Priscilla – Königin der Wüste Theater St. Gallen
Premiere am 23.2.2019
„Priscilla – Königin der Wüste“ erzählt die Geschichte dreier Drag-Queens, die sich mit einem Bus mit dem schönen Namen „Priscilla“ von Sydney aus auf den Weg nach Alice Springs machen und dabei viele mehr oder weniger lustige Begegnungen haben. So lockte die Premiere im Theater St. Gallen nicht nur die üblichen Zuschauer, sondern auch toll gekleidete Männer in Frauenkleidern an, die sichtlich Spaß hatten.
Spaß macht auch die Musik von „Priscilla“, einem echten Juke-Box-Musical, das 2006 in Sydney uraufgeführt wurde. Denn „Priscilla“ spielt nicht nur in Australien, es stammt auch von daher und ist wohl das einzige Musical von dort, dass auch international sehr erfolgreich ist. Das Musical basiert auf dem gleichnamigen Film, zu dem Stephan Elliot und Allan Scott das Buch schrieben.
Die Musik besteht bei einem Juke-Box-Musical ausschließlich aus bekannten Popsongs. Dies macht es dem Publikum natürlich leicht, denn man hat ein bisschen das Gefühl, eine CD mit Lieblingsliedern wie „It’s raining men“, „Hot Stuff“, „Go West“, „Girls just wanna have fun“, „I will survive“, um nur einige zu nennen, zu hören. Aber hinter all den vergnüglichen Szenen vermittelt „Priscilla“ auch ganz leise eine Botschaft, nämlich tolerant zu sein gegenüber anderen, egal welche sexuelle Orientierung und welches Aussehen sie haben.
„Priscilla“ erzählt die Geschichte von drei Drag-Queens, die jedoch ganz unterschiedlich sind. Da ist Tick, der zwar homosexuell, aber mit einer Frau verheiratet und Vater eines Sohnes ist. Seine Frau hat ihn längst so toleriert, wie er ist. Da sie ein Casino in Alice Springs, mitten um Outback von Australien leitet, bittet sie ihn, zu kommen. Doch der eigentliche Grund ist der 8. Geburtstag seines Sohnes Benji, den er bis dahin noch nie gesehen hat. Tick hat Angst vor der Begegnung mit Benji, sagt aber schließlich doch zu, nach Alice Springs zu kommen.
Um nicht alleine durch die Wüste fahren zu müssen, fragt er seine nicht mehr ganz junge Freundin Bernadette. Bernadette, ehemals Ralph, ist eine Transsexuelle, hat sich operieren lassen und wird dafür vom dritten Mitreisenden, dem jungen und schwulen Adam, stets aufgezogen. Dass Tick verheiratet ist und einen Sohn hat, wissen die beiden Mitreisenden nicht. Ihnen erzählt er lediglich von einem Auftritt in einem Casino in Alice Springs.
Im Laufe der Reise kommen die drei in immer ländlichere Gegenden, in denen die Toleranz ihnen gegenüber schwindet und Vorurteilen weicht. Sie werden angefeindet und der junge Adam, der gerne provoziert, sogar zusammengeschlagen und nur das beherzte Eingreifen von Bernadette rettet ihn vor schlimmeren Folgen. „Priscilla“ wird beschmiert und bekommt daraufhin den pinkfarbenen Anstrich.
Das Stück ist eine Co-Produktion zwischen dem Theater St. Gallen und dem Gärtnerplatztheater München, wo es am 14.12.2017 seine deutschsprachige Uraufführung hatte (Wir berichteten). Da das ganze Kreativteam von München auch in St. Gallen tätig war, hat sich auch an den Kostümen und dem Bühnenbild nicht viel verändert. Neben den vielen bunten und schillernden Kostümen der Drag-Queens und der „Divas“ – drei Mädels, die durch die Geschichte führen – gibt es von allem etwas. Gleich die erste Nummer „It’s raining men“ ist 1:1 umgesetzt, denn von der Decke des Theaters schweben tatsächlich Männer im sexy Outfit ein.
Bei der Besetzung des Stückes hat man mit Armin Kahl als „Tick“ einen der renommiertesten deutschen Musicaldarsteller auf der Bühne. Der in Erlangen geborene Armin spielte u.a. in „Aida“, „Tarzan“, „Schikaneder“, „Jesus Christ Superstar“ u.v.m. Die Rolle des „Tick“ hat er bereits 2017 in München gespielt. Sehr hinreißend spielt er die Rolle des Vaters, der sich für seine Veranlagung gegenüber seinem Sohn schämt.
Wie Armin Kahl spielte auch Erwin Windegger bereits in München die alternde Diva „Bernadette“. Der in Meran geborene Darsteller war schon in vielen bekannten Stücken zu sehen, darunter u.a. „Sweeney Todd“, „Der Mann von La Mancha“ und „La Cage aux Folles“. Ihm nimmt man die Rolle der transsexuellen „Bernadette“ 100-prozentig ab. Mal ist er ein bisschen obszön, dann wieder bemitleidenswert, aber auch mit der Erfahrung eines Lebens als Außenseiter, der weiß, dass es manchmal besser ist sich anzupassen als zu provozieren.
Dritte Drag-Queen und neu in der Rolle von „Adam“ ist Michael Heller. Mutig präsentiert er sich in den offenherzigsten Fummeln, wirbelt tanzend und singend über die Bühne und sorgt für viele lustige, aber auch manchen nachdenklichen Moment. Neben Rollen in „Tanz der Vampire“, „West Side Story“, „Into the woods“ u.v.m ist Michael auch als Choreograf, Tänzer und Regisseur tätig.
Wie die drei Hauptdarsteller sind auch alle anderen Darsteller tänzerisch, gesanglich und schauspielerisch überzeugend und der Spaß, den die Mitwirkenden augenscheinlich auf der Bühne haben, überträgt sich rasch aufs Publikum.
So war es auch nicht verwunderlich, dass schon während der Premierenshow das Publikum fröhlich mitfeierte, minutenlang applaudierte und zum Ende gar „Zugabe“ verlangte. „Priscilla – Königin der Wüste“ ist ein fröhliches Musical mit Tiefgang, bei dem es viele bekannte Popsongs zu hören gibt und bei dem man garantiert mit guter Laune nach Hause geht.
In der derzeitigen Saison ist „Priscilla“ in St. Gallen an folgenden Terminen zu sehen.
9., 22., 24., 27., 30. März
6., 13., 14., 27. April
18., 24., 25., 31. Mai
Danach fährt der pinkfarbene Bus zurück nach München, wo insgesamt 6 Vorstellungen im Juli geplant sind: am 15., 16., 17., 22., 23. und 24.
https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/priscilla-koenigin-der-wueste.html
Text und Bilder: Ingrid Kernbach