Oberaffengeil – Uraufführung am Schmidt Theater 2024

Eine Zeitreise ins popkulturelle Herz der 1980er- und 1990er- Jahre

Fotos: Morris Mac Matzen

Auf dem Weg zum Theater gab es an diesem 27. Juni 2024 sintflutartige Regenfälle, die selbst mich eine halbe Stunde am Ausgang der S-Bahn-Station Reeperbahn festhielten. Die Wassermassen liefen, ohne weniger zu werden, die Treppen herunter. Als es dann Zeit wurde, die letzten Meter zum Schmidt Theater zurückzulegen, lichteten sich die Wolken ein wenig. So verpasste ich zwar die Ankunft der Gäste und des Ensembles vor der Premiere, konnte aber den Abend im Trockenen verbringen.

Der Titel „Oberaffengeil“ passt jedenfalls wie die Faust aufs Auge. Gut drei Stunden lang bietet diese Revue im Schmidt Theater pure gute Laune. Immer wieder überrascht es, was auf dieser kleinen, aber feinen Bühne möglich ist. Wunderschöne Kostüme, atemberaubende Choreographien und tolle Stimmen – was will man mehr?

Für jeden ist etwas dabei. Bevor es richtig los geht, bekommt das Publikum noch ein „Warm up“ verpasst, in der Premiere durchgeführt von Andreas Bieber und Franziska Lessing. Hier werden Vokuhila und Oliba erklärt und gefragt, ob das Publikum fit für den musikalischen Trip sei. Dann beginnt die Zeitreise mit einem eigens von Hit-Musicalmacher Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth komponierten Musikstück, den titelgebenden Song „Oberaffengeil“. 

Danach geht es Schlag auf Schlag. Teile des Bühnenbilds sind beweglich. Dies sind viereckige Pontons, welche aus Stahlträgern und Leinwänden bestehen. Letztere dienen gleich zu Beginn dazu, das einmalige Video von AHA zu „Take on me“ auf der Bühne zum Leben zu erwecken. Karim Plett verzaubert hier gleich das Publikum mit seiner klaren Stimme. Später taucht er noch in diversen anderen Rollen auf, denn in dem 8-köpfigen Ensemble, welches für die Revue benötigt wird, hat jeder der Darsteller und Darstellerinnen mehrere Rollen, teilweise mit Sekundenumzügen, zu bewältigen. Ein großer Applaus geht hier auch an die helfenden Hände hinter der Bühne.

Deutsche Musik kommt neben den vielen englischsprachigen Hits nicht zu kurz. Ob nun „Verdammt ich lieb dich“, „Ich find dich scheiße“, „Wahnsinn“, Hits von Roland Kaiser oder Gitte Haenning – alle sind sie vertreten. Sogar „Karl der Käfer“, das Protestlied der Gruppe Gänsehaut aus dem Jahr 1983 wird wiederbelebt. Diesen Part übernahm in der Premiere Andreas Bieber. Der gebürtige Mainzer hat beide Jahrzehnte im Teenager und Erwachsenenalter erlebt und bringt nicht nur in diesem Bereich die meiste Erfahrung mit auf die Bühne. Es ist eine Freude, ihn in den vielen verschieden Rollen zu sehen.

Andreas Bieber und Franziska Lessing

In den meisten Spielszenen steht ihm Franziska Lessing als Partnerin zur Seite, beispielsweise als Kandidatin in der „Gameshow der Gameshows“. Ob sie wohl noch eine Gänsehaut bekommt, wenn der Knight Rider über die Bühne huscht und die Rede vom damaligen Außenminister Hans Dietrich Genscher zu hören ist, der den DDR-Flüchtlingen mitteilt, dass … “Looking for Freedom“ ist das nächste Lied das folgte und eine Hymne zur Wende wurde und mit der Wiedervereinigung Deutschlands fest verbunden ist.

In den 1980er- Jahren hatte der kalte Krieg seinen Höhepunkt, was in vielen Filmen und Serien umgesetzt wurde. Am meisten sind mir diese Situationen aus der Serie „MacGyver“ im Kopf geblieben, weil das Thema dort immer mal wieder umgesetzt wurde. In „Oberaffengeil“ treffen zu dem Song „Two Tribes“ von „Frankie goes to Hollywood“ zwei Boxer aufeinander, die ganz nach dem Vorbild aus dem Film „Rocky IV“ gekleidet sind und die brisante Situation von damals thematisieren.

Die Spicegirls treffen auf die Backstreet Boys

Natürlich nicht fehlen darf eine Hommage an die BRAVO, Instagram, Tik Tok und Facebook der damaligen Zeit. Die Zeitung erschien wöchentlich und man konnte es kaum erwarten, die neuesten News aus der Welt der Stars und Sternchen lesen zu können. Nico Went beantwortet als „Dr. Sommer“ Fragen und die LIVE-Foto-Story bringt die Erinnerungen an die Kult- Zeitschrift wieder.

Später im Verlauf des Abends gibt es den „Schmidt- Theater- Geschlechtertausch“, der in keiner Show fehlen darf und bei dem die kultige Show „Tutti Frutti“ wieder auflebt. Eine Szene, in der die Kult-Videospiele der Zeit wiederbelebt werden, fehlt ebenso wenig wie der Aerobic-Hype, kultige Werbungen, Eurodance, Girlpower, Aliens und und und …

Abgerundet wird das Ganze mit den Kostümen von Dirk Zilken – ob nun mit glitzernden Elementen versehene Regenmäntel oder die Rokoko-Kleidung bei „Sound of Musik“ von Falco. Es macht Spaß, hier das ein oder andere zu entdecken. Die Projektionen und die Lichtshow sprechen für sich. Die Choreographien von Bart de Clercq auf der doch kleinen, aber feinen Bühne sind schnell und temporeich.

Wir dürfen gespannt sein, wie die Inszenierung später im Tivoli auf der doch etwas größeren Bühne wirken wird, denn nach einer kurzen Spielzeitpause ist „Oberaffengeil“ vom 23. August 2024 bis 21. September 2024 im Schmidt Tivoli zu sehen. Noch bis zum 10. August 2024 ist „Oberaffengeil“ im Schmidt Theater zu sehen. Tickets gibt es direkt unter www.schmidt-tivoli.de.

Darsteller*innen der Premiere

  • Andreas Bieber
  • Fides Groot Landeweer
  • Franziska Lessing
  • Karim Plett
  • Katrin Taylor
  • Nico Went
  • Richard Patrocinio
  • Sophia Riedl 
  • Off-Stimmen von Jörg Knör, Maik Lohse, Henning Mehrtens, Heiko Wohlgemuth und Otto Puttel

Weiter sind dabei:

  • Gregory Antemes
  • Helena Blöcker
  • Jan Großfeld
  • Jendrik Sigwart
  • Jessica Rühle
  • Juri Menke
  • Marie Haisch
  • Nicole Rushing

Wir bedanken uns für die Einladung zur Premiere und wünschen dem Ensemble und allen Mitwirkenden wundervolle Shows und immer ein volles Haus.


Artikel und Bilder von Nathalie / Logobild: Morris Mac Matzen


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