Funtastival Dinslaken 2021 – Musical unplugged
Die „Musicalfuzzis“ dürfen endlich wieder die Bühne rocken
Am 18. Juli stand die dritte Veranstaltung der Funtastival Sonderedition auf dem Programm. Seit mehr als 20 Jahren findet jedes Jahr im Burgtheater die „Sommernacht des Musicals“ statt, doch die aktuellen Corona-Verordnungen erlauben eine solche Sommernacht, wie man sie kennt, noch nicht. Also überlegten sich die Verantwortlichen einen Musicalabend mit vier hochkarätigen „Musicalfuzzis“, wie Mark Seibert sich und seine Kolleg*innen selbst nennt, einem bunten Programm und das alles unplugged.
Zu den „Musicalfuzzis“ gehörten neben Mark Seibert, Sabrina Weckerlin, Judith Caspari und Patrick Stanke. Durch letzteren konnte man das Konzert nicht nur mit insgesamt 500 Zuschauer*innen live vor Ort erleben, sondern auch im Livestream. MUSICAL UNPLUGGED war folglich die erste Veranstaltung mit Live-Publikum und virtuellem Publikum. Das virtuelle Publikum verteilte sich über den gesamten Erdball. Ob in den Niederlanden, in Finnland oder in China. Der Stream konnte überall, fast problemlos, gemütlich vom Sofa aus verfolgt werden.
Mit „Don´t stop Believing“ aus dem Musicalfilm GLEE wurde der Abend eröffnet und das Publikum eingeheizt, aber auch eine Message gesetzt zu den aktuellen Begebenheiten in NRW und Rheinland-Pfalz, woran sich auch sehr passend Mark Seiberts Interpretation von „From now on“ anschloss.
Dinslaken-Premiere feierte Judith Caspari an diesem Abend und brachte zunächst ein eher selten gesungenes Stück bei einem Musicalkonzert mit – nämlich „Summertime“ aus PORGY & BESS. Das erste Duett lieferten Seibert und Caspari mit „Rewrite the stars“.
Auch Sabrina Weckerlins beliebte Bauernregeln durften dieses Jahr nicht fehlen, obwohl sie sich ein bisschen so vorkam, als würde sie mit diesen fremdgehen. Immerhin sind die Bauernregeln fester Bestandteil der Sommernacht und gehören doch eigentlich nicht in dieses Format. Aber, wenn die Fans sich dies wünschen, wird der Wunsch natürlich erfüllt.
Das Programm brachte einen angenehmen Wechsel zwischen Klassikern, die bei keinem Musicalkonzert fehlen dürfen, und eher seltenen Songs. Sabrina Weckerlin verzauberte mit ihrer Version von „Finding wonderland“ das Publikum vor Ort und vor den Bildschirmen. Patrick Stanke hingegen versuchte „während der Arbeit dünn zu werden“. Wer kennt sie aktuell nicht, die Coronaröllchen und auch an einem Herrn Stanke sind die vielen Wochen im Lockdown nicht spurlos vorbeigegangen. Mit „Eye of the tiger“ verband er also ein kleines Workout mit dem Singen, was zur Erheiterung des Publikums beitrug.
Judith Caspari wurde unter den „Musicalfuzzis“, auf und vor der Bühne, durch ihr Engagement bei ANASTASIA einem breiten Publikum bekannt, somit durfte die „Reise durch die Zeit“ an diesem Abend nicht fehlen. Mark Seibert zeigte schließlich bei „Footloose“, dass in ihm ein Tanztalent schlummert.
Kurz vor der Pause gab es die ersten stehenden Ovationen für Patrick Stankes „Bring ihn heim“ aus LES MISERABLES. In der Unplugged-Version – lediglich von einer Akustik-Gitarre und einem Akkordeon begleitet.
In die Pause entlassen wurde das Publikum mit „Seasons of love“ aus RENT. Während der Pause konnte das Live-Publikum sich mit neuen Getränken und Snacks versorgen, sowie die spontane Spendenbox füttern. Der Erlös der Spendenbox kommt den Flutopfern in NRW/Rheinland-Pfalz zu Gute. An wen der Erlös ausgehändigt wird, wird in Kürze bekannt gegeben.
Nach der Pause eröffnete der „sexiest man of musical business“, wie Patrick Stanke Mark Seibert nannte, den zweiten Block mit „Du und ich“ aus dem Musical PRETTY WOMAN. Ein Musical, welches noch vor der Pandemie erfolgreich in Hamburg lief und mitten in der Spielzeit abgebrochen werden musste und vorerst kein Revival bekommt.
Ein weiteres Highlight von zwei Powerfrauen war das Duett der alten Hexe und der neuen Hexe. Sabrina Weckerlin und Judith Caspari präsentierten „Wie ich bin“ aus WICKED und sorgten für reichlich Gänsehaut. Aber auch Patrick Stankes ganz eigene Version von „This is me“ ging unter die Haut.
Wenn Sabrina Weckerlin und Mark Seibert sich eine Bühne teilen, dann darf natürlich das Liebesduett zwischen Johanna und Gerold nicht fehlen. „Wehrlos“ katapultierte einen direkt zurück zu einem der letzten live Theatermomente vor der Pandemie.
Apropos letzte Theatermomente: So erinnerte sich Patrick Stanke an seinen Silvesterabend 2019/2020 mit der charmanten Gattin in London. Dort schauten sie DEAR EVAN HANSEN. Die perfekte Überleitung, um Judith Caspari mit dem „Requiem“ aus diesem Musical anzukündigen.
Als einziger thematischer Block folgten nun drei Titel aus ELISABETH. „Der letzte Tanz“, „Die Schatten werden länger“ und „Ich gehör nur mir“ wurden zum Besten gegeben. Hervorzuheben ist in diesem Block Judith Caspari, welche selbst zugab vor „Ich gehör nur mir“ ein bisschen Bammel gehabt zu haben. Ihre Interpretation sorgte für Standing Ovations in Dinslaken.
Gegen Ende gab es erneut ein bisschen #päpstinlove und Sabrina Weckerlin sorgte mit „Das bin ich“ für weitere stehende Ovationen und das ein oder andere Auge blieb auch nicht trocken. Als große Abschlussnummer gab es von Queen „The show must go on“, ein Titel, der seit der Pandemie auf fast keinem Konzert mehr fehlt und nicht treffender auf die Gesamtsituation passen könnte.
MUSICAL UNPLUGGED war ein kurzweiliger Konzertabend, der mit der kleinen Band bestehend aus 4 Musikern ordentlich rockte. Durch die zusätzliche Streaming-Möglichkeit konnte man auch noch spontan an diesem Konzert teilnehmen und einen schönen Sommerabend zu Hause verbringen. Diese hybride Möglichkeit bei Konzerten dabei zu sein, scheint aufzugehen und auch in Zukunft praktikabel zu sein.
Artikel & Fotos von Anna-Virginia