Catch me if you can – DomplatzOpenAir Magdeburg 2023

Auf der Flucht auf dem Domplatz Magdeburg

Premiere: 16. Juni 2023 – besuchte Vorstellung: 18. Juni 2023

Zwei Tage nach der Premiere war es auch für uns soweit und die Reise ging nach Magdeburg. Für alle die dort einen Besuch planen, rundum finden sich genug Parkmöglichkeiten und für das leibliche Wohl wurde ebenso gesorgt.

Im Schatten des Doms ist die Bühne aufgebaut und da es bei Open Air Produktionen keinen Vorhang gibt, hinter dem sich das Bühnenbild verstecken kann, schweifte der erste Blick natürlich auf die Bühne. Ein detailverliebtes Bühnenbild wartet dort auf das Publikum und es verrät zugleich viele verschiedene Spielorte, die im Verlauf der Geschichte wichtig sind. Bis es losging, versuchte ich, sie meinen Erinnerungen an den Film mit Leonardo Di Caprio zuzuordnen.

Die Geschichte handelt von Frank Abagnale Jr., welcher als Betrüger weltweit auf der Flucht vor dem FBI ist. Dabei schlüpft er immer wieder in verschiedene Berufe und so wird Frank zum Piloten, zum Kinderarzt oder zum Anwalt. Mit gefälschten Schecks und Zeugnissen bestreitet er seinen Lebensunterhalt und ein paar Mal ist das FBI ihm sehr dicht auf den Fersen. Dann kommt der Moment, als er die richtige Frau kennenlernt und der Gedanke sich festigt, ein sesshaftes ehrliches Leben zu führen. Am Ende wird er von FBI verhaftet und kommt ins Gefängnis.

© www.AndreasLander.de

Das Musical beleuchtet insbesondere die Situationen in denen Frank in dieses Leben hineinrutscht. Aufgewachsen in einem vermeintlich heilen Elternhaus, bricht seine Welt als 16jähriger plötzlich zusammen, als seine Eltern sich trennen. Die Scheidung und die Trennung ist ein wahres Trauma für Frank. Immer wieder im Stück ist ein Thema für ihn, seine Familie wieder zurückzubekommen bzw. das seine Eltern sich wieder vertragen. Von seinem Vater geprägt, rutscht er in die ersten kleinen Betrügereien / Schwindeleien noch zu Zeiten des Schulbesuches. Dabei wird Unrecht entschuldigt und klein geredet. Als er nach der Trennung seiner Eltern sein zu Hause verlässt, geben ihm seine Erlebnisse immer wieder die Möglichkeit zum Betrug und er verfeinert sein Vorgehen. Am Ende sind es über 2 Mio. US Dollar an ergaunertem Geld.

Als roter Faden der Geschichte gibt es immer wieder die Momente, in denen er sich nach seiner Familie und deren Zuwendung und Zusammenhalt sehnt. Er wirkt verletzlich und kann schließlich bei Krankenschwester Brenda Strong kurzzeitig zur Ruhe kommen.

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Das Stück erzählt die Story in Rückblicken. Zu Beginn wird Frank am Flughafen durch das FBI gestellt und bittet den FBI Agenten Carl Hanratty seine Geschichte erzählen zu dürfen. Am Ende schließt sich der Kreis genau wieder in dieser Szene. Diese Rückblenden werden als Shownummern inszeniert und es tauchen dort immer wieder Symbole des Glückspieles auf. So finden sich Würfel, Dominosteine, Schachfiguren, Spielsteine und Roulettechips im Bühnenbild und auf der Bühne wieder. Das Bühnenbild ermöglicht viele Spielorte und so haben wir Einblick in Franks zu Hause, diverse Hotelzimmer, das FBI Büro, der Flughafen, ein Krankenhaus, eine Bar und das Haus der Familie der Krankenschwester. Hier geht ein großes Kompliment an den Verantwortlichen Darko Petrovic. Die Wechsel laufen super schnell und wurden ohne Störungen des Ablaufes in das Stück integriert.

Hervorzuheben sind insbesondere der tolle Sound des Orchesters (vom Publikum aus nicht zusehen ist), welches von Kai Tietje dirigiert wurde und die Lichttechnik. Beide zusammen zaubern einen Augen-und Ohrenschmaus vor einer tollen Kulisse. Der Regisseur Felix Seiler verbindet all diese Elemente zu einer großartigen und unterhaltsamen Show, die einfach Spaß macht und einen Abend voll guter Laune verspricht.

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Die Kostüme der Darsteller sind aus der Zeit um 1960 und sind sehr bunt, was aber zum Gesamtkonzept passt. Unter der Leitung von Danny Costello wird jede Rückblende choreografisch zu einer tollen Shownummer. Diese Art der Umsetzung nimmt dem eigentlichen „Verbrechen“ die Schwere und begleitet den Betrug charmant.

Philipp Büttner ist Frank Abagnale Jr. und ihm gelingt es mühelos den Weg aufzuzeigen vom behüteten Kind der Familie, zum enttäuschten trotzigen Jungen und letztendlich zum smarten Betrüger, dem alle Welt alles glaubt. In einer Szene noch wortgewandt und smart, ist er im nächsten Moment wieder verletzlich und in sich gekehrt–hoffend auf ein Happy End seiner Familie. Gesanglich und schauspielerisch überzeugt er dabei auf ganzer Linie und es macht einfach Spaß, ihn auf seinem Beutezug und der Flucht zu begleiten. Büttner gelingt es, dass man, als er verhaftet wird, Mitleid hat und die Hoffnung hegt, er möge doch noch entkommen.

Die wichtigsten Personen in Franks Leben sind seine Eltern. Dargestellt von Karin Seyfried und Nigel Casey. Sind sie zunächst das Traumpaar und die heile Welt für Frank Jr., ändert sich dies im Verlauf des Stückes. Besonders prägend ist die Vaterrolle. Hier gelingt Nigel Casey die Entwicklung vom erfolgreichen Geschäftsmann zum alkoholabhängigen Verlierer, dabei prägt er seinen Sohn, in dem Unrecht / Betrug als Mittel zum Zweck dient. Karin Seyfried als Mutter sorgt für eine große Enttäuschung im Leben von Frank. Ihre Figur betrügt den Ehemann und schlussendlich beendet sie die Hoffnung auf eine heile Familie, in dem sie erneut heiratet.

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Eine wichtige Rolle im Stück spielt der FBI Agent Carl Hanratty gespielt von David Arnsperger. Als Agent alter Schule sieht er es als persönliche Herausforderung Frank zur Strecke zu bringen. Arnsperger spielt mit viel Witz und einem Hauch Colombo, um Frank auf die Spur zu kommen. Erwirkt fast väterlich bei den Telefonaten mit Frank und schafft glaubhaft den Spagat zwischen Gesetzeshüter und Bewunderung/Sympathie für einen Betrüger.

Und dann ist da noch Brenda Strong, gespielt von Jeannine Michele Wacker – sie ist die Frau, die Frank so nachhaltig beeindruckt, dass er mit ihr eine Familie gründen möchte. Wacker spielt diese Krankenschwester mit einer Mischung aus zuckersüßer und starker Frau. Ihr Solo “Flieg, flieg ins Glück” ist ein Gänsehautmoment der Show. 

Jeder einzelne des großartigen Ensembles trägt zu einem absolut gelungenen Abend bei und dass honoriert ein sehr Beifall freudiges Publikum mit kräftigem Zwischenapplaus und viel Jubel am Ende.

Das Theater Magdeburg hat mit dem Domplatz Open Air wieder einen Volltreffer gelandet und bietet im Schatten des Doms tolle Inszenierungen. Ein Besuch lohnt sich. Der Besuch 2024 ist fest eingeplant, denn dann spielt das Theater das viel zu selten gespielte Stück LIEBE STIRBT NIE von Andrew Lloyd Webber. Tickets sind bereits über das Theater erhältlich!

Cast & Crew

  • Musikalische Leitung Kai Tietje
  • Regie Felix Seiler
  • Bühne Darko Petrovic
  • Kostüme Linda Schnabel
  • Choreografie Danny Costello
  • Dramaturgie Ulrike Schröder
  • Frank Abagnale Jr. Philipp Büttner
  • Carl Hanratty David Arnsperger
  • Brenda Strong Jeannine Michèle Wacker
  • Frank Abagnale Sr. Nigel Casey
  • Paula Abagnale Karin Seyfried
  • Ensemble: Veronica Appeddu, Clara Maria Determann, Karina Kettenis, Luisa Meloni, Clara Mills-Karzel, Jessica Rühle, Robert Johansson, Leopold Lachnit, Manuel Lopez, Richard Patrocinio, Tobias Stemmer, Alexander Wilbert

Impressionen vom Schlussapplaus

Wir bedanken uns beim Theater Magdeburg für die Einladung und den tollen Abend mit der wunderbaren Sicht auf die Bühne!


Artikel von Claudia K.