Seasons of Musical 19 Januar 2019 Duisburg
Einmaliges Konzert-Event:
Sieben Ensembles präsentieren Highlights aus Musical, Rock und Pop in der Rheinhausenhalle Duisburg.
Sieben Ensembles – eine Gala.
Seasons of Musical – 19. Januar 2019
Nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern flächendeckend in ganz Deutschland finden sich Amateur- und semiprofessionelle Vereine, die sich das Thema Musical auf die Fahnen geschrieben haben. Dennis Schmidl von Musical-Kompass unterstützt solche Projekte und setzt sich aktiv dafür ein, dass insbesondere jene in NRW noch intensiver miteinander kooperieren und sich vernetzen. Am Abend des 19. Januar 2019 steht daher ein besonderes Format auf seinem Programm, welches er gemeinsam mit P.R.O.-Y.O.U. e.V. – einem der teilnehmenden Vereine – auf die Beine stellt. „Seasons of Musical“, ein Abend mit sieben Vereinen, die sich nicht nur dem breiten Publikum durch Informationsstände im Foyer der Rheinhausenhalle in Duisburg vorstellen können, sondern auch gemeinsam musizierend auf der Bühne stehen – ein Konzert der etwas anderen Art.
Los geht es mit der geballten Ladung an Manpower – alle teilnehmenden Gruppen stehen beim ersten Song gemeinsam auf der Bühne und starten ohne eine weitere Vorankündigung mit „Seasons of Love“ aus dem Musical „RENT“. Die Aufregung hält hierbei zwar einige leichte Irritationen bereit, es ist aber generell ein großartiger Auftakt, der entsprechend mit viel Beifall honoriert wird.
Bevor nun jedes Ensemble in einem eigenen Block seine momentanen oder vergangenen Inszenierungen anreißen darf, um eine Empfehlung abzugeben und sich vorzustellen, schicken sie zunächst einen Vertreter vor, um sich den erläuternden Fragen des Moderators zu stellen. Dennis Schmidl übernimmt diesen Part erstmalig, entsprechend aufgeregt und ein wenig holperig, sammelt dabei aber trotzdem, oder gerade deswegen, viele Sympathiepunkte beim Publikum.
Den Auftakt und damit schwierigsten Teil des Abends gestaltet „P.R.O.-Y.O.U. e.V.“ aus Duisburg, der sich in nur wenigen Jahren zu einem der größten semiprofessionellen Vereine in NRW entwickelt hat. Nähere Informationen hierzu liefert ein weiterer Dennis auf der Bühne, nämlich Dennis Schäfer. Dieses Ensemble schreibt derzeit zusammen mit Chris Brewer (Grease/Rent/Der Glöckner von Notre Dame/Jekyll & Hyde), der im Publikum anwesend ist, an einem neuen Musical „#Höhenfluch“, aus welchem zwei Stücke zum Besten gegeben werden. Man darf sich wohl auf eine sehr vielschichtige Story freuen, im „Opener“ werden die unterschiedlichen Charaktere vorgestellt, die Komik kommt dabei ebenfalls nicht zu kurz, bevor mit dem Duett „Alles zu viel“ unmittelbar für mehr Tiefgang gesorgt wird. Zum Abschluss zeigt diese Formation „The Greatest Show“ aus dem Musicalfilm „The Greatest Showman“ und zieht damit das Publikum unweigerlich auf seine Seite, präsentieren die Aktiven ihr großes Talent doch sehr gekonnt.
Als nächstes kann man die Formation „Stage Focus“ aus Moers bewundern, die drei Lieder aus ihrer neuen Produktion „Grimm – die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ vorstellt. Bereits 2007 gegründet, konnten sie sich von Beginn an einen Namen mit aufwändigen Musical-Highlight-Shows machen und in den Jahren 2017 und 2018 mit dem selten gespielten „Godspell“, aus der Feder von Stephen Schwartz, ihr erstes abendfüllendes Musical realisieren, aus welchem sie heute ebenfalls drei Lieder ausgewählt haben. Vorgestellt wird dieses Ensemble von Franziska Polten, die betont, dass keiner bei ihnen besonders heraussticht, sondern sich alle auf relativ gleichem Level befinden. Alle Darsteller scheinen sich auf der Bühne sehr wohl zu fühlen, was sie sichtbar ins Publikum transportieren, welches die großartig dargebotene Leistung hörbar mit tosendem Applaus unterstreicht.
Den dritten Platz im Reigen bietet „Pottcast Musical“ aus Mülheim den nun schon bestens gelaunten Anwesenden, sodass auch die technischen Schwierigkeiten, mit denen ausgerechnet bei ihrem Auftritt gekämpft wird, kaum ins Gewicht fallen. Der Verein hat sich auf selbst geschriebene Stücke spezialisiert. Mit einem in den eigenen Reihen vorhandenen Komponisten-Duo arbeiten sie gerade an ihrem neuen Großprojekt, welches in den 1920er Jahren spielen wird und erste Aufführungen Ende diesen/Anfang nächsten Jahres verspricht. Erläutert von Michael Kuszner bieten sie am heutigen Abend allerdings Lieder aus ihrer letzten Inszenierung „Viel Lärm und ich“, die man von 2013 bis 2017 sehen konnte.
Den finalen Block vor der Pause bildet das „Musical Ensemble Erft“, welches am Kerpener Gymnasium 1997 mit einer Musical-AG begann, seit 2008 eigenständig aktiv ist und aus dessen Reihen schon einige heutige Profis hervorgegangen sind. Gekonnt vorgestellt von Barbara Franck, empfehlen sie sich eindrücklich mit einen Ausblick auf ihre neueste Produktion „First Date“, welche im Mai (bereits geplante Zusatzvorstellungen finden Anfang Juni statt) zu sehen sein wird, ebenso wie einen Song aus „Dear Evan Hansen“ und mit „This is me“ einen weiteren aus dem bereits angerissenen „The Greatest Showman“ -.
Nach der Pause, die zur Stärkung und von Vielen zur weiteren Information an den Auskunftsständen genutzt wird, geben sich die Mitglieder von „Die Zweitbesetzung“ aus Bottrop auf der Bühne ein Stell-Dich-ein. Sie entführen die Zuschauer zur „Heißen Ecke“, einer die Geheimnisse ihrer unterschiedlichen Besucher wahrenden Imbissbude auf der Hamburger Reeperbahn, dem Kiez in St. Pauli und wecken so große Lust, dieser einen Besuch abzustatten. Katharina Jendral erzählt, dass dieser Verein ebenfalls über ein Kinderensemble verfügt und nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern und Jugendlichen, mit eigens für sie inszenierten altersgerechten Stücken die Möglichkeit bietet, einige unterhaltsame Stunden zu verleben.
Weiter geht es mit der Gruppe „Stage & Music“, die nicht nur ihren Namen, sondern auch die von ihnen gezeigte Musik äußerst weit gefächert hält. Vorgestellt von David Mertin haben sie als jüngstes Ensemble des Abends nicht nur Musical im Repertoire, sondern bieten ebenso eine große Bandbreite von Pop, Rock, Swing und Klassik und zeigen an diesem Tag, als einzige mit Live-Musikern, von „Rather Be“ über “Rise“ – mit einer großartigen Tanzeinlage – und „Millionen Lichter“ bis hin zum Hit von Queen „I want it all“ einen bunten Auszug davon. Aktuell bereiten sie die nächste „Stage Connection“ vor, die voraussichtlich im Mai auf die Bühne kommen soll.
Als letztes Ensemble des Abends empfiehlt sich „Floodlight Musicals“ aus Aachen, dessen Insides von Frederic Aoun erläutert werden. Hier gilt „Nicht kleckern, sondern klotzen“, zeigt sich dieser Verein, 2016 als studentische Initiative gegründet und schnell darüber hinausgewachsen, doch sehr ambitioniert. Erklärtes Ziel ist es, jedes Jahr eine Musicalproduktion auf die Beine zu stellen – so debütierten sie 2017 überaus erfolgreich mit dem Musical „RENT“, brachten 2018 eine aufwändige Musical-Gala im Aachener Eurogress auf die Bühne und zeigen im Juni 2019 in der 100,5 Arena, ebenfalls in der Kaiserstadt, vier Aufführungen des Klassikers „Jekyll & Hyde“ mit großem Live-Orchester. Die heutige Kostprobe davon lässt auf jeden Fall Großes erwarten.
Abschließend stehen noch einmal alle Aktiven gemeinsam mit einem passen ausgewählten „Do you hear the people sing“, dem Lied des Volkes aus „Les Misérables“ auf den Brettern, die auch für diese jungen und jung gebliebenen Menschen die Welt bedeuten, auch wenn sicherlich die wenigsten von ihnen das Profilager anstreben.
Alles in allem zeigt sich dieses Programm als großartige Idee, die man im Auge haben und auf jeden Fall weiterführen sollte. Alle heute gehörten und natürlich auch gesehenen Ensembles brauchen einen Vergleich nicht zu scheuen, Zweifel am Können kommen keine auf und das Publikum wird durch die gezeigte Energie und Spielfreude bestens unterhalten. Die Möglichkeit, Karten für die kommenden Aufführungen jedes einzelnen Vereins zu erwerben wird dankbar und gerne angenommen. Es gibt tatsächlich noch die Chance, gute Unterhaltung für kleines Geld zu bekommen – wenn man nicht immer auf große Namen setzt, wird man überrascht sein, welche Schätze es abseits der großen Bühnen zu entdecken gilt.
Text: Team Bühnenlichter
Bilder in der Galerie: (c) Isabella Adenäuer