Bajazzo darf nicht platzen/ Lend me a Tenor – Pforzheim 2023/24
Premiere: 15.12.2023 – rezensierte Vorstellung: 22.12.2023
In Cleveland kämpft das Theater gegen den Untergang. Rettung verspricht sich Intendant Saunders durch den Auftritt des berühmten Tenors Tito Merelli, der die Rolle des Bajazzos in der Oper “Pagliacci” spielen soll und so warten alle im Theater auf dessen Ankunft. Besonders jedoch auch Maggie, die Tochter von Saunders, die sich bei einer früheren Begegnung in Merelli verliebt hat.
Als der Tenor endlich mit seiner eifersüchtigen Ehefrau Maria ankommt, wird Max, das Mädchen für alles, zu seiner Betreuung abgestellt. Max, ein total schüchterner Typ, ist wiederum über beide Ohren verliebt in Maggie. Als Zimmermädchen verkleidet, schleicht sie in die Suite, wird jedoch von der Ankunft Merellis überrascht und versteckt sich im Schrank. Da es Merelli schlecht geht, gibt Max ihm ein Glas Wein, in das er aber auch Merellis Beruhigungstabletten tut.
Max und Merelli unterhalten sich und Max erzählt Merelli, dass er eigentlich auch gerne auf der Bühne stehen würde, aber zu viel Angst habe. Merelli zeigt ihm, wie man sich auf der Bühne präsentiert mit dem Lied „Sei du selbst“.
Und während Merelli immer mehr Wein trinkt, entdeckt seine Ehefrau Maria nebenan im Schlafzimmerschrank Maggie. Vor Eifersucht rasend, packt sie ihre Koffer und reist ab. Als Merelli, schon total benebelt von Wein und Tabletten, dies bemerkt, bricht er endgültig zusammen. Denn er liebt nur seine Maria. Er legt sich ins Bett und Max, der ihn findet, bekommt ihn nicht wach. Außerdem ist da noch der Abschiedsbrief von Maria, von dem Max denkt, er sei von Merelli, da der wie tot daliegt.
Aber was nun? Saunders beschließt, dass Max als Bajazzo auftreten müsse, da man unter dem weißen Gesicht nicht erkennt, wer es ist. Und Max meistert die Aufgabe mit Bravour. Aber inzwischen ist auch Merelli wieder wach und als Bajazzo geschminkt. Es entwickelt sich ein großes Durcheinander. Denn auch die Diva, die mit Bajazzo Max im Glauben es sei Merelli aufgetreten ist, erhofft sich von dem Star weitere Hilfe bei ihrer Karriere. Nach einem wilden Durcheinander gibt es am Ende doch für alle ein Happy End.
Das Stück, welches ursprünglich „Otello darf nicht platzen“ (in Englisch „Lend me a tenor“) hieß, wurde wegen des gesellschaftlichen Problems mit dem „blackfacing“ umbenannt. Sowohl in der Komödie als auch im Musical drehte sich zunächst alles um Verdis Oper “Otello”, doch aufgrund dieser Diskussionen entschieden sich die Kreativen dazu die Oper im Musical auszutauschen. Auch Ken Ludwig änderte dies in seiner Vorlage. Seitdem dreht sich alles um die italienische Oper “Pagliacci” und um die Hauptrolle des Bajazzos, einem Clown. Natürlich werden auch ein paar Ausschnitte aus dieser Oper gesungen, die als Übersetzung über der Bühne zu lesen sind.
Die Komödie von Ken Ludwig wurde 1986 in London uraufgeführt und erhielt nicht nur mehrere Nominierungen für den Tony Award, sondern konnte diesen auch in zwei Kategorien gewinnen. Das Musical folgte 2010 von Peter Sham und Brad Carroll. In Pforzheim inszenierte Markus Hertel das Stück, die Dramaturgie übernahm Andreas Frane. Dabei gibt es viele große Szenen, in denen sogar einige Kinder aus dem Kinderchor mitspielen dürfen und, eine schöne Geste, sie dürfen zur Pause noch einmal ihren eigenen Applaus abholen.
Auch kommt es dem Ensemble des Theaters entgegen, dass das Stück Oper und Musical miteinander verbindet, da es es im Ensemble viele schöne Opernstimmen gibt. Allen voran natürlich „Tito Merelli“, gespielt von Philipp Werner, und „Max“ Dirk Konnerth. Ihr Duett „Sei du selbst“ ist wirklich großartig.
Die Rolle der temperamentvollen Ehefrau Maria Merelli übernimmt sehr glaubhaft Lilian Huynen. Auch Joanna Lissai als verliebte Maggie Saunders und Franziska Fait als Diva singen und spielen ihre Rollen perfekt.
Neben dem Ensemble des Theaters ist der Chor des Theaters, einige Kinder des Kinderchors (die Jüngste höchstens 7) sowie 4 Tänzerinnen, die sogar steppen, mit auf der Bühne. Die badische Philharmonie unter der Leitung von Philipp Haag ist sowieso eine Klasse für sich und es macht Spaß, der Musik zuzuhören.
Insgesamt gesehen ist das Stück eine herrliche Verwechslungskomödie und macht einfach gute Laune. Gespielt wird noch an ausgewählten Tagen bis zum 17. März 2024. Tickets gibt es direkt über das Theater Pforzheim.
Besetzung des Abends
- HENRY SAUNDERS/CANIO MARKUS WESSIACK
- MAX GARBER/CANIO DIRK KONNERTH
- MAGGIE SAUNDERS JOANNA LISSAI
- TITO MERELLI/CANIO PHILIPP WERNER
- MARIA MERELLI LILIAN HUYNEN
- DIANA DIVANE/NEDDA FRANZISKA FAIT
- DIE ANNAS DOROTHEE BÖHNISCH, JINA CHOI, REBECCA KRAMSKI
- BERNIE GUTER/MICKEY THORSTEN KLEIN
- LIFTBOY/JUNGER TITO/BEPPE/JOE SANTIAGO BÜRGI
- EMPFANGSDAME/JUNGEMARIA LOU DENÈS
- MAESTRO/HOTELDIREKTOR/TONIO LUKAS SCHMID-WEDEKIND
- SILVIO BERNHARD MEINDL
- PAGEN KINDERCHOR DES THEATERS PFORZHEIM
- TÄNZER:INNEN SOPHIA KLEMISCH, MIKAELA KOS, TAMARA KURTI, CARLA PETERS, ELA LINA STEINER
Wir bedanken uns beim Theater Pforzheim für die Einladung!
Artikel von Ingrid K.