Zauberflöte – Das Musical auf Tournee
Wer bei dem Besuch des Musicals “Die Zauberflöte” mit der Erwartungshaltung, eine moderne Oper zu sehen und auf eine Vielzahl bekannter Melodien zu treffen hofft, wird womöglich enttäuscht werden. Wer sich hingegen auf eine komplette Neuinterpretation, getragen durch bunte Kostüme, großartige Musik und viel Humor einlässt, darf sich auf einen phänomenalen Abend freuen.
Die mächtige Königin der Nacht und der ehrgeizige Sarastro befinden sich im Streit und stürzen das Land ins Chaos. Sarastro entwendet der Königin den siebenfachen Sonnenkreis und damit die Macht. Außerdem sperrt er ihre Tochter Pamina in seinem Kerker ein. Der Prinz Tamino macht sich, unterstützt vom vorlauten Lebenskünstler Papageno und dessen Kakadu, auf den Weg, um die Prinzessin zu retten. Doch wie sollen Tamino und Papageno es allein mit dem bösen Sarastro aufnehmen können? Die drei Damen des Walds geben Tamino eine Zauberflöte und Papageno ein magisches Glockenspiel mit auf ihre Mission. Tamino hat sein Ziel, die Prinzessin zu retten fest im Blick, und lässt er sich weder durch den Gefängniswärter Monostatos noch durch die gefährlichsten Prüfungen, die ihm sein Gegenspieler Sarastro in den Weg stellt, abschrecken. Wird es Pamina und Tamino am Ende gelingen, den Hass der älteren Generation zu beenden und eine Versöhnung von Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit herbeizuführen? Kommt Papageno mit seiner Traumfrau Papagena zusammen?
Die neuen Balladen und rockigen Songs des Musicals stammen von Frank Nimsgern, der für seine eingängigen und teils rockigen Kompositionen bekannt ist. Besonders „Ohne dich“, „Unsichtbar“, „Ich geh mit dir“ oder „Wo ist das Licht“ sind eingängig und bleiben im Ohr. Buch und Liedtexte stammen von Benjamin Sahler und Aino Laos.
Besonders auffallend sind die schillernden und bunten Kostüme. Lediglich die Königin der Nacht tritt, wie es zu ihr passt, durchweg in einer imposanten schwarzen Robe auf. Die Choreographien sind vielfältig. Es gibt sowohl klassische Elemente als auch moderne Interpretationen. Das Ensemble wirkte bei ein paar Stellen noch etwas unsicher, was bei einer so kurzen Spieldauer nachvollziehbar ist, sich im Laufe der Spielzeit aber sicherlich noch legen wird. Was die gesamte Cast hier mit wenig Proben abliefert, ist hervorragend. Andere Produktionen werden über Monate oder gar Jahre hinweg gespielt und lange geprobt. Das war hier anders und sollte nicht vergessen werden. Die Tänzer/innen sind herausragend und bewältigen den Wechsel zwischen den klassischen und modernen Choreographien perfekt.
Die Dialoge sind modern und lustig. Manchmal vielleicht auch etwas albern, was mir gut gefallen hat. Es passte zu dem bunten und schrillen Bühnenbild. Wer möchte den Alltag nicht einfach mal hinter sich lassen und lachen?
Die Harmonie zwischen Pamina, gespielt von Misha Kovar und Tamino, gespielt von Immanuel Grau passte perfekt. Sowohl stimmlich als auch optisch harmonierten sie.
Besonders hervorzuheben sind Chris Murray als Monostatos, Katja Berg als Königin der Nacht sowie Christian Schöne, der Sarastro verkörperte. Katja Berg brillierte nicht nur stimmlich auf ganzer Ebene. Auch ihre Mimik war überzeugend. Stimmlich lieferte sie sowohl in den klassischeren Stücken als auch den rockigeren Passagen, besonders dem Ende von “Unsichtbar” ab.
Christian Schöne, der mal wieder den Fiesling darstellte, ist gesanglich immer ein Highlight. Er lieferte nicht nur in den Tiefen, sondern auch den hohen Tönen ab. Sein schauspielerisches Talent war, wie nicht anders zu erwarten ebenfalls überzeugend.
Chris Murray hat alle umgehauen und für Jubelrufe während der Vorstellung gesorgt. Bei ihm stimme alles: die besonders beeindruckenden Tiefen in seiner Stimme, ebenso wie sein Schauspiel.
2025 wird Die Zauberflöte neben Füssen erstmals auch im Metronom Theater Oberhausen zu sehen sein. Die Musik werden wir sicherlich noch bei der ein oder anderen Veranstaltung hören dürfen. Ein Besuch in der bunten Welt der Zauberflöte lohnt sich für jeden, der loslassen und einen amüsanten Abend verbringen möchte.
Tickets gibt es an allen bekannten VVK-Stellen. Die Besetzung für die Spielzeit 2025 in Oberhausen und Füssen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Im Festspielhaus Füssen geht es am 17. Januar weiter und in Oberhausen feiert die ZAUBERFLÖTE direkt am 02. Januar 2025 Premiere.
- Regie: Benjamin Sahler
- Dramaturgie: Dirk Schattner
- Buch und Liedtexte: Benjamin Sahler, Aino Laos
- Musik: Frank Nimsgern
- Choreographie: Stefanie Gröning, Alina Groder, Anna Martens
- Musikalische Leitung
- Pamina : Misha Kovar
- Tamino: Immanuel Grau
- Königin der Nacht: Katja Berg
- Sarastro: Christian Schöne
- Papageno: Tim Wilhelm
- Papagena: Stefanie Gröning
- Kakadu: Dennie de Winter
- Monostatos: Chris Murray
- Sklave/Tukan: Michael Konicek
- Dame 1: Luzia Sahler
- Dame 2: Madeleine Haipt
- Dame 3: Elisa Rehlinger
- Tänzer/innen: Doris Teichmann, Lena Jund, Tamara Hauser, Selina Kohl, Christina Reuter, Carolin Fetzer, Natascha Fuchs, Julia Breitsamer, Felix Bickele
- Ensemble: Eike Rücker-Klapper, Markus Wilhelm, Michael Schneider, Leon Heim, Daniel Hauser, Oliver Sekula, Lisa Hartig, Christine Owen, Melisa Melek Özel, Carina Poleschinski, Finola Schulze
Gastbeitrag von Sandra, Fotos von Ingrid