CHICAGO – Das Original Broadway Musical

Chicago

Am 05.06.2019 begeisterte „Chicago – Das Original Broadway Musical“ das Publikum im Kölner Musical Dome mit einer fulminanten Premiere. Die Geschichte zweier Mörderinnen, die mit Hilfe von Korruption und Medienhype in den 1920er-Jahren zu Medienstars wachsen, wurde in englischer Fassung dargeboten. Auch an Besucher ohne ausreichende Englischkenntnisse wurde gedacht, daher wurden rechts und links von der Bühne deutsche Untertitel eingeblendet. Selbst wenn die Übersetzungen nicht immer originalgetreu waren, spiegelten sie doch den Inhalt des Gesungenen wider. Allerdings hätten die Untertitel gern direkt über der Bühne sein dürfen, da viele Zuschauer durch das ständige nach links oder rechts Gucken die Bühne aus den Augen verloren haben. Mit den ersten Tönen der Musik ließ dann das auf der Bühne befindliche gut gelaunte Jazz-Orchester direkt eine Nacht-Club-Stimmung aufkommen und störte zu keinem Zeitpunkt das Gesamtbild.

Gleich zu Beginn mit „All That Jazz“ zeigte sich ein perfekt abgestimmtes Ensemble, das eine hervorragende Synergie mit dem Orchester einging. Velma (Samantha Peo) und Roxie (Carmen Pretorius) hatten eine bis zum Ende gleichbleibende starke Präsenz. Gesanglich wie auch schauspielerisch brachten sie ihre Rollen perfekt in den Mittelpunkt. Ergänzt wurden sie durch eine gesanglich starke „Mama“ (Ilse Klink) und einen treu-dummen Ehemann, Amos (Grant Towers), der in seiner Rolle unbeachtet bleiben muss, dies sehr gut umsetzte und damit das Publikum zu Mitleid rührte. Dazu kam noch Boulevard-Reporterin Mary Sunshine (KJ Haupt), die die Medienmaschinerie ordentlich anheizte und ein kleines Geheimnis mit sich herum trägt… Wie es manchmal im Leben und in den Medien so ist: Mehr Schein als Sein. Diese Medienunterstützung hilft Billy Flynn (Craig Urbani) in seiner Verteidigung von Roxie. Hier hätte man Billy Flynn etwas mehr Körperausdruck gewünscht, um diesen Hype zu unterstützen. Seine ein, zwei tonlichen Unsicherheiten könnte man der Premiere schulden, aber das ist wirklich Meckern auf ganz hohem Niveau.

© Tristam Kenton
© Tristam Kenton

Ebenfalls herausragend ware der Gesang des Ensembles und die präzise ausgearbeiteten Tänze. Selten so ein akkurat tanzendes und singendes Ensemble erlebt und das bei einer schweren und wirkungsvollen Choreografie. Man konnte auch bei ihnen jedes einzelne Wort verstehen, jede Bewegung war auf dem Punkt und diese wirklich imponierende Ausführung blieb bis zum Schluss ohne Verlust von Kraft, Ausdruck und Präzision. Es war ein echter Genuss. Hauptcast und Ensemble agierten so flüssig miteinander und wurden vom Orchester so perfekt in Szene gesetzt, dass man zu keiner Zeit aus der Story gerissen wurde. Die Kostüme waren der Zeit sehr gut angepasst und die Beleuchtung brachte das ins rechte Licht, ohne zu viel Spielerei. Ein extra Lob gebührt noch dem Schlagzeuger, der Unmengen an akzentuierten Einsätzen in Kombination mit den Bewegungen der Darsteller hatte und keinen davon verpasst hat. Und nicht zu vergessen, wurde das Orchester auch schauspielerisch mit eingebunden. Somit auf ganzer Linie eine perfekte Aufführung.

Fazit: Wer sich dieses Musical nicht anschaut, der verpasst wahren Genuss für Auge und Ohr. Und wirklich keine Angst vor der englischen Sprache haben. Was der Untertitel auslässt, findet sich in dem Körperausdruck der Darsteller wieder.


Artikel von Anja R. für Bühnenlichter.de

 

Köln

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04.06. – 11.06.2019

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18.06. – 23.06.2019

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25.06. – 30.06.2019

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03.07. – 13.07.2019

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16.07. – 04.08.2019

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06.08. – 11.08.2019