Priscilla – Königin der Wüste

Premiere: 14.12.2017

IMG_8563

Mit „Priscilla – Königin der Wüste“ bietet das Staatstheater am Gärtnerplatz die deutsche Erstaufführung des Musicals an. Basierend auf dem Buch von Stephan Elliott und Allan Scott sowie der Kinoverfilmung von Latent Image/Specific Films wird die Reise dreier Travestiekünstler aus Sydney durchs australische Outback gezeigt. Die Aufführung ist schrill inszeniert, bringt jede Menge knallfarbiger Kostüme mit sich und wird durch Discohits aus den 70er und 80er Jahren wie „It’s raining men“ von den Weather Girls, „Go West“ von den Pet Shop Boys oder „I will survive“ von Gloria Gainer begleitet.

IMG_8359

Die Aufführung beginnt mit einem Theatervorhang in Form einer durchsichtigen australischen Landkarte. Hinter dem Vorhang verbirgt sich der „Cockatoo Club“ in Sydney, in dem Tick als Drag Queen arbeitet. Zum Hit „It’s raining men“ werden die männlichen Darsteller anfänglich auf die Bühne eingeflogen, indem sie an Drahtseilen gesichert von der Decke herabgelassen werden. Eines Tages erhält Tick einen Anruf von seiner Frau aus Alice Springs. Motiviert durch die Sehnsucht seiner Frau und das Vermissen seines Sohnes beschließt Tick, nicht mehr länger im Cockatoo Club in Sydney, sondern in einem lokalen Club in Alice Springs aufzutreten, um so seiner ehemaligen Familie wieder nahe sein zu können. Um die Reise nicht alleine antreten zu müssen, überredet er zwei seiner ebenfalls als Drag Queen in Sydney arbeitenden Freunde, mitzukommen: die alternde Bernadette und der voller Energie strotzende Adam. Die Drei besorgen sich einen Bus, mit dem sie reisen wollen und taufen ihn Priscilla.

Das Bühnenbild zeigt nun nicht länger den Cockatoo Club, sondern den Bus Priscilla mitsamt eines übergroßen High Heel Schuhs auf dem Dach. Im Bus befindet sich ein riesiges Pappbild von Kylie Minogue, welche von Adam verehrt wird. Auf ihrer Reise treffen die Drei auf einen Aborigine, der jedoch vorgibt, sich nur für Touristen zu verkleiden. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich „irgendwo im nirgendwo“ befinden, wird die Bühne von etlichen Touristen geentert, die die Drei und den Aborigine fotografieren und tanzend umherspringen. Durch die Situationskomik hervorgerufen bleibt diese Szene dem Zuschauer in besonderer Erinnerung. Kurze Zeit später lernen die Drei den Handwerker Bob kennen, der mit einer thailändischen Ping-Pong Stripteasekünstlerin verheiratet ist. Bob verguckt sich in Bernadette und reist mit den Dreien nach Alice Springs.

IMG_8357

Während der weiteren Fahrt filmt Adam das Reisegeschehen im Bus mit einer Kamera. Das Bild wird auf die transparente Australienkarte, welche schon zu Beginn des Musicals sichtbar war, projiziert. Dadurch bietet sich für den Zuschauer ein Bild im Bild, was eine ungewöhnliche Perspektive eröffnet.

Schließlich kommen die Drei in Alice Springs an, wo Tick seine Frau und seinen Sohn trifft. Es kommt zu einer letzten gemeinsamen berauschenden Travestieshow im örtlichen Club von Alice Springs. Außerdem finden Bernadette und Bob immer mehr zueinander, worauf sie beschließen, gemeinsam in Alice Springs zu bleiben.

Der Zuschauer wird in eine glitzernde Welt der Travestie entführt, indem sich nicht nur Männer als Frauen ausgeben, sondern auch umgekehrt. Die Aufführung des Musicals wirkt absichtlich schrill, was sich auch im Gesang der aufgeführten Discohits äußert. Die Kostüme sind mit Liebe zum Detail entworfen, was das Stück realistisch erscheinen lässt. Dem Zuschauer, der nicht mit der Travestiewelt vertraut ist, bietet sich teilweise ein multivalentes Bild von Drag Queens, Travestiekünstlern, Ladyboys sowie Trans- und Homosexuellen. Dieses Bild wird bewusst gegen spießige altmodische Ansichten ausgespielt und wirkt daher provozierend. Unterstrichen wird dies ebenfalls durch den polarisierenden Eindruck der Drei: von Bob und den Zuschauern in Alice Springs werden die Drei frenetisch gefeiert, im Gegensatz dazu von den Bewohnern aus Broken Hill und Coober Pedy angefeindet und als „Schwuchteln“ beschimpft. Jene Impression wird auch durch den gleichzeitigen Auftritt von Transvestiten, Strippern und Cowboys verstärkt.

IMG_8520

Es wird relativ viel nackte Haut gezeigt, zum Beispiel in Szenen in denen sich die drei Hauptdarsteller auf der Bühne ihre Travestiekostüme anziehen. Das Bühnenbild wechselt stets zwischen verschiedenen Bars/Clubs/Schauplätzen der Reise einerseits und dem Bus Priscilla andererseits. Bemerkenswert ist nicht zuletzt, dass für das Bühnenbild ein echter Bus verwendet wird, der auf Stelzen gesichert ist. Am Ende des Stückes wird der Sohn von Tick zum Botschafter einer offenen und toleranten Gesellschaft, indem er seinen Vater bedingungslos annimmt.

Regelmäßige Aufführungen finden im Gärtnerplatztheater noch bis zum 12.04.2018 statt. Tickets und den genauen Spielplan gibt es unter www.gaertnerplatztheater.de.

Impressionen

Cast und Crew

  • Musikalische Leitung: Jeff Frohner
  • Regie: Gil Mehmert
  • Choreografie: Melissa King
  • Bühne: Jens Kilian
  • Kostüme: Alfred Mayerhofer
  • Tick: Armin Kahl
  • Bernadette: Erwin Windegger
  • Adam: Terry Alfaro
  • Diven: Dorina Garuci, Jessica Kessler, Amber Schoop
  • Bob: Frank Berg
  • Marion: Tanja Schön
  • Benji: Jasper Baumann / Clemens von Bechtolsheim / Timothy Scannell /Matthias Thomas
  • Cynthia: Marides Lazo
  • Shirley: Angelika Sedlmeier
  • Miss Verständnis: Eric Rentmeister
  • Miss Fernanda Falsetta: Jurriaan Bles
  • Jimmy: Karim Ben Mansur
  • Ensemble: John Baldoz / Jurriaan Bles / Alex Frei /Dorina Garuci / Luke Giacomin / Jessica Kessler / Marides Lazo / Karim Ben Mansur/ Rachel Marshall / Andreas Nützl / Eric Rentmeister / Adriano Sanzò / Tanja Schön/ Amber Schoop / Susanne Seimel /Samantha Turton

Artikel und Bilder von Sabine