Rebecca – DomplatzOpenAir Magdeburg 2022
Manderley in Flammen
Premiere: 17. Juni 2022/ Besuchte Vorstellung: 18. Juni 2022
2020 sollte sich der Magdeburger Domplatz in Manderley verwandeln, doch die Corona-Pandemie kam dazwischen. Nun ist es 2022 endlich soweit und das Theater Magdeburg darf als erstes städtisches Theater überhaupt dieses Musical aus der Feder von Michael Kunze und Sylvester Levay inszenieren.
Kurze Inhaltsangabe des Stücks
(eine ausführliche Inhaltsangabe gibt es auf unserer Infoseite):
Der Witwer Maxim de Winter, der vor kurzem seine Frau verloren hat, verliebt sich in Monte Carlo in die Gesellschafterin „Ich“ und nimmt sie nach der Hochzeit mit auf sein Anwesen „Manderley“. „Ich“ fällt die neue gesellschaftliche Stellung schwer, da der Geist von Rebecca de Winter allgegenwärtig im Haus spürbar ist. Sie erhält nur wenig Unterstützung und vor allem die Haushälterin und Rebebeccas Vertraute Mrs. Danvers macht ihr das Leben schwer. Als plötzlich die Leiche von Rebecca auftaucht, gerät Maxim unter Mordverdacht und „Ich“ muss zusehen, dass das gemeinsame Leben mit Maxim in weite Ferne schweift.
Zur Inszenierung
Der heimliche Star dieser Inszenierung von Erik Petersen ist das Bühnenbild, für welches sich Dirk Hofacker verantwortlich zeichnet. Open Air etwas zu inszenieren stellt die Bühnenbildner immer vor neue Herausforderungen. Was Hofacker, aber hier für das Theater Magdeburg geschaffen hat, ist einmalig. Man merkt, dass hier alle Register einer Stadttheaterproduktion gezogen werden können. Im groben stellt der Bühnenaufbau ein Schiffsfrack dar, weshalb alles fragmentarisch dargestellt ist. Es gibt keine feste geschlossene Bühnenseite in dem Sinne. Vielmehr wird mit verschiebbaren Elementen an der Seite, sowie im Boden gearbeitet. Es gibt Treppenelemente und Türen, sowie kleinere Bühnenteile die im Wasserbecken verschoben werden können. Ein Wasserbecken, welches stets ins Geschehen eingebunden wird. Es passt perfekt zur Geschichte, so spielt sich die gesamte Handlung doch am Meer oder im Wasser ab. Das Finale im zweiten Akt zeigt, was Open Air alles möglich ist, denn hier brennt nicht nur die Treppe in Manderley.
Die Kostüme von Kristopher Kempf sind grandios. In Stuttgart, Wien und Tecklenburg waren die Kostüme im Großen und Ganzen doch immer recht schlicht gehalten. Hier in Magdeburg bekommt der Besucher einen Rausch an Farben und Formen zu sehen, passend zum Zeitgeist der Handlung. Ein regelrechter Augenschmaus, wenn die Gäste des Maskenballs in maritimen Verkleidungen, passenden zur Kulisse, sich präsentieren.
Die Choreografien von Sabine Arthold unterstützen das Spiel der Darsteller*innen. Zudem fügten sie sich nahtlos ins Geschehen ein.
Neben dem Opernchor, der Statisterie des Theaters, dem Ballett und einem 40-köpfigen Orchester, unter der Leitung von David Levi, stehen insgesamt 14 Gast-Solisten und Solistinnen auf dem Magdeburger Domplatz. Die Cast ist durchweg großartig besetzt und besticht immer wieder.
Die Darsteller*innen
“Ich” Sybille Lambrich schafft es gekonnt die Verwandlung von einem jungen Mädchen zu einer selbstbewusst liebenden Frau, die alles für ihren Mann tut.
Maxim de Winter wird von keinem geringeren als Patrick Stanke verkörpert. Maxim ein Edelmann, Ehemann und vielleicht auch Mörder? Stanke zeigt alle Facetten der emotionalen Reise, ob Liebe, Ärger oder Verzweiflung. Sein gesangliches Highlight: “Kein Lächeln war je so kalt”.
Kerstin Ibald konnte man bereits in Wien als alternierende Mrs. Danvers in der Uraufführung erleben und nun in Magdeburg. Ibalds “Rebecca” ist großartig. Ihr Spiel als Gegenspielerin “Ichs” ist nahezu perfekt.
Erstmals wurde die Rolle der Mrs. van Hopper mit einer Person of Color, genauer mir Amani Robinson besetzt. Ana Milva Gomes setzt diese Besetzungart dann in Wien fort. Robinson konnte man zuletzt bei der GHOST-Tournee erleben. Ihr “I´m an American Woman” im Rahmen des Maskenballs überzeugt auf ganzer Linie.
Robert David Marx tritt als unsympathischer Jack Favell auf. Er spielt den Nebenbuhler und Erpresser Maxims hervorragend. “Eine Hand wäscht die andere Hand”, bleibt wieder mal im Ohr. Marx wird ebenfalls in Wien auf der Bühne stehen.
Jeanett Neumeister und Lutz Standop als Beatrice und Giles bringen den komischen Part ins Musical. Sie schaffen es perfekt die Stimmung an der ein oder anderen Stelle aufzulockern.
Fazit: Eine absolut gelungene Inszenierung und eine Empfehlung zum Ansehen. Wenn man bereits Karten hat, kann man sich freuen und wenn nicht, versucht man noch welche zu kriegen.
Gastbeitrag von Karin.