Pretty Woman – The Musical (UK Tour)

(c) Helen Maybanks

Premiere & besuchte Vorstellung: 04.04.25 im Theater 11 in Zürich

Das Musical Pretty Woman feierte im Jahr 2018 am Broadway seine Weltpremiere. Im September 2019 kam das Musical mit begeisterten Kritiken nach Hamburg. Auch das Londoner Westend ist von der rockigen Show begeistert.

Kein Wunder, denn die Musik für das Musical wurde von Weltstar Bryan Adams und Jim Vallance geschrieben. Regie und Choreografie stammen von Jerry Michel (Kinky Boots, Hairspray).

«Der Film ist eine einzigartige Liebesgeschichte, die jeder kennt. Was für eine Ehre, dass das Musical nun seine Reise in Europa fortsetzt», sagt Bryan Adams.

Etwas skeptisch sitze ich im Zuschauerraum. Irgendwann in meiner Jugend habe ich Pretty Woman als Film gesehen. Julia Roberts & Richard Gère sind mir in Erinnerung geblieben. Aber das als Musical? Ich erwarte sofort den Soundtrack zum Film «Oh, Pretty Woman», von Roy Orbison und den Bill Dees. Doch es kommt anders:

Die Show beginnt energiegeladen und wir befinden uns direkt im Amüsierviertel, wo die Prostituierte Vivian (Paige Fenlon) ihre Dienste anbietet. Sie trifft auf Edward (John Addison), einen knallharten Geschäftsmann. Edward nimmt Vivian mit in sein Hotelzimmer und ist von ihrer unkonventionellen Art beeindruckt. Er engagiert sie für eine Woche als Escort-Dame. Die beiden unterschiedlichen Charaktere kommen sich langsam näher und eine Romanze bahnt sich an. Von der Handlung her ist Pretty Woman ein modernes Märchen, das in den 1990er Jahren spielt.

Das Team Adams & Vallance (Musik), Jerry Mitchell (Regie & Choreografie), Regisseur Garry Marshall und der Drehbuchautor J.F Lawton haben der Liebesgeschichte, die fast jeder kennt, mit erstklassiger Musik, Witz und tollen Stimmen, neues Leben eingehaucht.

Paige Fenlon schaffte es, die Rolle der Vivian, sehr überzeugend zu verkörpern. Mit ihrer Mimik vermittelte sie viele Emotionen: Das unsichere Mädchen aus dem Rotlichtmilieu, das plötzlich zur Frau eines reichen Geschäftsmannes werden soll. Im besten Hotel der Stadt treffen zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Auch Vivians beste Freundin und Mitbewohnerin Kit de Luca (Annell Odartey) begeistert gleich zu Beginn des Abends mit ihrer souligen Stimme, die zur rauen Ehrlichkeit der Rolle passt.

(c) Helen Maybanks

Begeistert hat mich auch Graham MacDuff als «Happy Man and Mr. Thompson». Im Film ist das ein freundlicher Straßenverkäufer, der am Anfang und am Ende des Films zu sehen ist. Er ruft den legendären Satz «Welcome to Hollywood! What`s your dream?» Graham MacDuff ist im Musical sowohl der Hotelmanager Mr. Thompson als auch der Happy Man. Beeindruckend, wie schnell er die Rollen wechselt. Eben noch in schäbigen Klamotten auf der Straße und mit einer halben Drehung wechselt er nicht nur die Jacke, sondern sein ganzes Wesen: Ein hoch seriöser Hoteldirektor erscheint. Graham MacDuff hat eine große Ausstrahlung und Bühnenpräsenz. Er hat auch einen kurzen Auftritt als Dirigent in der Oper, die Vivian und Edward besuchen.

Diese 3-in-1-Rolle wirkt ein bisschen wie ein Begleiter durch die Handlung. Das gefällt mir sehr gut. Auch die Herren vom Hotelpersonal sind sehr erfrischend für die Handlung. Sehr schön ist die Szene, als der Hoteldirektor mit Vivian tanzen übt und ihr die Tanzschritte mit dem Hotelportier vorführt. Das Musical hat auch viele kleine lustige Elemente. Das ist sehr erfrischend.

Eine Szene, die mir auch sehr gut gefallen hat, war, als Edward mit Vivian in die Oper ging (La Traviata). Dies wurde mit einem Bühnenelement dargestellt, das eine Empore darstellte. Lila Falce-Bass sang die Opernsängerin Violetta mit einer unglaublichen Stimme und erntete tosenden Applaus.  Die Schlüsselszene der Oper wurde eindrucksvoll dargestellt. Hier erkennt Vivian die Verbindung zwischen der Handlung von La Traviata, in der sich eine höfische Prostituierte in einen Adligen verliebt, und sich und Edward.

(c) Helen Maybanks

Das Bühnenbild ist gut gemacht. Es wurden Elemente auf die Bühne gefahren, die aber völlig ausreichten, um die Szenen eindrucksvoll darzustellen. Auch die Lichttechnik wurde gut eingesetzt. Beeindruckend war eine Szene, als Vivian und Edward zum ersten Mal im Hotel waren und mit dem Fahrstuhl in Edwards Suite fuhren. Ein beleuchtetes Quadrat stellte den Aufzug dar und im Hintergrund verwandelte sich die Hotellobby in eine Suite mit Balkon. Ich mag solche «Tricks».

Was mich wunderte: Bis zur Pause wurde nicht einmal der Song «Pretty Woman» gespielt. Nach der Pause kam der Happy Man auf die Bühne und sang genau dieses Lied. Er wurde unterbrochen und es hieß, das würde man am Ende noch hören. Wahrscheinlich sind die Zuschauer: innen so vorhersehbar, dass diese Frage direkt ins Musical eingebaut wurde. Ein witziges Element.

Mein Fazit zum Musical: Ich bin wirklich sehr positiv überrascht. Das Musical hat alles, was eine gute Show braucht. Tolle Stimmen & Choreographien, gute Musik und eine Handlung, bei der man sich als Zuschauer gemütlich zurücklehnen und das Stück genießen kann.  Auf jeden Fall sehenswert.


CAST

  • Vivian Ward: Paige Fenlon
  • Edward Lewis:  John Addison
  • Happy Man / Mr Thompson: Graham MacDuff
  • Kit de Luca: Annell Odartey
  • Philip Stuckey: Stuart Maciver
  • David Morse: Chomba Taulo
  • Alfredo / Cover Happy Man/Mr Thompson: Will Hopkins
  • Giulio: Noah Harrison
  • Violetta / Bag Lady: Lila Falce-Bass
  • SWING: Matt Jones, Victoria Rachael McCabe, Madeleine Hargrave
  • ENSEMBLE: Patrick Barrett, Elliot Parkes, Aaron Aisoni, Olivia Bella, LJ Neilson, Joseph Vella, Stephanie Costi, Katie Dunsden, Lewis Bear Brown, Maddie Waller
  • ORCHESTER: Gareth Weedon, Griff Johnson, Luke Adams, Nick Hill, Ashley Young, Luke Baxter
  • Musikalische Leitung Gareth Weedon
  • Inszenierung Jerry Michell
  • Choreografie Jerry Michell
  • Bühne David Rockwell
  • Kostüme Tom Rogers & Gregg Barnes
  • Licht Kenneth Posner & Philip S. Rosenberg
  • Sound design John Shivers
  • Hair design Josh Marquette

Pretty Woman läuft noch bis 04.05.25 im Theater 11 in Zürich. 

Wir bedanken uns bei FBM-Entertainment für die Einladung.


Bericht von Susanne