Winnetou 2 – Ribanna & Old Firehand – neue Besucherrekorde
Die Vorfreude auf das Stück Winnetou II war groß und so zog es mich wieder nach Bad Segeberg, um die diesjährige Produktion der Karl-May-Spiele anzuschauen. Um es gleich vorweg zu nehmen, meist bleibt es in der Saison nicht bei einem Besuch/Wochenende und so konnte ich am 19.07.2024 eine weitere Vorstellung besuchen und hatte den Vergleich zur Premiere am 29.06.2024. Und auch das letzte Wochenende ist nochmal fest eingeplant und steht im Zeichen des Kalkberges.
Der Autor Michael Stamp griff zum 25.Mal zum Stift, um das Textbuch für das diesjährige Stück zu schreiben. Zusammen mit Regisseur Nicolas König (in Doppelfunktion als Regisseur und als Darsteller) gelang es beiden, eine eher selten gespielte Story in die Kalkbergarena zu bringen. Dem gesamten Team hinter den Kulissen gelingt es, ein Stück mit vielen Emotionen und Action auf die Bühne zu bringen.
Winnetou erlebt eine unglückliche Liebe und darf erfrischend stark seine Gefühle zu Ribanna (Sila Sahin) und die Enttäuschung, als sie sich Old Firehand (Jan Hartmann) zuwendet, zeigen. Für diesen Part nimmt sich Autor und Regie auch genügend Zeit, was offenbleibt, ist der Beginn der Liebesgeschichte mit Old Firehand und Ribanna. Wo haben sie sich kennen und lieben gelernt? Das hätte die Geschichte ein klein wenig runder gemacht. Der Teil um das Dreieck Winnetou/Ribanna und Old Firehand ist nur ein Teil der Geschichte die erzählt wird, denn selbstverständlich gibt es auch die Jagd nach dem „bösen Buben“ und damit verbunden reichlich Action in der Inszenierung. Gleich zu Beginn – sehr gelungen- fand ich das Anknüpfen der Geschichte an die des letzten Jahres mit dem erzählenden Old Shatterhand.
Dann kommen auch gleich die zwei Haudegen der Karl May Spiele zum Zuge und damit meine ich Joshy Peters und Nicolas König – beide stehen auf der Seite der Schurken- einen Säbelkampf und „Wie in alten Zeiten“ Spruch später, haben beide ihren Disput vergessen. Die Sucht nach Geld und Reichtum vereint. Zusammen mit dem Kopf der diesjährigen Schurkenclans Emery Forster (Nick Wilder) machen sie Winnetou und Old Firehand das Leben schwer. Nicolas König hat als weißer Häuptling der Ponca auch ein Auge auf Ribanna geworfen und beansprucht sie für sich, hat aber die Rechnung ohne Winnetou gemacht. Es folgt ein erster großer Kampf und als Zuschauer ist man beeindruckt über die Kampfchoreographie. So liebt man die Karl-May-Spiele.
Verstärkung bei der Verfolgung der Verbrecher kommt in Form von Tante Droll (Volker Zack) der sich als Geheimpolizist entpuppt und Emery Forster auf den Fersen ist. Zusammen mit dem Snuffle-Zwillingen (Patrick L.Schmitz und Stephan A.Tölle) sorgen die Drei für die heiteren Momente im Stück und könnten mit viel Humor und einer großen Prise Sächsisch punkten. Die richtige Dosis Humor in so einem Stück zu treffen, erweist sich immer als schwierig. Was dem einen zu viel ist, ist dem anderen zu wenig oder zu albern – mein Geschmack wurde getroffen und aus den Reaktionen des Publikums heraus abgeleitet, trifft es wohl auch den Nerv der breiten Masse. Und da ist da noch Fayette (Dustin Semmelrogge) der zwielichtige Schatten von Emery Forster- gleichzeitig Sheriff und Priester von New Venango. Seine eigentliche Mission bleibt lange im Verborgenen und wird hier auch nicht verraten, aber nur so viel, manchmal trügt der Schein.
Die Frau, um die sich alles dreht ist Ribanna, die Tochter des Häuptlings der Assisboine. Sie ist außergewöhnlich emanzipiert und tritt sehr selbstbewusst auf. Auch die Jagd und den Kampf scheut sie nicht, trotzdem beugt sie sich dem Willen ihrer Vorfahren und will zum Wohle aller ihre Liebe zu Old Firehand zurückstellen. Ganz stark ihr Eingeständnis ihrer Liebe zu Old Firehand gegenüber Winnetou und welch Erleichterung als Winnetou sie frei gibt. Wirklich stark gespielt von Sila Sahin, das geht unter die Haut.
Der Mann der Ribannas Herz erobert hat, ist Old Firehand. Als Einsiedler in den Bergen lebend, ist er doch zur Stelle, als es darum geht Winnetou gegen die Bande um Emery Forster zu unterstützen. Jan Hartmann kämpft sich beeindruckend durch den Wilden Westen und kann sowohl bei den Kampfszenen, zu Pferd als auch bei der Romanik überzeugen.
Der dritte Gaststar im Bunde ist Nick Wilder. Er verkörpert den Schurken Emery Forster und dieser geht auch über Leichen, um an sein Ziel zu kommen. Mit einer coolen musikalischen Einlage kann er auch das Publikum mitreißen, schafft es aber sonst ganz der Böse zu sein. Seitens des Buches hätte man ihm fast noch ein bisschen mehr Spielraum gewünscht, um gegen den sehr präsenten Parranoh (Nicolas König) anzukommen.
Alexander Klaws verkörpert nun zum vierten Mal Winnetou. Mit seinem hervorragenden Schauspiel und dem Vermögen die körperlichen Herausforderungen, was die Kampfchoreographien und das Reiten betrifft, so zu meistern, ist er ein echter Gewinn in der Rolle des Winnetou. In diesem Stück außergewöhnlich emotional in Sachen Liebe, erlebt er eine große Enttäuschung und zeigt Größe, indem er seine große Liebe Ribanna frei gibt. Auch die Freundschaft zu Old Firehand kann dieser Konflikt nichts anhaben. Ich hoffe, auch 2025 Alexander Klaws als Winnetou durch die Kalkberg Arena reiten und kämpfen zu sehen.
Die Inszenierung 2024 hat den Geschmack des Publikums wieder voll getroffen und so schnellen die Besucherzahlen in die Höhe und ein neuer Rekord ist in Aussicht. In der 71. Saison konnte bereits in der 65. Vorstellung der 400.000te Besucher begrüßt werden. Auch die vorherigen magischen Besucherzahlen wie 100.000, 200.000 und 300.000 konnten stets ein paar Shows eher begrüßt werden als im Vorjahr und jeder konnte sich über tolle Preise freuen.
Die Mischung aus Karl May Geschichte, modernen Bezügen mit eine kleinen Prise Musik und einer großen Prise Humor sorgen für beste Familienunterhaltung. Und so sind wir auch 2025 wieder dabei – versprochen- der Kalkberg macht süchtig.
Weitere Impressionen
Alle Akteure im Überblick:
- Winnetou: Alexander Klaws
- Old Firehand: Jan Hartmann
- Ribanna: Sila Sahin
- Emery Forster: Nick Wilder
- William Fayette: Dustin Semmelrogge
- Colonel Webster/Intschu-tschuna: Joshy Peters
- Parranoh: Nicolas König
- Enyeto: Sascha Hödl
- Tante Droll: Volker Zack
- Jim Snuffle: Patrick L. Schmitz
- Tim Snuffle: Stephan A. Tölle
- Tah-scha-tunga/ General Ulysses Grant: Harald Wieczorek
- Erzähler: Reiner Schöne
- Off Sprecher: Marek Erhardt
- Stuntteam: Dr. Steve Szigeti, Laszlo Ujvari, Felix Adams, Flora Lehel, Balint Ujvari, Jovan Uljarevic, Adam Csuti, Thorben im Sande
- Kutscher: Reiner Stave, Stefan Schildknecht, Mark Sommer
Artikel von Claudia K., Fotos: Claudia K & Anna-Virginia