Uraufführung – Carpe F*cking diem, Kammertheater Karlsruhe 2025
„Egal wie jung, egal wie alt, sind wir nicht alle ein bisschen durchgeknallt?!“

Uraufführung/Premiere 24.10.2025 – rezensierte Vorstellung 25.10.2025
Das Thema „Glück“ steht im Mittelpunkt des neuen Comedy-Musicals CARPE F*CKING DIEM im Kammertheater Karlsruhe und so kann man unumstritten sagen, dass es ein großes Glück für Karlsruhe und das Kammertheater ist, William Danne, als Intendanten und kreativem Geist vieler erfolgreicher Produktionen, seit einigen Jahren gewonnen zu haben. Seine langjährige Zugehörigkeit zum Schmidt Theater in Hamburg führte nun zu einer sensationellen Kooperation, die den Humor aus dem hohen Norden mit dem badischen in einem neuen, bunten Comedy-Musical verbindet.
Ein Hauch von Hamburg zieht nun mit süddeutschen Dialekten durch das K1 des Kammertheater Karlsruhe und sorgt, passend zur Kernaussage des Gute-Laune-Musicals für ein glückliches Publikum.
Die Handlung
Wie würde man sein Leben gestalten, wenn man wüsste, dass man nur noch wenige Tage zu leben hat? Was wäre einem wichtig, was nicht, was macht einen glücklich und was nicht?
Genau diesen Fragen muss sich Bea nach einer niederschmetternden Diagnose stellen. Ihre Lebenszeit rinnt ihr durch die Hände und als wäre das nicht schon genug, verliert sie ihre Wohnung, ihren Job und auch ihre Affäre ist Geschichte. Doch bleibt keine Zeit zum jammern, denn seit ihrer Diagnose ist da diese Stimme im Kopf, welche dem verrückten, skurrilen, frechen und doch liebenswerten imaginären Ben gehört.

Er treibt Bea an, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen. Während ihrer letzten Stunden, trifft sie auf einige ungeliebte Personen, lernt aber auch neue Menschen kennen, die sie in kurzer Zeit glücklich machen. Eine kleine Zeitreise in ihre Kindheit, zeigt ihr auf, was ihr wirklich wichtig ist.
Ben unterstützt und ermutigt sie, wieder voller Träume zu sein, wie als kleines Mädchen. Alles ist möglich, du musst es nur versuchen. Ein Frühstück mit George Clooney, unmöglich? Nicht mit einem Ben an seiner Seite, denn sind wir nicht alle ein bisschen durchgeknallt und sollten auch mal etwas verrücktes im Leben wagen.
Bea erlebt sehr glückliche Stunden und ihr Ende scheint immer näher zu kommen. Doch ist es wirklich das Ende oder wird sie noch einmal Glück haben? Dies verraten wir an dieser Stelle nicht.
Die Darstellenden
Dorothea Maria Müller hauchte Bea an diesem Abend Leben ein. Zuerst noch etwas verhalten, steigerte sie ihre Präsenz von Minute zu Minute und erfreute die Zuschauer mit ihrer Darstellung. Liebevoll, etwas naiv und verplant spielte sie sich in die Herzen des Publikums. Gesanglich und darstellerisch machte es große Freude ihr zuzusehen.
Ein absolutes Highlight des Musicals ist Jendrik Sigwart als Ben. Mit unbändiger Energie fegte er über die Bühne und brachte das Publikum unzählige Male mit seiner einzigartigen Performance zum lachen. Diesen etwas nervigen, skurrilen und doch liebenswerten Charakter brachte er in Perfektion und mit absoluter Leidenschaft in dieses Musical ein. Unglaublich facettenreich und gesanglich brillant spielte er sich in die Herzen des Karlsruher Publikum.
Dem Karlsruher Publikum ist Dorothée Kahler schon aus unzähligen Stücken am Kammertheater bekannt. Sie ist eine vielseitige Darstellerin, was sie in all den unterschiedlichen Rollen, bei CARPE F*CKING DIEM wieder unter Beweis stellte. Ihre einzigartige gesangliche Darbietung des wohl tragischsten „Brokkoliauflauf-Rezept“, zeigte ihre Vielfältigkeit und man würde ihr ohne Probleme auch bei einem ganzen gesanglichen Kochbuchvortrag gerne zuhören. Für jedes Stück in dem sie mitwirkt, ist sie eine absolute Bereicherung und begeistert das Publikum mit ihrem Können. Es ist immer wieder eine große Freude Dorothée Kahler im Kammertheater auf der Bühne erleben zu dürfen.

Evangelos Sargantzo spielte Noah den jungen Bestatter, welcher unverhofft in Beas Leben tritt. Etwas schüchtern und dennoch fokussiert, spielte er diesen sympathischen Charakter. In vielen weiteren Rollen war er an diesem Abend noch gesanglich und darstellerisch zu erleben und schaffte den Spagat zwischen den unterschiedlichen Charakteren hervorragend.
Michael Kargus präsentierte sich dem Publikum zu Beginn als herzloser und egoistischer Dr. Glinz. Diesen unsympathischen Charakter ließ er schnell hinter sich und verkörperte auch viele weitere Rollen in CARPE F*CKING DIEM wie z.B. einen Erotikladenverkäufer oder Bernd, Beas Bruder. Durch die verschiedenen Rollen, konnte er seine Bandbreite an verschiedenen Facetten zeigen und überzeugte gesanglich wie schauspielerisch.
CARPE F*CKING DIEM ist ein fulminantes „Gute-Laune-Ohrwurm-Musical“. Ein Feuerwerk an Songs die sofort ins Ohr gehen und zum mit wippen und klatschen einladen. Auch wenn die Thematik eher traurig bzw. dramatisch erscheinen mag, so kann man sich sicher sein, dass es hier um pure Lebensfreude und das Geschenk Leben geht.
Unzählige Kostümwechsel, ein tolles, gut durchdachtes Bühnenbild und ein Ensemble, dass mit purer Leidenschaft und unbändiger Energie und Freude spielte, sorgte für großes Glück bei den Zuschauern und komplettierte einen unbeschwerten, ausgelassenen und etwas durchgeknallten Abend im Theater. Auch beim Verlassen des Theaters summt man die eingängigen Melodien weiter und hat ein Lächeln im Gesicht.

Die Kooperation des Kammertheater Karlsruhe mit dem Schmidt Theater aus Hamburg ist grandios geglückt und belebt Karlsruhe und das badische Publikum mit norddeutschem Humor, süddeutschen Dialekten und einer Prise positiver Verrücktheit.
Vielleicht sollten wir alle ab und an einen imaginären, etwas nervigen Freund wie Ben im Leben haben, um Dinge zu wagen, die man sich erst nicht trauen mag um dadurch zu erkennen, wie schön das Leben ist und immer daran zu denken, dass man sein Glück annehmen und nicht vor sich herschieben sollte.
Fazit
Bunt, fröhlich, humorvoll, detailreich, witzig, energiegeladen und etwas verrückt, mit sensationeller Musik und fantastischen Texten, die einfach glücklich machen, lädt CARPE F*UCKING DIEM das Publikum ein, einfach mal vom Alltag abzuschalten und etwas „durchgeknallt“ zu sein. Denn: „Wenn das Leben wieder einmal zu dir kacke ist, streiche lieber einen Punkt auf deiner Bucketlist“.
Es gibt schon Zusatzvorstellungen von diesem tollen Stück und daher gibt es nun bis zum 30.11.25 die Möglichkeit, dass Glück mit „Carpe f*cking Diem“ auf der Bühne zu erleben. Eine Nominierung beim Deutsche Musicaltheaterpreis 2026 wäre diesem Juwel zu wünschen.
Cast & Crew
- Bea: Dorothea Maria Müller
- Noah uvm. : Evangelos Sargantzo
- Hiltrud uvm.: Drothée Kahler
- Ben: Jendrik Sigwart
- Dr. Glinz uvm.: Michael Kargus
- Buch und Inszenierung: William Danne
- Story und Musik: Martin Lingnau
- Songtexte: Sven van Thom
- Musikalische Leitung: Jörg Andreas Hilger
- Choreografie: Hakan T. Aslan
- Bühnenbild: Manuel Kolip
- Kostüme: Gesa Lüthje
- Regieassistenz: Katinka Kratzert
- Disposition Kostüme und Requisite: Mihaela Schönfelder
- Lichtdesign: Christoph Pöschko
- Sounddesign: David Horn
- Playbacks: Stefan Endrigkeit
- Arrangements: Markus Voigt
- Bühnenbau: Peter Schmitt
- Technik: Martin Eberle, Ramon Schönfelder
- Eine Kooperation mit dem Schmidt Theater Hamburg
Wir bedanken uns beim Kammertheater Karlsruhe für die Einladung!
Artikel von Rebecca