix nicht sehr groß angelegt ist und mit einem Auftritt im ersten Akt und einem im zweiten Akt gesanglich recht klein ausfällt, schafft es Valentini dennoch, dem Zuhörer Gänsehaut zu verpassen und das in einem Musical, welches eindeutig in die Kategorie „Unterhaltung“ fällt.

Besonders hervorzuheben bei der Bielefelder Inszenierung ist, dass dieses Stück ohne großes Ensemble auskommt, obwohl ein solches vorgesehen ist. Die einzelnen Charaktere kehren immer wieder als Sänger und Tänzer in das Geschehen zurück.

Ebenso ziehen wir unseren Hut vor der schauspielerischen Leistung aller Anwesenden auf der Bühne. Nicht nur, dass sie alle sehr viel tanzen müssen und noch dazu populäre Tänze der 1920er-Jahre (Charlston, Stepptanz, alter Tango etc.), nein, jeder muss mehrfach im Freeze unter Beweis stellen, dass er oder sie sich nicht von den Lachern des Publikums aus der Ruhe bringen lässt. Keine einfache Aufgabe.

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Interessanterweise wird man als Zuschauer zwischen dem ersten und zweiten Akt veräppelt. Der Vorhang fällt, das Licht geht an und der Mann im Stuhl ist noch da. Dieser holt sich einen Müsli-Riegel, philosophiert darüber warum eine Pause im Theater ein Störfaktor ist und legt die zweite LP von „The Drowsy Chaperone“ auf den Spieler. Während die Musik erklingt, muss der Mann im Stuhl mal eben austreten. Als er wieder kommt, stellt er fest, dass das die völlig falsche Schallplatte war und legt die richtige auf. Der zweite Akt kann endlich beginnen.

Jeder von uns kennt das Gefühl im Laufe des ersten Aktes, dass man vielleicht mal austreten muss oder tierischen Durst und Hunger bekommt. Tja. bei „Hochzeit mit Hindernissen“ fällt die gewisse Pipi-Pause leider aus (für den Zuschauer). Für den regelmäßigen Theaterbesucher eine ungewohnte Erfahrung, aber auch zugleich interessant. So entfallen die Gespräche, wie man das Stück bisher fand und wird aus der Handlung nicht herausgerissen. Bei einer Gesamtlänge von 1 Stunde und 40 Minuten ist diese fehlende Pause, aber auch zu verkraften.

Fazit:

Wer abseits der großen Theaterhäuser in eine andere Welt abtauchen möchte, voller Freude, Energie und Leichtigkeit, der sollte definitiv nach Bielefeld reisen und sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen!

Informationen und Tickets unter www.theater-bielefeld.de

Text von Anna-Viginia