Sugar – Manche mögens heiss als Musical am Berliner Schlosspark Theater
Wie der Zufall es so wollte, waren wir Anfang September in Berlin. Wir nutzten die Gelegenheit und besuchten endlich einmal das Schlosspark Theater. Zufällig gerade kurz nach der Premiere von „Sugar“. Wer oder was ist „Sugar“? Nun, viele von euch (ich hoffe doch sehr viele) werden den Film „Manche mögen´s heiß“ aus dem Jahr 1959 noch kennen. Schließlich ist er ein absoluter Klassiker. Marylin Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon sind unter der Regie von Billy Wilder in diesem, in schwarz-weiß gedrehten Filmmeisterwerk zu sehen. Die Handlung sollte auch jedem bekannt sein.
Worum geht es?
Zwei heruntergekommene Musiker, Joe und Jerry, werden Zeugen eines Massakers in einem Mafiakrieg und müssen aus Chicago flüchten. Dies gelingt ihnen als Mitglieder einer Damenkapelle – wofür sie sich als Frauen, Josefine und Daphne, verkleiden müssen. So gelangen Sie nach Florida. Die Sängerin der Band, Sugar, träumt davon, einen Millionär kennenzulernen und hofft auf ein schönes Leben. Kurzerhand verkleidet sich Joe als Millionär und spielt Sugar etwas vor. Hilfreich ist dabei, dass sich bei ihrer Ankunft im Hotel einer der echten Millionäre in „Daphne“ verguckt hat. Dessen Yacht wird für ein Date genutzt und Geschenke gibt Joe direkt weiter an Sugar. Dabei sind Männer doch „diese schrecklichen, haarigen Biester…..und wollen von Frauen immer nur das eine!“ – so viel zum Inhalt.
Das Schlosspark Theater weist eine große Liste von namhaften Darstellern auf, die in der rund 100-jährigen Geschichte dort auf der Bühne standen. Im Jahr 2008 hat Dieter Hallervorden das Theater übernommen, renoviert und am 01. September 2009 groß wiedereröffnet. Seitdem haben dort wieder viele, auch durch Film- und Fernsehen bekannte Schauspieler auf der Bühne gestanden, die im Grunde ihres Herzens Theaterdarsteller sind. Mit „Sugar“ hat Dieter Hallervorden nun ein Musical an das Schlosspark Theater geholt, das gefühlt nach Berlin und an dieses Theater passt. Auch wenn wir zum ersten Mal dieses Haus besucht haben, man kann es nicht beschreiben, hatten wir dieses Gefühl. Das ganze Ambiente und die Umgebung sind einfach stimmig für dieses Stück.
Die Kulisse besteht aus einer Wand mit Türen, welche, je nach Ort, Geöffnet oder geschlossen werden. So sind in Florida die Türen geöffnet und strahlen im sonnigen Gelb. Vorhänge und mobile Möbel ergänzen das Gesamtbild. Die Kostüme sorgen für das weitere Flair. Man fühlt sich wirklich in die 1920er Jahre zurückversetzt. Wir waren in der 4. Vorstellung, welche an einem Mittwoch stattfand. Man sollte nun denken, dass in Berlin auch in der Woche viele Leute ins Theater gehen – dem war jedoch leider nicht so. Nur rund 150 Plätze von möglichen 470 waren besetzt. Dabei entgeht dem Publikum hier eine sehr gute Inszenierung.
11 Darsteller, fast alle in mehreren Rollen, stehen hier mit großer Spielfreude auf der Bühne. Die Geschichte ist turbulent, spielt mit den Geschlechtern und Klischees. Aktueller kann es gar nicht sein. Und das obwohl die Vorlage bereits aus dem Jahr 1935 stammt und der Film aus dem Jahr 1959. Jedenfalls wird es nicht langweilig. Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Vorstellung beginnt mit dem letzten Auftritt der Damenband von Sweet Sue in Chicago, ihrem Abschied aus der Stadt, bevor sie zu ihrem neuen Engagement aufbrechen. Antje Rietz kann in ihrer Rolle der Bandleaderin „Sweet Sue“ ihre Künste an der Trompete zeigen. Sie ist nicht ganz so hysterisch wie die Vorlage aus dem Film, sondern bringt eine Art Ruhepol in die Band.
Erst danach lernen wir Joe und Jerry kennen, die auf der Suche nach einem Job bei der Damenband landen, jedoch das falsche Geschlecht besitzen. Der Agent der Band, Bienstock (Jens Krause), bietet ihnen jedoch einen anderen Job an, durch welchen Sie, wie erwähnt, zu unfreiwilligen Zeugen werden. Gamasche (Robin Poell) und seine Gangster (Paul Fruh, Joshua Hien) starten nun eine Verfolgungsjagd und suchen ein „Saxophon und Bass“, wie sie die Musiker anhand ihrer Instrumente bezeichnen. Hierzu wird im Takt gesteppt, was das Zeug hält und wir erleben eine Steppnummer wie lange nicht mehr auf einer Bühne gesehen.
Die Damen und die „Damen“ auf der Bühne
Die meisten Lacher hat Lukas Benjamin Engel als „Jerry/Daphne“ auf seiner Seite, obwohl er auch ersthafte Momente hat. „Joe/Josefine“, Arne Stephan, gibt den falschen Millionär für „Sugar“ und kann überzeugen. Johanna Spantzel meistert die Rolle mit Bravour. „Sugar“ selbst ist zwar etwas verpeilt und voller Träume, aber ihre Darstellung lässt keine Wünsche offen. Die beiden weiblichen Mitglieder des Ensembles, Julia Fechter und Petra Pauzenberger, gehören nicht nur zur Damenkapelle, sondern sind auch als Mafioso und in vielen weiteren Rollen auf der Bühne zu sehen und haben ständig etwas zu tun.
Als wirklicher Millionär „Osgood Fielding III.“ steht Ralph Morgenstern auf den Bühnenbrettern des Schlosspark Theaters. Der durch Film- und Fernsehen bekannte Schauspieler ist dem Theater immer treu gewesen und ist nun mit viel Spaß und Freude bei „Sugar“ am Werk. Dabei bleibt er nicht untätig hinter der Bühne, bis sein Auftritt als Osgood beginnt sondern ist noch in zwei weiteren, kleinen Rollen zu sehen. Am Bahnhof ruft er den Zug nach Miami auf, in der Autowerkstatt ist er der Anführer der Mafioso, die erschossen werden.
Finale
Alles in allem bringt es Spaß, den Akteuren auf der Bühne zuzusehen. Wir haben einen wunderschönen Theaterabend erlebt. Es muss nicht immer „höher, schneller und weiter“ sein um gutes Theater geboten zu bekommen. Noch bis zum 16. Oktober 2022 kann man „Sugar“ am Schlosspark Theater erleben. Wir wünschen dem Ensemble eine schöne restliche Spielzeit vor hoffentlich vollem Saal und wünschen uns eine Wiederaufnahme.
Bilder mit freundlicher Genehmigung vom Schlosspark Theater (c) DERDEHMEL/Urbschat
Regie & deutsche Fassung: Klaus Seiffert
Musikalische Leitung: Matthias Binner
Bühne & Kostüm: Tom Grasshof
Choreografie: Mario Mariano
Step Choreografie: Robin Poell
mit Johanna Spantzel, Arne Stephan, Lukas Benjamin Engel, Ralph Morgenstern, Antje Rietz, Jens Krause & Robin Poell
sowie im Ensemble: Paul Fruh, Joshua Hien, Julia Fechter & Petra Pauzenberger
Buch von Peter Stone, nach dem Film „Manche mögen’s heiß“ von Billy Wilder und I.A.L. Diamond.
Basierend auf einer Story von Robert Thoeren. Musik von Jule Styne, Gesangstexte von Bob Merrill.
Für den Broadway produziert von David Merrick Regie, Choreografie für die Broadwayproduktion von Gower Champion.
Deutsch von Klaus Seiffert.
P.S.: Die Ticketpreise sind mit 31-41 Euro in der Woche und 35-45 Euro am Wochenende nicht enorm hoch und man bekommt wie gesagt einen schönen Theaterabend geboten. Wer also die Möglichkeit hat, sich das Musical anzusehen, sollte dies tun.
Bericht: Nathalie