Theater Plauen/Zwickau – Der Medicus (El Medico) 2025

(c) André Leischner

Premiere: 14. Juni 2025

Das Theater Plauen/Zwickau zeigt in diesem Sommer auf seinen Freilichtbühnen das Musical „Der Medicus“ in der Version von Iván Macías und Félix Amador und in deutscher Übersetzung von Hartmut H.Forche und Jaime Roman Briones, unter der Regie von Horst Kupich. Co- Regisseur ist Chris Murray, welcher selbst auch im Musical mitspielt.

Story

Im Stück verliert der junge Rob Cole (Joanna Jaworowska) früh seine Mutter, die durch die Seitenkrankheit (Blinddarmentzündung) stirbt. Da keiner sonst sich dem Waisen annehmen will, nimmt ihn der Bader (Marcus Sandmann) als Schüler auf und Rob zieht mit diesem durch England und lernt von ihm sein Handwerk. Unterwegs stellen sie fest, dass Rob die besondere Gabe hat, den nahenden Tod bei Menschen zu spüren, als er das nach seiner Mutter zum zweiten Mal bei einem alten Mann spürt. Irgendwann kann der Bader dem Jungen nichts Neues mehr beibringen und als Rob (Friedrich Rau) durch einem jüdischen Arzt von dem großen Medicus Avicena (Andrey Valiguras) und dessen Medizinschule in Isfahan erfährt will er sich unbedingt auf den weiten und gefährlichen Weg nach Persien machen, um bei Avicena zu studieren.

Er muss sich dafür als Jude ausgeben, da Christen in Persien verfolgt und getötet werden. Auf seiner Reise trifft er in einer Karawane durch die Wüste auf die Schottin Mary Cullen (Elisabeth Birgmeier) und die Beiden verlieben sich ineinander. Leider haben Mary und ihr Vater ein anderes Ziel als Rob und so müssen sie schweren Herzens wieder getrennte Wege gehen, da Rob unbedingt weiter sein Ziel verfolgen will. In Isfahan angekommen wird ihm erstmal der Zutritt vom Wesir Quandrasseh (Marian Hadraba) verwehrt, weil er nicht die Bedingungen erfüllt, um dort studieren zu dürfen. Rob wird dann vor den Toren der Stadt Zeuge eines Attentatversuchs auf den Schah (Chris Murray) und kann diesen verhindern, wird aber trotzdem erstmal verhaftet.

(c) Andre Leischner

Am nächsten Tag darf Rob beim Schah vorsprechen und wird von diesem begnadigt und es wird ihm erlaubt Medizin zu studieren, als Dank dafür, dass er den Schah vor dem Attentat gerettet hat. In der Schule lernt Rob seine jüdischen Kommilitonen Karim (Gabriel Wernick) und Mirdin (Marvin Schütt) kennen, die ihn unter ihre Fittiche nehmen und bei der Eingewöhnung helfen, Mirdin nimmt Rob sogar bei seiner Familie auf. Während der Ausbildung wird auch Avicena irgendwann auf die besondere Gabe Robs aufmerksam und ermutigt ihn sich weiter damit zu beschäftigen. Als im Süden des Landes die Pest ausbricht, schickt Avicena Rob, Mirdin und Karim dorthin, um die Seuche aufzuhalten, was ihnen auch tatsächlich gelingt. Dabei trifft Rob zufällig Mary wieder, deren Vater auch an der Pest verstorben ist und kann sie überzeugen mit ihm nach Isfahan zu kommen und vorzugeben, seine frischgebackene jüdische Ehefrau zu sein.

Wieder zurück in Isfahan feiert der Schah die Studenten dafür die Pest in den Griff bekommen zu haben, aber die nächste Gefahr steht schon bevor, Sultan Mas’ūd marschiert mit einem Heer auf Isfahan zu, um den Schah zu stürzen. Anstatt sich um seine Kriegspflichten zu kümmern, hat der Schah aber erstmal nur noch Augen für Mary und nimmt sich diese auch, als Rob abwesend ist, weil Avicena ihn auf eine Mission geschickt hat, um ihn vor dem Schmerz zu bewahren etwas davon mitzubekommen, was der Schah mit Mary vor hat. Als Rob zurückgekehrt ist, stirbt Mirdins Sohn an der Seitenkrankheit und Rob macht es so wütend, dass er diese Krankheit immer noch nicht heilen kann, dass er beschließt nun doch eine Leiche zu obduzieren, was strengstens verboten ist. Er findet dabei tatsächlich auch den Auslöser der Krankheit.

(c) Andre Leischner

Während die Stadt immer mehr belagert wird, erfährt Rob doch noch, was der Schah Mary angetan hat und geht daraufhin wutentbrannt auf den Schah los. Avicena hält ihn aber auf. Der Schah und Avicena legen Rob nahe mit Mary aus der Stadt zu flüchten, solange sie es noch können. Bei der Verabschiedung ernennt Avicena Rob offiziell zum Medicus und vertraut ihm ein Buch mit seinem gesammelten Wissen an. Rob ist also endlich an seinem Ziel und ein echter Medicus!

Besetzung

Joanna Jaworowska bringt in ihren Rollen als junger Rob Cole, Simón und Dawwid viel positive Energie und Spielfreude, aber auch Gefühl auf die Bühne. Sie hat eine starke Bühnenpräsenz und kommt sehr sympathisch rüber. Ihrer schönen Stimme hört man gerne zu.

Friedrich Rau stellt die Rolle als erwachsener Rob Cole ausdrucksstark und facettenreich dar. Die verschiedenen Emotionen von fröhlichem, noch etwas jugendlichem Übermut und voller Überzeugung für seine Mission, über seine Liebe und Fürsorge für Mary und die Menschen denen er helfen möchte, bis hin zu Wut und Verzweiflung nimmt man ihm alle komplett ab. Er zieht die Zuschauer in seinen Bann und man fiebert mit seiner Geschichte mit. Seine angenehme, warme Stimme passt wundervoll zur Musik des Stückes und lässt einen schwelgen bei den ruhigeren Balladen, reißt einen bei „Heut brech‘ ich auf“ aber auch richtig mit.

(c) Andre Leischner

Marcus Sandmann ist als Bader eher schroff und erstmal vordergründig nur auf sein Geschäft fixiert, dennoch zeigt er auch Herz indem er sich dem Waisen Rob annimmt und ihm später auch hilft sich auf seine Mission aufzumachen. Stimmlich ist er bei seinen Songs stets stark präsent.

Elisabeth Birgmeier spielt die selbstbewusste, taffe Mary Cullen sehr überzeugend und ausdrucksstark. Auch die Verzweiflung, als Mary keine Wahl hat und sich dem Schah hingeben muss, spielt sie sehr authentisch und nachvollziehbar. Stimmlich ist sie klasse bei ihrem Solo und harmoniert wundervoll mit Friedrich Rau und Chris Murray bei den Duetten. Vor allem „Es steht in deinem Stern“, zusammen mit Friedrich Rau ist ein wunderschönes Highlight des Stückes.

Chris Murray gibt dem Schah eine sehr dominante, aber auch durchtriebene und leicht psychotische Note. Zeigt aber auch eindrucksvoll die kaputte Seite des Schahs, der zu viel Alkohol trinkt und sich lieber den Frauen hingibt, anstatt sich um seine Herrscherpflichten zu kümmern. Auch gesanglich ist er stets sehr präsent, facettenreich und ausdrucksstark.

Andrey Valiguras füllt die Rolle des angesehenen Medicus und Lehrmeisters Avicena gut aus. Vorallem gegenüber Rob gibt er der Rolle auch eine etwas väterliche Note. Seine tiefe, starke Sing- und Sprechstimme ist beeindruckend.

Gabriel Wernick bringt als Tuveh und Karim Lockerheit und etwas Komik in das Stück. Vorallem seine Mimik lässt einen oft schmunzeln. Er hat eine sehr sympathische Ausstrahlung und auch gesanglich hört man ihm gerne zu.

Marvin Schütt als Meir/Mirdin gewinnt durch seine tolle Stimme und seine positive Ausstrahlung schnell die Sympathie des Publikums. Er spielt die Rollen auch eher locker und lustig, ist aber gleichzeitig auch stets ein loyaler Weggefährte für Rob, der immer versucht ihn zu unterstützten und zu helfen.

Marian Hadraba schafft es in zwei vollkommen unterschiedlichen Rollen zu überzeugen, einmal als der eher väterliche, sanfte Medicus Benjamin Merlin, aber auch als der strenge, imposante und oft aufbrausende Wesir Quandrasseh. Beide Rollen nimmt man ihm voll ab und auch gesanglich stellt er diese verschiedenen Facetten seiner Rollen gut dar.

Unterstützt werden die Hauptdarsteller von einem tollen, großen Ensemble, bestehend aus Ballett, Opern- und Extrachor und Statisterie des Theaters Plauen Zwickau, was in einigen Szenen für eine beeindruckende Personenzahl auf der Bühne sorgt.

Bühne, Kostüme & Co

Die Musik des Stückes von Iván Macías ist wunderschön. Sinfonisch, klassisch, schwelgerisch. Sie erinnert an Filmmusik aus Abenteuerfilmen, hat romantische und kraftvolle Balladen, emotionale und schwungvolle Ensemblenummern. Die Clara-Schuhmann-Philharmoniker unter der Leitung von Leo Siberski setzen diese in Plauen zusammen mit den Darstellern absolut überzeugend in Szene.

Die Choreografien von Sergej Vanaev sind dynamisch, abwechslungsreich und ausdrucksstark und fügen sich wunderbar in die Handlung ein.

(c) Andre Leischner

Das schön gestaltete Bühnenbild von Christopher Melching besteht zunächst im ersten Akt aus zwei seitlichen Fachwerkhausfassaden, vor denen noch eine zweite Ebene steht, auf der anatomische Zeichnungen zu sehen sind. In der Mitte der Bühne befindet sich ein Boden mit Schachbrettmuster und ein großes Zelt. Im 2.Akt verschwindet das Zelt und man sieht das Innere eines orientalische Palastes. Auch die Hausfassaden an den Seiten wurden durch eine orientalische Gebäudekulisse ersetzt. In der Mitte gibt es jetzt auch noch eine Treppe und ein ausziehbares Schubladenelement, das vielseitig mit eingesetzt wird. Gut abgerundet wird der Gesamteindruck der Bühne mit meist angenehm warmer Lichtstimmung oder den Einsatz von Nebel, um etwas mystischere Stimmung zu erzeugen. Nur wenn der Tod im Raum steht wird die Bühne immer in grelles grünes Licht getaucht.

Die Kostüme von Christopher Melching sind abwechslungsreich und schön gestaltet. Zu Beginn, wenn das Stück noch in England spielt in eher gedeckten Farben, aus leinenartigen Stoffen, der damaligen Zeit entsprechend. Später dann in Persien auch viele sehr farbenfrohe Kostüme, mit Glitzer- und Goldelementen, satinartigen Stoffen und Stickereien.

Mit DER MEDICUS ist dem Theater Plauen/Zwickau eine toll besetzte und schöne, sehenswerte Inszenierung gelungen. Am 27./28. und 29.06. hat man nochmal die Möglichkeit das Stück in Plauen zu sehen und am 21./22., sowie 23.08. in Zwickau. Tickets für alle Vorstellungen gibt es auf der Homepage des Theaters.

Impressionen vom Schlussapplaus


Artikel von Claudia; Fotos vom Schlussapplaus von Claudia K