SIX – The Musical auf Europatournee

Deutschlandhalt in München

© Pamela Raith Photography

Besuchte Vorstellung: 06. April 2024, 15 Uhr

Die international erfolgreiche Show SIX The Musical von Toby Marlow und Lucy Moss ist gerade auf Europatournee und machte dabei auch Halt im Deutschen Theater München. Zuvor machte das Ensemble in Berlin Halt.

Die Show ist gestaltet wie ein glamouröses Popkonzert, die einzelnen Rollen sind inspiriert von großen weiblichen Popikonen und es werden auf moderne Weise die Geschichten der sechs Ehefrauen des Königs Henry VIII. erzählt. Jede der Frauen präsentiert, in der Reihenfolge in der sie mit Henry verheiratet waren, einen Song, in dem sie ihre Lebensgeschichte erzählt, um in einer Art Wettbewerb herauszufinden, welches ihrer Leben am tragischsten war, wer am meisten unter Henry gelitten hat und es somit verdient hat die Bandleaderin zu werden. Die anderen Queens sind bei den Perfomances jeweils Backgroundsängerinnen und Tänzerinnen. Es gibt auch ein paar wenige Gruppensongs, wie das Intro der Show “Ex-Wives”. Es findet viel Interaktion mit dem Publikum statt, die Stimmung im Saal wird von Beginn an angeheizt und das Publikum zum Mitmachen animiert, wie bei einem richtigen Popkonzert.

Catherine of Aragon (Nicole Louise Lewis) war lange mit Henry verheiratet, schenkte ihm aber keinen Thronfolger. Henry suchte sich deswegen eine Neue und ließ sich scheiden. Ihre Rolle in der Show ist inspiriert von Beyoncé und Shakira. Sie rockt die Bühne und weiß das Publikum mitzureißen mit ihrem Powersong “No way”, sowie mit ihrer starken Bühnenpräsenz.

Anne Boleyn (Izy Maxwell) war Catherines Brautjungfer, hat ihr dann später den Mann ausgespannt, konnte ihm aber auch keinen Thronfolger schenken. Sie wurde des Ehebruchs beschuldigt und schließlich geköpft. Deswegen fühlt sie sich schon gleich als Siegerin des Wettbewerbs. Ihre Rolle ist inspiriert von Avril Lavigne und Lily Allen. Sie zeigt dies auch deutlich, als eine Art freche Göre, die keine Schuldgefühle zeigt und bei “Don’t lose your head” mit viel Selbstvertrauen und Bühnenpräsenz punktet.

© Pamela Raith Photography

Jane Seymour (Tamara Morgan) soll die einzige Frau sein, die Henry jemals wirklich geliebt hat, sie schenkt ihm auch endlich einen Sohn und stirbt dann aber leider kurz nach Geburt. Inspiriert von Adele und Sia ist Janes Song “Heart of stone” eine wunderschöne, gefühlvoll gesungene Ballade, die unter die Haut geht.

Anna of Cleves (Kenedy Small) aus Deutschland wird von Henry aus politischen Gründen und weil ihm ihr Porträt gefällt auserkoren als nächste Ehefrau. Er ist dann aber von der Realität enttäuscht und lässt sich schnell wieder scheiden. Inspiriert von Rihanna und Nicky Minaj ist Annas Auftritt und ihr Song “Get down” stimmgewaltig, Frauenpower pur und auch sehr sexy.

Katherine Howard (Lou Henry) war mit Abstand die jüngste von Henrys Ehefrauen, sie wurde auch schon nach kurzer Zeit des Ehebruchs bezichtigt und geköpft. Mit der Inspiration von Ariana Grande und Britney Spears ist Annas Rolle ihres Alters entsprechend eher etwas mädchenhaft ausgerichtet, dennoch bietet sie den anderen Queens Paroli und hat eine starke Bühnenpräsenz bei “All you wanna do”.

Catherine Parr (Aoife Haakenson) war die letzte von Henrys Ehefrauen und hat ihn sogar überlebt. Sie heiratete später erneut und wurde als Schriftstellerin bekannt. Inspiriert von Alicia Keys und Emeli Sande singt sie mal zurückhaltend, mal kraftvoll, aber immer mit viel Soul in der Stimme und zeigt am Ende bei “I don’t need your love”, was sie stimmlich drauf hat.

Die Kostüme der Queens sind ihren Pop-Vorbildern entsprechend auffällig, bunt, sexy, mit einer Mischung aus Rock und Glitzer-Glamour.

Das Bühnenbild ist wie eine Konzertbühne gestaltet, hinten auf Podesten die Band (Keyboards Zoe Carole/Drums Amanda Dals/Bass Emily Sowell/Gitarre Lola Barber), dazwischen einige Stufen, im Bühnenhintergrund Bögen mit LED-Beleuchtung, die immer wieder anders beleuchtet werden (wechselnde Farben, Symbole wie z.B. Kreuz), vorne ist die Bühne auch von zahlreichen Scheinwerfern umrahmt, die die Queens immer wieder gut in Szene setzen.

Man kann vielleicht darüber streiten, ob man SIX wirklich als Musical bezeichnen kann, für mich war es eher eine Konzertrevue, aber es ist definitiv eine sehenswerte Show, die Spaß macht, tolle Darstellerinnen und Songs mitbringt, das Publikum mitreißt (so eine gute Stimmung von Anfang an habe ich in Deutschland selten erlebt) und ganz nebenbei auch noch ein wenig Geschichtsunterricht liefert.

Leider gibt es vorerst keine weiteren Tourstopps in Deutschland, die Tour geht aber in Zürich und Triest weiter.


Artikel von Claudia