My fair Lady am Gärtnerplatztheater 2018
Premiere: 13.02.2018 / Rezensierte Vorstellung: 06.04.2018
Das neue Stück von Joseph E. Köpplinger, das am 13.02.2018 am Gärtnerplatztheater Premiere feierte, ist eine wundervoll humorige Inszenierung des Klassikers aus dem London um 1900, welches 1956 in New York am Broadway uraufgeführt wurde.
Die Geschichte, in der Phonetik-Professor Higgins (Michael Dangl) mit seinem Kollegen Oberst Pickering (Friedrich von Thun) eine Wette eingeht, ob er es schaffe aus dem im Rinnsal der Straße sitzenden Blumenmädchen Eliza Doolittle (Nadine Zeintl) eine feine Dame zu machen und ihr den derben Cockney-Slang auszutreiben, mutet zuerst etwas abgegriffen an. Doch die phänomenale Umsetzung durch das gesamte Team und die Übertragung des Oxford-Englischen ins Hochdeutsche und den Cockney-Slang ins Oberbayrische, kommt im Herzen Münchens am Gärtnerplatz besonders gut an. Die nicht-bayrischen Zuschauer müssen zeitweilig erahnen, was gesungen wird, umso authentischer und liebenswürdiger wirken die Figuren auf der Bühne.
Es ist ein großer Spaß zuzusehen, wie sich Professor Higgins an Eliza Doolittle die Zähne ausbeißt. Von Szene zu Szene kommt das Publikum aus dem Lachen über die Verrenkungen der Phonetikübungen, das Gehabe des Adels beim Pferderennen oder Elizas Vater (Robert Meyer), der seine Tochter für fünf Pfund verkaufen würde, nicht heraus. Mit erfolgreichem Erreichen des Wettzieles ändert sich das Beziehungsverhältnis zwischen Higgins und Eliza. Durch die harte Schule erstarkt, bietet sie ihm im aufkeimenden Liebesverhältnis Paroli.
Nadine Zeitl spielt eine äußerst aufgeweckte, pfiffige und energiegeladene Eliza, was dem Stück ein sehr spritziges und hohes Tempo verleiht. Auch die anderen Darsteller, teils bekannte Gesichter aus dem Fernsehen, überzeugen in ihren Rollen.
Die erstklassige Unterstützung des Orchesters unter der Leitung von Andreas Kowalewitz brachte von der ersten Minute einen fröhlichen Schwung in das Stück. Mit Schlagern, Biergartenmusik, aber auch zeitlich um 1900 passende Musik zeigte das Orchester seine Vielseitigkeit, die unterhaltsamer kaum ausfallen könnte.
Auch das Bühnenbild zeigte seine Wandelbarkeit. In Sekunden wurde aus dem Platz vor dem Pub der feine Salon des Professors Higgins und aus diesem die Orangerie der Mutter Higgins (Cornelia Froboess), um dann wieder zum Marktplatz zu werden.
Lachend, staunend und mit wippend vergingen so drei Stunden voll gelungener Unterhaltung. Noch auf dem Nachhauseweg rätselt man, ob Eliza und Higgins als Liebespaar zueinander finden oder nicht, da die Handlung am Ende des Stücks schlagartig abbricht und offen gelassen wird, wie die Geschichte zwischen den beiden weitergeht.
Cast & Crew
Chor, Ballett und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Artikel von Sabine