WSS – Oper Hannover 2017/2018
Broadway second – Staatsoper first
Die „West Side Story“ ist Kult. Ob Film oder Musical, sie begeistert Generationen immer wieder aufs Neue. Auch in Hannover flitzen einige Kinder im Alter von 8-14 durchs Foyer. Ausgebuchte Vorstellungen an den verschiedenen Theatern oder Opernhäusern sprechen für sich. Es ist die bekannte Geschichte zwischen zwei verfeindeten Banden, den Jets und den Sharks und der großen Liebesgeschichte zwischen Tony und Maria. Das Romeo und Julia der 1950er Jahre in Manhatten.
Die hannoversche Inszenierung von Matthias Davids, welcher gerade für seine Produktion „In 80 Tagen um die Welt“ mit dem Deutschen Musicaltheaterpreis ausgezeichnet wurde, orientiert sich an der Uraufführung, die damals von Jerome Robbins inszeniert wurde.
Das Bühnenbild ist schlicht, besticht aber durch die Multiperspektivität, die diese Bühne durch Dreh- und Schiebeelemente hervorbringt. So entstehen mit wenigen Handgriffen bzw. Bühnenfahrten neue Räume, seien es die Straßen von New York, die Sporthalle oder das Zimmer von Maria. Großes Lob an dieser Stelle an Mathias Fischer-Dieskau.
Die Choreographien von Simon Eichenberger, der ebenfalls mit dem Deutschen Musicaltheaterpreis 2017 ausgezeichnet wurde, bestechen durch eine Originalität, die voller Freude und Energie vom gesamten Ensemble vertanzt werden. Wer selbst gerne tanzen geht, weiß, wie viel Arbeit in diesen perfekten Choreographien steckt. Von der ersten bis zur letzten Sekunde geht hier keinem die Puste aus.
Die Kostüme von Susanne Hubrich, auch mit dem Deutschen Musicaltheaterpreis 2017 ausgezeichnet, wurde an das heutige Erscheinungsbild der Jugendlichen hier und da angepasst. Neben Petticoats und Anzügen, kamen auch Miniröcke oder sehr freizügige Oberteile zum Einsatz.
Besonderes musikalisches Highlight ist das Niedersächsische Staatsorchester Hannover unter der Leitung von Joseph R. Olefirowicz. Ein 46-köpfiges Orchester, welches einen großen Baustein zur gelungenen Inszenierung bei trägt. Solch große Orchester bekommt man als Theaterbesucher nur noch selten zu hören. Danke für diesen Ohrenschmaus!
Bei den Hauptakteuren des Abends wurde einer besser besetzt als der andere. Dem interessierten Musicalpublikum waren in der Besetzungsliste wahrscheinlich nur zwei bis drei Namen aus größeren Produktionen im Vorfeld bekannt. Doch fangen wir mit den drei Hauptpersonen einmal an.
Tony und Maria werden von Michael Pflumm und Stella Motina gespielt. Beide kommen aus dem Opernfach, allerdings konnte Pflumm die Rolle des Tony bereits das erste Mal 2015 an der Komischen Oper Berlin und 2017 am Staatstheater Saarbrücken verkörpern. Sowohl Pflumm als auch Motina können mit ihren fabelhaften Stimmen das Publikum vor allem bei „Tonight“ und „Somewhere“ überzeugen.
Einen gesanglichen Gegenpart bilden Dennis Henschel als Riff und Carmen Danen als Anita, welche zuletzt in „Das Wunder“ oder „Rocky“ zu erleben waren. Danen überzeugt gesanglich mit dem Song „America“ auf ganzer Linie, aber auch tänzerisch und schauspielerisch nimmt man ihr den Part der liebenswerten Freundin, welche sich nach dem Tod Bernados um 180 Grad wendet voll und ganz ab. Henschel überzeugt durch sein Spiel in der Gang der Jets und gesanglich vor allem beim „Jet Song“.
Aber auch alle anderen aus dem Ensemble überzeugen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Besonders hervorstechen Kevin Schmid als A-Rab und Franziska Trunte als Anybodys. Kevin Schmid überzeugt durch seine tänzerischen Leistungen im Ensemble und Trunte durch ihr agieren im Spiel, wenn es darum geht endlich zur Gang gehören zu dürfen als Mädchen.
Fazit: Die Inszenierung des Staatstheaters Hannover überzeugt von der ersten bis zur letzten Sekunde sowohl gesanglich, als auch tänzerisch und schauspielerisch. Bühnenbild und Kostüme sind ideal an die heutige Zeit und die Möglichkeiten angepasst. Kurz um: die „West Side Story“ ist definitiv ein Stück, das im eigenen besuchten Musical-Repertoire nicht fehlen sollte. Wer also die Möglichkeit hat, nach Hannover zu reisen, sollte diese nutzen und wer hätte es auch anders gedacht die Tickets sind rar.
Weitere Termine und Tickets unter www.oper-hannover.de
Besetzung
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Tony: Michael Pflumm
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Maria: Stella Motina
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Anita: Carmen Danen
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Doc: Wolfgang Scheiner
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Lt. Schrank: Ingolf Kumbrink
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Officer Krupke: Valentin Kostov
Jets:
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Riff: Dennis Henschel
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Action: Ivo Giacomozzi
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Baby John: Claudio Gottschalk-Schmitt
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A-Rab: Kevin Schmid
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Big Deal: Pieter de Grot
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Diesel: David Eisinger
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Gee-Tar: Alexander McKinnon
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Snowboy: Niels Funke
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Graziella: Hannah McDonagh
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Velma: Rowena Ansell
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Clarice: Melanie Böhm
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Anybodys: Franziska Trunte
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Minnie: Hildur Elin Olafsdottir
- Mugsy: Sarah Thompson
Sharks:
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Bernardo: Taddeo Pellegrini
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Chino: Farid Halim
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Pepe: Conal Francis-Martin
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Luis: Davide Sioni
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Indio: David Blazquez
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Nibbles: Mykola Kravets
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Juano: Timothee Mochamps
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Rosalia: Laura Friedrich Tejero
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Consuela: Chayenne Lont
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Teresita: Marta di Giulio
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Estella: Chiara Pareo
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Francisca: Laura Nicole Vigano
Artikel von Anna-Virginia