Schauspiel: Arsen & Spitzhäubchen – Pfalztheater Kaiserslautern 2024
Premiere: 09. März 2024 – rezensierte Vorstellung: 07. April 2024
Mit ARSEN UND SPITZHÄUBCHEN hat das Pfalztheater Kaiserslautern eine wundervoll frische Komödie mit hervorragendem schwarzem Humor auf die Bühne gebracht. Optisch erscheint dieses Stück im Bühnenbild wie auch in den Kostümen mit vielen rosa und pinkfarbenen Elementen, welche einen wunderbaren Kontrast zum thematischen schwarzen Humor bilden. Die Komödie wurde von Joseph Kesselring geschrieben und bereits 1941 am Broadway uraufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung mit der Übersetzung von Helge Seidel fand 1946 in Zürich statt.
Die Schwestern Abby und Martha Brewster leben gemeinsam mit ihrem Neffen Teddy, ein von außen betrachtet, ruhiges und normales Leben. Einzig die Tatsache, dass Teddy sich für Präsident Roosevelt hält und mit augenscheinlich psychischen Problem zu kämpfen hat, trügt das perfekte Bild der zwei unscheinbaren Schwestern.
Mortimer, Horrorfilmkritiker und der zweite Neffe von Abby und Martha, ist mit der Tochter des Pastors Dr. Harper liiert, was seine Tanten sehr glücklich macht den Pastor jedoch eher beunruhigt. Liebevoll kümmern sich die beiden Damen tagtäglich um Teddy und halten seine Welt, in der er allen Aufgaben eines Präsidenten nachkommen muss, für ihn aufrecht. So erklären sie ihm auch, dass er auf eine Expedition nach Panama reisen darf und Teddy stürzt sich voller Elan in den Keller, um dort vermeintlich den Panamakanal auszuheben.
Während Mortimer sich mit Elaine verloben möchte und seine Tanten sich überschwänglich freuen, stößt er bei der Suche nach dem verloren gegangenen Verlobungsring auf eine Truhe, in der er eine männliche Leiche findet. Fassungslos und schockiert, kann er diesen Fund vor seinen Tanten nicht verschweigen. Anders als erwartet, reagieren Abby und Martha vollkommen unbeeindruckt von seiner Entdeckung und offenbaren ihm ihr dunkles Geheimnis. In der Truhe befindet sich Leiche Nummer 12 und wie die verstorbenen Männer vor ihm, soll auch diese Leiche, sobald Teddy mit dem Ausheben fertig ist, im Keller bestattet werden.
Mortimer kann nicht glauben, was seine Tanten getan haben und das sie dies auch noch als gute Taten und normal ansehen. Ältere, alleinstehende Herren, welche keine Familienmitglieder mehr haben sind auf ihre Anzeige der Zimmervermietung eingegangen und wurden, nach dem sie ihr Vertrauen gewonnen hatten, von Abby und Martha mit ihrem Holunderbeerenwein, welcher mit Arsen versetzt war, vergiftet. Doch anstatt dies als falsch zu erachten, fühlen sich die Beiden als Wohltäterinnen, da sie der Meinung sind, dass sie die Männer von ihrer Einsamkeit und seelischen Qualen erlöst haben.
In der Nacht soll nun Leiche Nummer 12 seine Trauerfeier erhalten und im Keller bestattet werden. Doch bevor Abby und Martha diese durchführen können, trifft in der Nacht ein ungebetener Gast ein, mit dem keiner gerechnet hat. Jonathan, der verschollene dritte Neffe und gesuchter Serienmörder bricht mit seinem Komplizen Dr. Einstein bei ihnen ein und sorgt für noch mehr Chaos im Hause Brewster.
Da Jonathan sich einigen Operationen durch Dr. Einstein unterzogen hat, sieht er mittlerweile wie Frankenstein aus und so erkennen seine Tanten ihn zuerst nicht. Genau wie Abby und Martha hat auch Jonathan eine Leiche dabei und möchte diese ebenso im Haus verschwinden lassen. Teddy ist währenddessen mit dem Grab fertig und als er vermeintlich sein verabredetes Zeichen erhält, die Leiche im Keller verschwinden zu lassen, erfüllt er seine Pflicht. Die Truhe jedoch bleibt nicht lange leer, denn kurz darauf verfrachten Jonathan und Dr. Einstein ihre Leiche dort hinein.
Als am nächsten Tag Mortimer auf seinen verschollenen Bruder trifft und bald klar wird, dass auch dieser seinen Tanten in nichts nachsteht, kann er das alles kaum glauben. Da Jonathan von den Taten und den Gräbern seiner Tanten Wind bekommen hat, möchte auch er seine Leiche im Keller verschwinden lassen, was Abby und Martha erbost ablehnen, da sie seine Leiche ja nicht kennen.
In all diese Verwirrungen platzt abrupt ein Alien in die mörderische Familienidylle, welches sich im Filmset geirrt hat. Alle Beteiligten des Filmdrehs finden sich auf der Bühne ein und Regisseur Thomas, welcher Mortimer Brewster spielt, bespricht mit den anderen Darstellern das weitere Vorgehen der restlichen Szenen. Alles andere als begeistert von dem Dreh und der ganzen Produktion zeigt sich Thomas´ Mutter, welche Martha verkörpert.
Sie fordert von ihrem Sohn nicht nur im Film Leichen zu erschaffen, sondern ihre Kollegin Doris welche Abby spielt, während der Dreharbeiten zu vergiften. Da Doris für eine große Rolle sowie Preisauszeichnungen vorgesehen ist und somit eine große Konkurrenz für seine Mutter darstellt, soll sie mit vergiftetem Wein beseitigt werden. Thomas ist hin und her gerissen, soll er Doris am Leben lassen, wo sie doch seine große Liebe ist oder beugt er sich wieder einmal dem Willen seiner Mutter.
Schweren Herzens vergiftet Thomas das Getränk und der Dreh geht weiter. Bald schon bereut er seine Tat und versucht alles, um jeden der Darsteller davon abzuhalten, dass Getränk zu verzehren. Lange Zeit geht es gut, bis Dr. Einstein während einer Szene zum Glas greift und kurz darauf leblos zusammenbricht. Fiktion und Wirklichkeit vermischen sich immer mehr und kaum noch einer scheint den Unterschied erkennen zu können.
Thomas kann nicht mehr und geht auf seine Mutter los, was zu schweren Verletzungen ihrerseits und zur Einweisung in ein Sanatorium seinerseits führt. Auch seine Mutter wird in das Sanatorium zur Erholung gebracht, doch auch dort findet das Vergiften kein Ende…..
Eine herrliche, ab und an auch skurrile schwarze Komödie im rosa- pinkfarbenen „heile Welt“ Bühnenbild. Hervorragend gespielt von allen Darstellenden. Unterhaltsam, witzig und amüsant erlebt der Besucher das Leben und Wirken der Familie Brewster.
Maria Schubert und Aglaja Stadelmann spielten die beiden mörderischen Schwestern auf fantastische Art und Weise. So lieb, nett und freundlich auf der einen und auf der anderen Seite mörderisch und berechnend. Das Zusammenspiel harmonierte wunderbar.
Philipp Adam sorgte mit seiner Darstellung des Teddy Brewster bzw. Präsident Roosevelt für viele Lacher und verkörperte diese Rolle hervorragend. Authentisch spielte er seinen Charakter und zeigte dem Zuschauer die ganz eigene Welt des Teddy Brewster.
Mortimer Brewster wurde grandios von Dennis Bodenbinder dargestellt. Diese Rolle hat sehr viel Bühnenzeit und ist schauspielerisch wie körperlich sehr anspruchsvoll. Auch seine Sprechtechnik, die oft an Synchronisation erinnerte, passte sehr gut in dieses Stück. Absolute Leidenschaft und Einsatz legte er in seinen Charakter.
Dem Duo Jonathan Brewster und Dr. Einstein hauchten Martin Schulz-Coulon und Hartmut Neuber leben ein. Kurios und mit viel Witz spielten sie ihre Rollen und gaben zusammen ein sehr unterhaltsames Gangsterduo ab, welches aber auch die kriminellen Züge sehr gut darstellte.
In weiteren Rollen unterstützten Paula Vogel, Rainer Fuchs, Henning Kohe, Hannelore Bähr, Saba Baghael und Elisabeth Roth die Hauptdarsteller. Mit Leidenschaft und Spielfreude verkörperten sie ihre Rollen. Alle Darstellenden harmonierten sehr gut zusammen und trugen zum kurzweiligen, sehr unterhaltsamen Besuch im Pfalztheater bei.
Darsteller:
Abby Brewster: Maria Schubert
Martha Brewster: Aglaja Stadelmann
Teddy Brewster: Philipp Adam
Mortimer Brewster: Dennis Bodenbinder
Jonathan Brewster: Martin Schulz- Coulon
Dr. Einstein: Hartmut Neuber
Elaine Harper: Paula Vogel
Dr. Harper/ Mr. Witherspoon : Rainer Fuchs
Mr. Gibbs / O`Hara : Henning Kohne
Leutnant Rooney : Hannelore Bähr
Klein : Saba Baghael
Brophy: Elisabeth Roth
Regie und Sound: Ekat Cordes
Ausstattung : Anieke Sedello
Dramaturgie: Victor Pohl
Wir bedanken uns beim Pfalztheater Kaiserslautern für die Einladung!
Artikel von Rebecca G.