Neue Inszenierung mit päpstlichem Orchester

Premiere: 16.11.2017 – besuchte Vorstellung: 01.11.2018 (Premiere 3. Spielzeit)

diepäpstin

Die MusicalFabrik in Rheda-Wiedenbrück hat 2017 erstmals „Die Päpstin“ aus dem Hause der Spotlight-Musicals auf die Bühne gebracht. Aufgrund der großen Nachfrage feierte die neue Inszenierung nun am 01. November 2018 ihre 3. Spielzeitpremiere. Bühnenlichter.de durfte an diesem Abend dabei sein und eine ganz besondere Inszenierung erleben.

Es ist eine Inszenierung, die einen keinen Moment an die Fuldaer Originalinszenierung (Bericht: Hinter hohen Klostermauern…) erinnern und bereits bei den ersten Takten einen Gänsehaut-Schauer über den Körper wandern lässt. Doch warum? Ganz einfach! Es spielt ein 22-köpfiges Live-Orchester unter der Leitung von Klaus Wulfheide. Hier und da lässt es den Darstellern auf der Bühne zwar wenig Luft zum Atmen, macht dieses aber durch großes Gefühl im Spiel wieder wett.

Es ist die Geschichte von Johanna, Tochter eines Dorfpriesters und einer sächsischen Heidin im Mittelalter. Frauen und Mädchen ist es zu dieser Zeit untersagt zu lesen oder zu schreiben, doch Johanna belauscht ihren Vater, wenn dieser ihren Bruder Johannes unterrichtet. Die Familie bekommt schließlich Besuch vom Gelehrten Aeskulapius, welcher Johannes mit an die Klosterschule in Dorstadt nehmen soll. Aeskulapius erkennt schnell, dass Johannes seine Aufgaben nicht selbst gelöst hat und möchte beide Kinder mitnehmen. Der Vater ist außer sich. Die Kinder flüchten schließlich eines nachts und so wachsen sie beide bei Markgraf Gerold und seiner Frau Richild auf.

© Musical-Fabrik e.V.
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Johanna wächst zu einer jungen Frau heran und verliebt sich in ihren Ziehvater Gerold. Als schließlich Richild Johanna zwangsverheiraten möchte, wird die Zeremonie durch einen Normannen-Überfall beendet. Johanna überlebt als Einzige. In ihrer Verzweiflung trifft sie eine einsame Entscheidung – sie gibt sich fortan als Mann aus. Als Johannes Anglicus lebt sie viele Jahre im Kloster Fulda bis ihre Maske fast durch ihren Vater enttarnt wird. Abt Rabanus versorgt sie schließlich mit einem Auftrag und schickt Johanna auf Reisen. Sie landet in Rom und wird als Heilerin u.a. in den Lateran zu Papst Sergius gerufen, um diesen zu heilen. Dies gelingt ihr, ganz zum Missfallen der Widersacher Anastasius und dessen Vater Arsenius, welcher seinen Sohn auf dem Papstthron sieht.

Plötzlich begegnet Johanna Gerold wieder und ihr Weg gerät ins Wanken. Als Sergius stirbt und Johanna zum neuen Papst ernannt wird, muss sie ihr Geheimnis weiter mit Aeskulapius und Gerold wahren…

Die Musical-Fabrik e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, welcher über 100 Personen der Region die Möglichkeit gibt ihr Können und ihr Wollen unter Beweis zu stellen. Egal ob auf der Bühne, davor oder dahinter. Der Verein fördert damit ehrenamtliches Engagement, schafft ein neues Freizeitangebot, fördert und fordert Talente, stärkt die Teamfähigkeit, führt Generationen zusammen, leistet einen Beitrag zur Integration und fördert letztlich von allen Mitwirkenden die Sozialkompetenz. Summa summarum ein Projekt, welches der Stadt Rheda-Wiedenbrück ein positives Image verpasst, vor allem durch die Leistung aller.

© Musical-Fabrik e.V.
© Musical-Fabrik e.V.

Die wenigsten der Mitwirkenden sind ausgebildete Musiker, Maskenbildner, Schauspieler oder Techniker. Sie alle verbindet das gemeinsame Hobby – die Liebe zum Musical und den darstellenden Künsten.

Die Besetzung des Abends:

  • Johanna – Janet Schmeken

  • Johanna (Kind) – Sarah Rilka

  • Johannes (Kind) – Eric Kunath

  • Dorfpriester – Friedel Domke

  • Gudrun – Kerstin Brucholder

  • Aeskulapius – Peer Brändel

  • Anastasius – Bastian Granas

  • Arsenius – Felix Büscher

  • Gerold – Sebastian Elmers

  • Marioza – Bettina Kramer

  • Fulgentius – Uwe Linnhoff

  • Abt Rabanus – Gerhard Freese

  • Kaiser Lothar – Marcel Risse

  • Papst Sergius – Uwe Linnhoff

  • Richild – Johanna Schlüter

  • Johannes – Sebastian Schendel

Janet Schmeken spielte in der ersten und zweiten Spielzeit im Ensemble. Mittlerweile hat sie eine Ausbildung zur Musicaldarstellerin begonnen und überzeugt vor allem im zweiten Akt mit ihrem Schauspiel aber auch mit ihrem gefühlvollen Gesang.

© Musical-Fabrik e.V.
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Unter der Regie von Matthias Grimmelsmann wurde das Publikum von Anfang an durch das Bühnenbild (Guido Erlenkötter), die Choreographien (Anja Gailus-Scheffbusch & Larissa Millan) und vor allem durch die Mitwirkenden auf der Bühne in den Bann dieses Musicals gezogen. Man vergisst bei dieser Inszenierung und der Leistung alle Mitwirkenden völlig, dass es sich auf der Bühne um semi-professionelle Darsteller handelt, die mit dieser Kunst nicht ihr täglich Brot verdienen. Grimmelsmann übernahm in der dritten Spielzeit die Regie von Benjamin Lenert und änderte an der ein oder anderen Stelle die Inszenierung. So ließ er einige Szenen näher am Publikum stattfinden, sowie teilweise im Publikum. Ein cleverer Schachzug, denn so war das Publikum noch mehr gefesselt von der Handlung. 

Die professionelle Technik unter der Leitung von Michael Altemark konnte ebenfalls überzeugen. Reibungslose Abläufe in der Tontechnik, der Beleuchtung sowie der Lautstärke der Mikrofone. Wie oft erlebt man es bei manch einem Theater, dass das Orchester die Darsteller auf der Bühne übertönt. Dies war in Rheda-Wiedenbrück ganz und gar nicht der Fall. 

Sie alle sind mit Herzblut bei der Sache und so braucht man, auch wenn man das Musical schon mehrfach gesehen hat, am Ende doch wieder die Taschentücher. Ein kleiner Kritikpunkt geht an diesem Abend an das Publikum. Die Rheda-Wiedenbrücker haben zwar nach fünf Jahren gelernt nicht bei jeder Kleinigkeit zu klatschen, so Wulfheide bei seiner Begrüßungsrede. Doch teilweise fehlt es dem Publikum an diesem Abend am nötigen Respekt vor der Handlung des Stückes. Immer wieder wird an Stellen gelacht oder geschmunzelt die im Kern eine wichtige Botschaft vermitteln bzw. die Lebensumstände um 800 n. Ch. verdeutlichen und von den Darstellern auf der Bühne wunderbar dargestellt werden. Also eigentlich kein Grund zu Lachen, sondern eher nachdenklich den nächsten Szenen zu lauschen…

Dennoch erstrahlt “Die Päpstin” in Rheda-Wiedenbrück in einem neuen Gewand, ist nicht ohne Grund in den ersten zwei Spielzeiten komplett ausverkauft gewesen und wartet aktuell nur mit wenigen Restkarten auf. Danke für diesen fantastischen Abend! Wir ziehen den Hut und sind gespannt, was die Musical-Fabrik e.V. aus dem „Medicus“, ebenfalls aus dem Hause der Spotlight Musicals, macht.

© Musical-Fabrik e.V.
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Veranstaltungshinweis

Am 17. November veranstaltet die Musical-Fabrik e.V. einen Kostümverkauf von 10-15 Uhr im Bosfelder Weg 81 in 33378 Rheda-Wiedenbrück. Außerdem starten am 30. November die Castings für die neue Produktion des “Medicus”. Interessierte aus allen Bereichen können sich vorab per Mail bei den Verantwortlichen melden. Alle weiteren Informationen finden Sie auf der Homepage www.musical-fabrik.de


Artikel von Anna-Virginia

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