Walpurga – Das Musical – Uraufführung 2025 in Thale

Deutsches Musicaltheater mit regionalen Bezug

(c) Claudia Künne

Premiere: 31. Mai 2025 –  rezensierte Vorstellung: 08. Juni 2025

Gleich in der ersten Saison nach der Wiedereröffnung des Bergtheaters Thale wird eine Welturaufführung präsentiert. WALPURGA–Das Musical. Wie der Titel bereits vermuten lässt, entführt das Theater uns in die Welt der Hexen, der Mythologie und des Kampfes zwischen Gut und Böse. Die Naturbühne des Bergtheaters Thale bietet einen atemberaubenden Ausblick, und wenn man ins Halbrund schaut, ist das sehr beeindruckend. Lassen wir also diesen mystischen Ort auf uns wirken und tauchen wir in die Welt von Walpurga ein!

Worum geht es in Walpurga?

Hexenverfolgung ist an der Tagesordnung. Auf dem Scheiterhaufen werden viele unschuldige Frauen und Männer hingerichtet. Doch heute ist alles anders. Eine junge Frau namens Walpurga (Senta-Sofia Delliponti) wurde zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Sie stirbt zunächst augenscheinlich in den Flammen. Erst später bemerkt man, dass ihr Leichnam fehlt. Hexen werden im Feuer geboren…Walpurga entdeckt ihre Kräfte und findet im Kreise der Hexen des Harzes unter der Führung von Roma Annerose Malifix (Angelika Milster) Anleitung. Doch man ist ihr bereits auf den Fersen.

(c) Carsten Kammer

Der Hexenjäger Lorenzo Pedorocchi und sein Lehrling Enrico Scheffler alias Alanus verfolgen Walpurga und wollen die Hexenvernichten. In der Walpurgisnacht kommt es schließlich zur Entscheidung: Wer soll die zukünftige Führung der Hexen übernehmen und als Braut Mephistos (Klaus Heydenbluth) auf den Blocksberg gehen? Kann Annerose sich erneut behaupten oder wird es Watelinde (Julia Heiser), eine Hexe der dunklen Mächte, sein?

Und dann ist da noch Alanus, der Hexenjägerlehrling. Ihn umgibt ein Geheimnis, das wir an dieser Stelle nicht verraten wollen, das aber für ein sehr überraschendes Ende sorgt. Die Handlung ist vielschichtig und die Geschichte von Walpurga vereint alle Figuren auf ihrem Weg. Nicht jede Rolle wird vollständig aus erzählt, was aber auch nicht nötig ist, da einige Rollen, wie die des Hexenkommissars (Stefan Nagel), des Richters (Jens-Uwe Richter) oder der Hexe Watelinde, recht klischeehaft angelegt sind.

(c) Carsten Kammer

Spannend ist die Entwicklung der jungen Hexe Walpurga, die im Verlauf der Geschichte immer selbstbewusster wird und lernt, ihre Kräfte zu nutzen. Aus ihrer Vergangenheit erfährt man allerdings sehr wenig. In dem Song „Mein Leben verschrieb ich der Jagd“ lässt der Hexenjäger den Zuschauer Einblick in seine persönliche Geschichte werfen und man erfährt etwas über die Herkunft von Alanus.

Dem Kreativteam ist ein großer Wurf gelungen. Das zeigt sich auch in den steigenden Verkaufszahlen und den sehr gut besuchten Vorstellungen. An dieser Stelle schon einmal der Tipp: Wer die Vorstellung noch sehen möchte, sollte nicht mehr lange mit der Ticketbestellung warten.

Enrico Scheffler, der an diesem Abend auch als Alanus für einen erkrankten Kollegeneinsprang, ist Autor und Komponist. Er konnte ein Musical auf die Bühne bringen, das mit moderner Musik, einer tollen Geschichte und einem Regionalbezug zum Harz punkten kann. In Zusammenarbeit mit Ronny Große als Regisseur und Ensembleleiter gestalten beide einen unterhaltsamen und spannenden Abend rund um die Hexen im Harz.

(c) Claudia Künne

Die Bühne wird inklusive der Außenbereiche komplett bespielt und bietet so von vielen Plätzen aus das Gefühl, dicht am Geschehen zu sein. Die natürlichen Gegebenheiten der Bühne werden optimal genutzt, eine LED-Wand im Hintergrund ergänzt sie perfekt. Für die Bühne sind Tom Grasshoff und Dietmar Quasthoff verantwortlich. Die Symbiose aus Naturbühne und Moderne mit LED-Wand sowie die tollen Plätze zum Bespielen auch abseits der Hauptbühne schaffen ein wunderbares Gesamtbühnenbild. Unbedingt zu erwähnen ist das absolut geniale Lichtdesign–hier wird wirklich gezaubert. Die Zauberer an den Lichthebeln sind Gunnar Loose und Jerome Querfurth. Das hat mir richtig gutgefallen!

Alle verantwortlichen Gewerke haben einen tollen Job gemacht. Herausheben möchte ich gerne noch Andre Sonnert für das Sounddesign. Wer auf einer Naturbühne bei Wind und Wetter (wie es an diesem Abend der Fall war) einen solchen Sound hinbekommt, versteht sein Handwerk. Was wären die Hexen und Dämonen ohne Maske und Kostüm? Beides ist ein Augenschmaus und fügt sich wunderbar in die Handlung ein. Für diese Gewerke sind verantwortlich: Astrid Koch, Carmen Zwicker, Sandra Zwicker, Manja Weber, Jeremy Querfurth und Kathleen Gleisberg. Zwei kleine Anmerkungen noch zum Organisationsbereich: Das Programmheft verdient seinen Namen leider nicht, da weder ein Kurzabriss der Handlung noch Szenenbilder aus dem Stück enthalten sind. Das hätte ich mir schon gewünscht. Ebenso wäre ein Hinweis auf den Einsatz von Stroboskopeffekten wünschenswert, da die Problematik bekannt sein sollte.

Die Cast

Walpurga wird wunderbar von Senta-Sofia Delliponti gespielt, die auch als Sängerin Oonagh bekannt ist. Sie haucht der Wandlung dieser jungen Frau mit ihrer starken Stimme glaubhaft Leben ein. Von naiv bis selbstbewusst zeichnet sie die Reise der jungen Walpurga zur Hexe und ihre Anerkennung im Reigen der Hexen nach.

(c) Carsten Kammer

Angelika Milster steht als Roma Annerose Malifix auf der Bühne und ist das Hexenoberhaupt. Durch ihre unverwechselbare Stimme und ihr Auftreten verleiht Milster dieser Figur eine große Aura, Macht, aber auch Güte. Sebastian Rätzel beeindruckt mit seiner Darstellung des Dämons und setzt starke gesangliche Akzente.

Aufgrund eines krankheitsbedingten Ausfalls konnten wir an diesem Abend den Schöpfer des Musicals selbst auf der Bühne erleben. Enrico Scheffler schlüpfte in die Rolle des Alanus, des Hexenjägerlehrlings. Das war eine ganz starke Leistung in Gesang und Schauspiel, vor allem, wenn man die kurze Vorbereitungszeit bedenkt. Dank der Unterstützung seiner Kollegen auf der Bühne wäre der Ausfall ohne Ankündigung gar nicht aufgefallen. Danke fürs Einspringen und Retten der Vorstellung! Sein Alanus war stimmlich sehr präsent und entwickelte sich zu einer Persönlichkeit mit überraschender Geschichte.

Lorenzo Pedrocchi erweckte den Hexenjäger gekonnt zum Leben. Sein Solo, in dem er seine Lebensgeschichte erzählte, war beispielhaft für eine sehr glaubhafte Darstellung mit starker, markanter Stimme. Herausheben möchte ich noch Klaus Heydebluth als Mephisto. Sein Auftritt sorgte mit seinem Spiel, Gesang und den Effekten für Gänsehaut.

Es war ein absolut gelungener Familienabend im Harzer Bergtheater. Wer sein Kind mitnehmen möchte, sollte sich jedoch bewusst sein, dass Folter und Hexenverbrennung nicht nur erwähnt, sondern auch gezeigt werden. Meiner Meinung nach kann man das Stück ab 14 vorbehaltlos empfehlen. Meinem Kind (fast 14) hat es sehr gefallen, denn ein guter Indikator dafür ist immer die Frage: „Können wir uns das nochmal anschauen?”–Na klar!–In dem Fall wird man gerne zum Wiederholungstäter.

Ich hoffe, das Stück bleibt uns am Bergtheater erhalten und stärkt die Kultur mit regionalem Bezug. Ich wünsche Ihnen viel Glück mit dem Stück und auf weitere tolle Spielzeiten–wir kommen wieder. Tickets gibt es direkt unter www.walpurga-das-musical.de, gespielt wird in diesem Jahr noch bis zum 30. August an ausgewählten Tagen. 

(c) Carsten Kammer

Cast der Vorstellung

  • Walpurga: Senta Sofia Delliponti
  • Roma Annerose Malifix: Angelika Milster
  • Watelinde: Julia Heiser
  • Hexenjäger: Lorenzo Pedrocchi
  • Alanus: Enrico Scheffler
  • Mephisto: Klaus Heydenbluth
  • Dämon: Sebastian Rätzel
  • Bürgermeister: Nico Alesi
  • Sibylle Silberling: Eva Löser
  • Astoria: Fiorina Bogatu
  • Hexe Baba Jaga: Lisa Maria Hörl
  • Märchenhexe: Hanna Völkl
  • Hexenkommissar: Stefan Nagel
  • Richter: Jens-Uwe Richter
  • Bischof: Thomas Picek
  • u.v.m. 

 

Wir bedanken uns bei Ronny Große und dem Team vom Harzer Bergtheater für die Einladung!


Artikel von Claudia K