Sweeney Todd – Der teuflische Barbier von der Fleet Street (TfN)

Ein blutig schauriger Abend beim Barbier.

Premiere: 9. November 2024 (Hildesheim) – besuchte Vorstellung: 12. Januar 2025 in Hildesheim (TfN)

© Jochen Quast

Handlung

Die Geschichte spielt im viktorianischen London und handelt von Benjamin Barker, der fünfzehn Jahre unschuldig im Exil verbrachte. In dieser Zeit wurde Barkers Frau Lucy von dem skrupellosen Richter Turpin vergewaltigt. Sie vergiftete sich daraufhin. Johanna, Barkers Tochter, nahm der Richter in seine Obhut. Jahre später kehrt Barker unter dem Namen Sweeney Todd nach London zurück, um Rache zu nehmen.

In seiner alten Wohnung trifft er auf Mrs. Lovett, die eine heruntergekommene Pastetenbäckerei betreibt. Sie erkennt Todd sofort und gibt ihm seine alten Rasiermesser zurück und Todd eröffnet seinen Friseursalon wieder. Der Rachefeldzug beginnt: Nach und nach schneidet der Barbier seinen Kunden die Kehle durch.

Mrs. Lovett hat die makabre Idee, die Leichen in ihre Fleischpasteten zu verarbeiten, die bald reißenden Absatz bei den Bewohnern der Stadt finden.

Währenddessen entdeckt der junge Seemann Anthony, der mit Barker gemeinsam nach London kam, Johanna und die beiden verlieben sich ineinander. Doch der Richter plant, sein Mündel selbst zu heiraten. Anthony schmiedet einen Fluchtplan, der allerdings misslingt. Als Folge dessen wird Johanna in Mr. Foggs Irrenanstalt versteckt.

Schließlich gelingt es Sweeney Todd, Turpin zu töten – doch in seinem Blutrausch bringt er versehentlich auch eine Bettlerin um, die sich als seine totgeglaubte Frau Lucy entpuppt. Voller Entsetzen will Mrs. Lovett Todds Liebe gewinnen, doch als er erkennt, dass sie ihm Lucys Schicksal verschwiegen hat, wirft er sie in den Backofen. Schließlich wird er von Tobias, einem jungen Gehilfen, mit seiner eigenen Rasierklinge getötet.

Besetzung

© Jochen Quast

Daniel Wernecke als diabolischer Barbier Sweeney Todd lehrt dem Publikum in seiner dramatischen und starken Darstellung das Fürchten. Besonders in den Mordszenen wird die Kälte und Besessenheit spürbar. Zugleich stellt er die verletzte Seele von Todd und Tragik der Figur, welche am Ende zum Ausdruck kommt, perfekt dar.

Silke Dubilier als abgebrühte und pragmatische Bäckerin Mrs. Lovett, schafft es ebenso die skurrile Komik der Figur vollkommen zur Geltung zu bringen. Dadurch wirkt ihre Rolle beinahe wie die zynische aber auch bodenständige Tante aus der Nachbarschaft.

Ömer Örgey als Anthony Hope stellt einen guten Kontrast zur düsteren Atmosphäre des Stücks dar. Seine verträumte und romantische Darstellung unterstreicht die Leidenschaft in den Szenen zwischen ihm und Johanna.

Annemarie Purkert, die spontan eingesprungen ist, ist stimmlich herausragend und überzeugt als unschuldige und naive Johanna. Sie liefert ein leidenschaftliches und emotionales Schauspiel, was den Zuschauer mitfühlen lässt.

Karsten Oliver Wöllm als egomanischer Richter Turpin stellt den verhassten Antagonisten dar. Er spielt Turpin mit einer etwas unangenehm schmierigen Art, die die obszöne Ader der Figur unterstreicht. Außerdem stellt Wöllm die Abtrünnigkeit Turpins durch die exzessive Züchtigung authentisch dar.

Bühnenbild

Das Bühnenbild von „Sweeney Todd“ besteht hauptsächlich aus einem großen roten Gerüst, welches sich über einen Großteil der Bühne erstreckt und vor- und zurück schiebbar ist. Das Publikum wird somit zur Fantasie angeregt, sich die einzelnen Räumlichkeiten und Umgebungen vorzustellen.

Regisseur Sebastian Ellrich hat sich in der Geschichte besonders der Schuldfrage gewidmet. Symbolisiert wird die Frage nach der Schuld auf mehreren Ebenen. Rein optisch erkennt man die Wandlung vom Opfer zum Täter am Kostüm. Zu Beginn sind die Kostüme noch in einem unschuldigen Himmelblau gehalten, verfärben sich jedoch im Laufe des Stücks immer mehr in ein sündiges Rot.

Auch im Bühnenbild finden sich beide Symbole wieder: So gibt es einen großen in weiß gehaltenen Kreis, welcher an einen Heiligenschein erinnert. Dieser steckt in einem rot gefärbten Gestell fest, welches das Blut, das an den Händen der Figuren klebt, darstellt.

Durch die Begriffe und Symbolisierungen von Täter und Opfer – Gut und Böse – Schuld und Unschuld, wird ein indirekter Bezug zur Kirche hergestellt. Auf der Bühne wird dies zusätzlich durch eine „personifizierte Kirche“ verdeutlicht (dargestellt von Elisabeth Köstner), die als stumme Beobachterin durch den Abend wandert.

© Jochen Quast

Fazit und eigener Eindruck

Das Musical kombiniert düsteren Horror mit schwarzem Humor und packender Musik von Stephen Sondheim. Die Besonderheit an der Komposition ist, dass sowohl klassische Opernstrukturen erkennbar sind, als auch der Broadwaysound des Musicals. Diese Kombination könnte für Gelegenheits-Musicalbesucher etwas befremdlich wirken.

Sweeney Todd“ thematisiert Rache, Wahnsinn und gesellschaftliche Ungerechtigkeit – und bleibt bis heute ein Klassiker.

© Jochen Quast

Cast & Ensemble

  • Sweeney Todd: Daniel Wernecke
  • Mrs. Lovett: Silke Dubilier
  • Anthony Hope: Ömer Örgey
  • Richter Turpin: Karsten Oliver Wöllm
  • Johanna: Annemarie Purkert
  • Büttel Bamford: Samuel Jonathan Bertz
  • Die Bettlerin: Katharina Wollmann
  • Pirelli / Mr. Fogg: Jürgen Brehm
  • Tobias: Jack Lukas
  • Die Kirche / Der Tod: Elisabeth Köstner
  • Musikalische Leitung: Andreas Unsicker

Dieses Stück ist noch bis Mai 2025 an verschiedenen Standorten zu sehen. Tickets gibt es an den entsprechenden VVK-Stellen!

  • 01.03.25: Wolfenbüttel
  • 08.03.25: Hildesheim
  • 08.04.25: Lünen
  • 29.04.25: Herford
  • 03.05.25: Hildesheim
  • 12.05.25: Hildesheim
  • 17./18.05.25: Schweinfurt

Trailer

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen Beteiligten für den schönen Abend und beim TfN für die Einladung bedanken.


Artikel von Katharina, © Pressematerial TfN Hildesheim