Titanic – Das Musical in Osnabrück 2023

Eisberg voraus!

Bild: Stephan Glagla

Premiere: 04. März 2023 / besuchte Vorstellung 19. April 2023

Das Schiffsunglück der TITANIC im Jahr 1912 ist bis heute das wohl berühmteste der Geschichte. Nicht zu Letzt, dank eines grandiosen Hollywood-Films von James Cameron und einem ebenso starken Musical von Peter Stone (Buch) und Maury Yeston (Musik/ Songtexte). Immer wieder taucht dieses Musical in den deutschen Theaterspielplänen auf. In England tourt es seit nun mehr 10 Jahren erfolgreich durchs Land mit Abstechern nach Deutschland (wir berichteten: Titanic Köln 2019). Seit Anfang März heißt es nun in Osnabrück: “Eisberg voraus!”.

Das besondere an der Osnabrücker Inszenierung ist die Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück. Hier stehen insgesamt knapp 60 Darsteller*innen auf der Bühne. Von Profis bis Studierende im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr. Und gerade die Studierenden sind es, die in dieser Produktion von Anfang bis Ende glänzen können.

Bild: Stephan Glagla

TITANIC – Das Musical erzählt die Geschichte der Jungfernfahrt dieses Schiffes und wie diese in einer Katastrophe endete. Dem Publikum werden die Passagiere der ersten bis dritten Klasse im ersten Akt  mit all ihren Allüren und Träumen vorgestellt. Ebenso erfährt der Zuschauer etwas über die Besatzung der TITANIC und so allerlei über den Schiffseigentümer Mister Ismay und dem Ingenieur Thomas Andrews. Der erste Akt endet, wie sollte es anders sein, mit dem Rammen eines Eisbergs. Im zweiten Akt nimmt die Tragödie schließlich ihren Lauf und die Titanic geht unter…

Regisseur Ansgar Weigner, welcher sich selbst seit Kindertagen an mit diesem Schiffsunglück beschäftigt, ist eine wunderbare Neuinszenierung gelungen. Von der ersten Sekunde an findet man sich auf einem Schiff wieder. Es braucht nicht Massen an Bühnenbild, um eine Schiffsatmosphäre zu kreieren. Da reichen eine Brücke, welche vom Schnürboden herunter gelassen wird, ein paar Schiffselemente am Bühnenrand und eine Reling an der Bühnenkante, wenn sich die Passagiere an Deck tummeln. Ebenso kommt die Drehbühne des Theaters hin und wieder zum Einsatz und gerade das tragische Ende wird grandios mit Special Effects in Szene gesetzt. Anders als in bisherigen Inszenierungen trifft das Publikum, drei der Überlebenden fünf Tage nach der Katastrophe bei einer Anhörung der Untersuchungskommission in New York wieder. Mit den Kostümen (Darko Petrovic) fühlte man sich direkt ins Jahr 1912 zurück versetzt und sie rundeten die Inszenierung Weigners perfekt ab.

Die beiden Choreografien von Sabrina Stein bei “In Amerika” und “Beim Klang der Ragtime-Band” sind stimmig. Zeigen sie einem doch bei “In Amerika” typisch irische Folklore und “Beim Klang der Ragtime-Band” bereits den Glanz des Swings und alten Foxtrotts. Hier konnte man genau sehen, wer im Musicalfach studiert, so z.B. das Tanzpaar “d´Amicos” mit Leonie Dietrich/ Laetitia Hippe und Pascal Dominik Schmid. 

Bild: Stephan Glagla

Durch die Dominanz des Opernchores wirkte vor allem der erste Akt sehr operettenhaft und es fiel an der ein oder anderen Stelle schwer den Text zu verstehen. Dies ist aufgrund der Fülle an Text auf wenig Noten (Übersetzung Wolfgang Adenberg) ohnehin schon schwierig. Hier hätte man sich dann doch eher weniger statt mehr gewünscht. Dennoch ging die Gesamtensembleleistung unter die Haut. An dieser Stelle möchten wir nun ein paar wenige Akteure gesondert hervorheben:

Christian Alexander Müller als Ingenieur Thomas Andrews verleiht der Rolle eine gewisse Eleganz und kann gesanglich vor allem im zweiten Akt auf sich aufmerksam machen. Sowohl im Streitgespräch “Die Schuldfrage” mit Ismay (Jan Friedrich Eggers) und Kapitän E.J. Smith (Thomas Schirano) als auch in seinem finalen Song “Mr. Andrews Vision”.

Susanna Edelmann als Kate McGowan zeigte, dass sie nicht nur im Opernfach zu Hause ist. Im Zusammenspiel mit Tobias Gerisch als Jim Farrell verzaubern sie einen mit ihrem Optimismus in Amerika ein neues Leben anfangen zu wollen und das zudem als ein modernes Paar, völlig unabhängig von irgendwelchen Konventionen. 

Bild: Stephan Glagla

Leonie Dietrich, Laetitia Hippe, Dominik Räk, Leander Bertholdt und Yannik Blauert können in ihren Rollen als Offiziere oder Gäste der zweiten und dritten Klasse in allen Bereichen auf sich aufmerksam machen. Man darf gespannt sein, wo die Reise für diese jungen Darsteller*innen in den nächsten Jahren hingehen wird. 

Das Osnabrücker Symphonieorchester unter der Leitung von An-Hoon Song, welches die tragende Musik von Maury Yeston spielen durfte, schenkte einem bereits während der Ouvertüre Gänsehautmomente. Zurecht bekam das Orchester an diesem Abend den meisten Applaus.

TITANIC – Das Musical entlässt einen nicht fröhlich gestimmt in den Abend. Ein Musical, wo kein Protagonist besonders hervorsticht, da all die kleinen Handlungsstränge eine gleiche Gewichtung erlangen. Es ist ein Stück, welches einen berührt, zeigt es doch ein wahres Ereignis und wie der Mensch mit solchen Katastrophen in der Vergangenheit umgegangen ist. Letzten Endes hat sich daran noch nicht einmal etwas verändert, denn auch heute ist unsere Gesellschaft von Egoismus und Ellenbogen-Mentalität geprägt.

Wie die Homepage des Theaters bereits verrät, wird die TITANIC auch in der Spielzeit 2023/24 am 21. und 24. Oktober zu erleben sein. Für die übrigen Termine in der laufenden Spielzeit gibt es nur noch sehr wenige Karten. Tickets gibt es an der Theaterkasse oder bequem online über www.theater-osnabrueck.de 

Besetzung der TITANIC in Osnabrück

  • Kapitän Smith: Thomas Schirano
  • Heizer Barrett: Aljoscha Lennert
  • Funker Bride: Michael Ernst
  • Steward Etches: Mark Hamman
  • Ausguck Frederick Fleet/ John B. Thayer: Dominik Räk
  • Bandleader Hartley/ 3. Offizier: Oliver Meskendahl
  • 1. Offizier Murdoch: Leander Bertholdt
  • 2. Offizier Lightroller: Jonas Helmers
  • 4. Offizier Boxhall: Daniel Bölte
  • Quartiermeister Hitchens: Daniel Nothnagel
  • Bellboy/ Tänzer: Pascal Dominik Schmid
  • Stauer: Stefan Schößwendter
  • Ingenieur Andrews: Christian Alexander Müller
  • Schiffseigentümer Ismay: Jan Friedrich Eggers
  • Ida Strauß: Rosemarie Wohlbauer
  • Isidor Strauß: Thomas Marx
  • John Astor: Ulrich Enbergs
  • Madeleine Astor: Lisa-Marie Krone
  • Benjamin Guggenheim: Stefan Kreimer
  • Madame Aubert: Chihiro Meier-Tejima
  • George Widener: Silvio Heil
  • Eleanor Widener: Kathrin Brauer
  • Marian Thayer: Natalie Patricia Friedrich
  • Charlotte Cardoza: Elena Soares da Cruz
  • Edgar Beane: Yannik Blauert
  • Alice Beane: Susann Vent-Wunderlich
  • Charles Clarke: Stefan Schößwendter
  • Caroline Neville: Annemarie Purkert
  • Kate McGowan: Susanna Edelmann
  • Jim Farrell: Tobias Gerisch
  • Kate Murphey: Leonie Dietrich
  • Kate Mullins: Laeticia Hippe
  • Opernchor des Theaters Osnabrück
  • Statisterie: Sandra Knauer, Nadia Krabbe, Julia Krukow/ Jasmin Thies, Patrick Lommatzsch, Matthias Pfordt

Artikel von Anna-Virginia