WSS – Premiere in Erfurt 2016

Am 15.10.2016 fand im Theater Erfurt die Premiere des Musicals West Side Story statt.

Wir möchten euch nun von unseren Eindrücken berichten.

Die Premieren-Vorstellung spielte Christopher Brose den Tony. Er dürfte vielen von euch vor allem als Galileo aus dem Musical We Will Rock You oder unter anderem auch als Udo im Musical Hinterm Horizont in Berlin bekannt sein. Seine Mimik und Gestik passen einfach perfekt. Man nimmt ihm von Anfang ab, dass er anfangs innerlich zerrissen ist, da er nicht weiß, zu wem er jetzt halten soll. Zu seinen Freunden, den Jets, oder doch zu Maria, der Schwester des Anführers der Sharks. Zum Ende des Stückes ist aber klar, für wen er sogar sterben würde.

Daniela Gerstenmeyer (Maria), Christopher Brose (Tony)
Daniela Gerstenmeyer (Maria), Christopher Brose (Tony)

Máté Sólyom-Nagy, in seiner Rolle als Riff, ist der geborene Anführer der Jets. Er singt und spielt die Rolle mit wunderbar kraftvoller Stimme. Etwas schade, dass er, wie es die Geschichte nun mal verlangt, zum Ende des ersten Aktes stirbt. Sein ganzes Können, sowohl schauspielerisch als auch gesanglich konnte er aber schon in einigen Musical-Produktionen am Theater Erfurt unter Beweis stellen, so z.B. als Che im Musical Evita, als Mammon in der Rock-Oper Jedermann, oder in der Rolle Pertschik im Musical Anatevka.

Tim Al-Windawe kennen einige von Euch bestimmt in den Rollen des Nick Hurley oder C.C. aus dem Musical Flashdance, welche er in Bad Vilbel und Darmstadt verkörpert. Sein gesamtes, teilweise etwas arrogantes Schauspiel passt wirklich perfekt zu der Rolle des Bandenchefs der Sharks, Bernardo.

West Side Story Regie und Choreographie: Pascale Chevroton Co-Choreographie: Sabine Hack Bühne: Jürgen Kirner Kostüme: Tanja Liebermann Theater-Erfurt Premiere Sa, 15. Oktober 2016, Großes Haus

Daniela Gerstenmeyer spielt die Rolle der Maria, anfangs noch etwas naiv, mit fortschreitender Handlung wir ihr Charakter aber immer stärker und man merkt, dass sie weiß, was sie will. Ihr Duett, mit Christopher Brose (One Hand, One Heart) hat bei uns Gänsehaut verursacht.

KS. Jörg Rathmann in der Rolle des Doc, einer der Erwachsenen, in einer manchmal etwas schrulligen Art, stellt eine wichtige Frage an die beiden verfeindeten Banden: “Müsst ihr immer Krieg spielen?”. Diese Frage beschäftigte schon zu der Zeit in der das Musical spielt viele Menschen. Und auch in der heutigen Zeit ist sie (leider) wieder aktuell.

Katja Bildt als Anita stellt besonders in dem Lied America ihr Können unter Beweis. Ihre Trauer und Wut über den Tod ihres Freundes, Bernardo, der von Tony alias Christoper Brose umgebracht wurde, nimmt man ihr voll und ganz ab und man fühlt mit ihr mit.

Daniela Gerstenmeyer (Maria), Christopher Brose (Tony)

Gregor Loebel als Leutnant Schrank, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Schrank von einem Mann. Er spielt die Rolle mit einer harten Schale, aber einem weichen Kern, da er zwar sein Revier sauber halten will, aber doch irgendwie den beiden Gangs im Grunde nichts Böses will.

Stefan Bräuler in der Doppelrolle Officer Krupke und Glad Hand profitiert, in diesen zugegebenermaßen recht kleinen Rollen, von seiner Ausbildung als Schauspieler und Synchronsprecher. Als Officer Krupke ist er der harte Hund und Handlanger fürs Grobe von Leutnant Schrank. Er hat uns in der Rolle etwas an den Bodyguard aus dem gleichnamigen Film/Musical erinnert. Als Glad Hand ist er uns zugegebenermaßen nicht sehr aufgefallen.

Aus dem Ensemble möchten wir eigentlich niemanden wirklich hervorheben, da alle wunderbar gesungen, gespielt und getanzt haben. Eine Rolle müssen wir jedoch trotzdem hervorheben: Stefan Reil als Big Deal hat als Big Deal durch seine eingeworfen Witze und Späße doch einige Mal die Lacher des Publikums auf seiner Seite.

Besonders lobend möchten wir noch das 40-köpfige Orchester unter der Leitung von Zoi Tsokanou erwähnen. Es spielt wunderbar intensiv. An passenden Stellen aber auch sehr fein und gefühlvoll.

Ein so großes Orchester ist ja in der heutigen Zeit vor allem im dem Genre Musical schon Mangelware. Sehr schön, dass das Theater damit noch einen weiteren Pluspunkt sammeln konnte.

Nach der Premiere trafen wir noch einige Darsteller am Bühneneingang. Sie erzählten uns, wie froh sie seien, dass nach 6 Wochen intensiver Proben, teilweise von morgens um 10 Uhr bis nachts um 2 Uhr, es endlich geschafft sei. Bei den Gesprächen merkte man, wie viel Herzblut und Leidenschaft alle Verantwortlichen in diese Produktion gesteckt haben bzw. bei jeder Vorstellung stecken. Die ganzen Anstrengungen geben ihnen Recht, wenn man sich die Ticket-Verkäufe anschaut. Schon vor der Premiere waren viele Vorstellungen restlos ausverkauft und es gibt zum Großteil nur noch ganz wenige Karten für die Vorstellungen im kommenden Jahr.

Wir wünsche dem Ensemble und allen Beteiligten weiterhin viel Erfolg und Spaß bei dem Stück und freuen uns schon auf das hoffentlich nächste Musical!


Text von Hagen