Schauspiel: Love Letters – Berlin/Dessau 2023

Zwei Lebensgeschichten in Briefform

© DERDEHMEL/ Urbschat

Premiere: 27. Mai 2023 – rezensierte Vorstellung: 15. November 2023 (Dessau)

Die Location ist etwas anders als die üblichen Theatersäle, das Mitteldeutsche Theater Dessau hat die Marienkirche in Dessau als Spielstätte. Überrascht von der angenehmen Temperatur im Raum, hatte ich einen wunderbaren Platz bekommen – vielen Dank an dieser Stelle an das Theater für die Einladung.

Die Geschichte handelt von zwei Menschen die sich lieben, aber nie richtig zueinander finden. Beide begleiten sich mit einer Brieffreundschaft durch ihr ganzes Leben und teilen so Glück und Leid miteinander. Es fallen sehr viel liebe Worte, aber beide schaffen es auch sich zu verletzen und mit Briefen zu streiten. Die Versuchung ist groß seitens Melissa (Dagmar Biener), doch lieber zum Telefon zu greifen, weil sie einfach nicht gerne schreibt. Anders Andrew (Dieter Hallervorden) – er schreibt sehr gerne und zelebriert das Briefe schreiben regelrecht. Geschrieben wurde das Stück von A.R. Gurney bereits im Jahre 1989 und am Broadway gefeiert. Übersetzt ins Deutsche wurde dann von Inge Greiffenhagen und Daniel Karasek.

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„Briefe bleiben … wenn du den Hörer auflegst, ist alles weg.“

Und so schreiben beide seit der Schulzeit angefangen mit kleinen Zettelchen –später Briefe, mit versteckten Anspielungen auf die Liebe, mit Eifersucht und großen und kleine Problemen. Während Andrew aus einfachen Verhältnissen stammt und sich durch Bildung in der Gesellschaft bis zum Senator hocharbeitet, startet Melissa als Mädchen aus reichen Verhältnissen. Eine glückliche Familie hat sie leider nicht und so folgt die Trennung der Eltern und ihrerseits viele unglückliche Beziehungen. Sie zieht es immer wieder in Briefen zu Andrew zurück und seht sich nach Liebe, während sie als Malerin Anerkennung findet. Im Laufe ihres Lebens erlebt sie viele Enttäuschungen und verfällt dem Alkohol. Die Höhepunkte ihres Lebens sind das Zusammentreffen mit Andrew und kurze Affären mit ihm. Die Intensität des Briefwechsels schwankt stark im Laufe des Lebens vom regen Austausch bis zu den wenigen Grüßen zu Weihnachten und zum Geburtstag. Belastend ist für beide, wenn der Briefpartner schweigt und sie schaffen es immer wieder, trotz derber Worte, sich nicht zu verlieren. Ja es gibt auch die lustigen Momente zum Schmunzeln und lachen, wenn beide einfach frei nach Schnauze aussprechen und schreiben, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Am Ende ihres gemeinsamen Weges stirbt Melissa und Andrew kehrt noch mal an den Ort der Jugend und des Beginns der Freundschaft zurück.

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Die Bühne bietet dem Zuschauer zwei Zimmer in denen sich das Stück abspielt. Mit kleinen Änderungen im Kostüm und in den Requisiten reisen Andrew und Melissa durch die Zeit. Untermalt wird die Handlung durch die Einspielung passender Songs zu den jeweiligen Situationen oder Örtlichkeiten. Der Regisseur Philip Tiedemann lässt so gut wie keinen Blickkontakt seiner Figuren auf der Bühne zu, denn beide sind immer in „ihrem Raum“. Die Briefe werden in Form von A4 Blättern in der Handgehalten, welche symbolisch immer wieder zu Boden geworfen werden. In LOVE LETTERS arbeitet Tiedemann bereits zum dritten Mal mit Dieter Hallervorden und Dagmar Biener als Paar zusammen – eine sehr erfolgreiche Kombination.

Beide Protagonisten können im gesamten Stück überzeugen, es ist spannend zuzuschauen, wie sie sich der vergangenen Lebenszeit anpassen und dies nur mit wenigen „Handgriffen“. Was Dieter Hallervorden und Dagmar Biener dort abliefern ist wirklich großes Kino. Beide zeichnen ihre Figuren so lebensecht und spielen getrennt voneinander so ein großartiges Miteinander. Gerade die leisen Töne machen den Saal mucksmäuschenstill. Aber natürlich wird auch gelacht, die Pointen sitzen auf dem Punkt.

Und so war der Abend im Wohnzimmer von Melissa und Andrew ein absolut gelungener Abend – unterhaltsam, nachdenklich und mit einem Gefühl, dass man beiden Figuren ein gemeinsames Leben gewünscht hätte.

LOVE LETTERS spielt noch bis zum 02. Dezember am Mitteldeutschen Theater in Dessau. Tickets gibt es unter www.mitteldeutsches-theater.de.

CAST & CREW

  • Theaterstück von A. R. Gurney
  • Deutsch von Inge Greiffenhagen und Daniel Karasek
  • Regie & Bühne: Philip Tiedemann
  • Kostüm: Viola Matthies
  • Melissa: Dagmar Biener
  • Andrew: Dieter Hallervorden


Artikel von Claudia K