Musikalische Komödie Leipzig – Uraufführung: Hello? Again! 2024/25

© Kirsten Nijhof

Am 08.12.2024 führte mich mein Weg zum ersten Mal nach der Renovierung in die Musikalische Komödie Leipzig. Der Saal hat ein komplettes Make Over bekommen und der Zuschauer hat einen tollen Blick auf die Bühne und den gigantischen Orchestergraben, denn dort sitzt tatsächlich ein ganzes Orchester und sorgt für ordentlich Wums.

Hello! again? hatte am 02.11.2024 Premiere und ist ein neues Musical von Thomas Hermanns mit Songs von Howard Carpendale. Thomas Hermanns ist verantwortlich für Idee, Konzept und Regie zusammen mit Marian Lux für das musikalische Gesamtkonzept und Michael Nündel für die musikalische Leitung.

Worum geht es?

Heimlicher Mittelpunkt des Stücks ist ein Haus aus dem Jahr 1909, in dem seit Generationen viele Menschen leben und ein- und ausgehen. Viele unglückliche Liebschaften hinterlassen Geister im Haus, die von der Besitzerin und Hellseherin Ottllie (Angela Mehling) durch die Jahrzehnte begleitet werden. Sie fungiert auch immer wieder als Erzählerin und verbindet so die einzelnen Epochen. Und so springt der Zuschauer mit ihr durch das Leben der Menschen, die dort ein Zuhause gefunden haben.

© Tom Schulze

Die Hauptfiguren Hanna (Roberta Valentini), Rolf (Christof Messner) und Matteo (Thomas Hohler) kennen sich seit Jahrzehnten.  Hanna lernt Rolf kennen und die beiden beginnen ihr gemeinsames Leben mit der ersten eigenen Wohnung. Dann kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung mit dem Pizzaboten Matteo, der bei Hanna einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Mit seinem Charme, seiner Musikalität und seiner Leichtigkeit im Leben gewinnt er Hannas Herz und sie beginnen eine Affäre, die viele Jahre hält. Hannas Mann Rolf wird immer mehr zum Workaholic und die Beziehung zu Hanna wird immer kühler. Beide leben ihr Leben nebeneinander und auch die gemeinsame Tochter kann sie nicht mehr zusammenbringen.  Oft zweifeln beide, ob es so weitergehen soll, doch sie bleiben zusammen. Dann kommt der Tag, an dem Hannas Tochter sie direkt auf die Affäre anspricht und eine Entscheidung fordert. Hanna ist hin- und hergerissen, will sich aber für ein Leben mit Matteo entscheiden. Doch es kommt anders – Matteo trennt sich von Hanna, denn seine Familie schickt ihn zurück in die Heimat, um das Restaurant der Familie zu übernehmen. Dort soll er eine Frau heiraten und eine Familie gründen. Er fügt sich dem Schicksal und verabschiedet sich von Hanna. Diese kehrt zu ihrem Mann zurück und lebt ihr Leben an seiner Seite weiter. Doch eines Tages steht Matteo vor der Tür und singt „Hello again„. Das reißt zunächst alte Wunden wieder auf und wirft am Ende des Stücks erneut die Frage auf – bei Rolf bleiben oder mit Matteo gehen? Wie sie sich entscheidet, soll hier nicht verraten werden.  

Das Stück zeichnet die Geschichte der Hauptakteure in den verschiedenen Epochen nach und untermalt sie mit Liedern von Howard Carpendale. Diese werden immer wieder passend eingesetzt, um Gefühle und Situationen zu beschreiben.

 

Mittelpunkt des Stückes und der Bühne ist das Haus, in dem die Figuren ihr Schicksal teilen und ihr Zuhause finden. Das Haus ist drehbar und bietet so immer wieder die Möglichkeit, in andere Räume zu schauen. Die Inneneinrichtung wechselt mit den Epochen, so dass der Zuschauer trotz der vielen Zeitsprünge den Überblick behält. Ein großes Lob an den Bühnenbildner Hans Kudlich. Ein weiterer Träger der Zeitreise sind die Kostüme, für die Aleksandra Kica verantwortlich zeichnet. Sehr passend in der Mode der jeweiligen Zeit gewählt.

Regisseur Thomas Hermans und Co-Regisseurin Dr. Olivia Maria Schaaf gelingt es, dem Jukebox-Musical die nötige Tiefe zu verleihen und gleichzeitig mit vielen komischen Momenten für Leichtigkeit und Unterhaltung zu sorgen.  Die Charaktere durchlaufen sehr glaubwürdige Lebensgeschichten, in die die Songs von Howard Carpendale so passend eingefügt sind, dass man den Eindruck hat, sie seien für das Stück geschrieben worden.  Dabei gelingt es dem Orchester und den Darstellern, die bekannten Songs ganz eigenständig zu interpretieren und die Emotionen und Konflikte perfekt in die Handlung zu integrieren. Der Titelsong „Hello! Again?“ umrahmt die gesamte Handlung und auch „Spuren im Sand“ und „Was wäre wenn?“ findet man als Zuschauer sofort mit Text im Kopf wieder.

© Kirsten Nijhof

Roberta Valentini erzählt in ihrer Rolle die Geschichte von Hanna und ihrer Beziehung zu zwei Männern. Mit viel Gefühl zeichnet sie die Konflikte in dieser Dreiecksbeziehung und ringt sehr glaubwürdig mit ihren Entscheidungen. Ihre Interpretation der Lieder ist gefühlvoll, mal kraftvoll, mal verzweifelt.

Als Hannas Ehemann – Rolf – steht Christof Messner auf der Bühne. Er verkörpert die Entwicklung vom ehrgeizigen jungen Mann zum Workaholic absolut glaubhaft und das Publikum leidet mit, wenn Hanna sich immer mehr von ihm entfernt. Auch stimmlich überzeugt er in dieser Rolle.

Thomas Hohler kann als Matteo voll überzeugen und entwickelt die Figur im Laufe der Handlung stimmlich und schauspielerisch sehr stark. Seine Interpretationen der Carpendale-Songs gehen unter die Haut und tragen viele Szenen des Stückes.

© Kirsten Nijhof

Die gute Seele des Hauses ist Angela Mehling. Auch ihr gelingt diese Zeitreise und mit ihren Erzählungen hält sie das Stück zusammen. Ihr Spiel und ihr Gesang sind auf den Punkt und tragen diese Geschichte.

Der Musikalischen Komödie ist ein großer Wurf gelungen und die Verkaufszahlen sprechen für sich.  Die Mischung aus Jukeboxmusical mit bekannten Songs und einer tolle Geschichte die erzählt wird mit viel Gefühl, Ernsthaftigkeit und doch der nötigen Prise Humor macht „Hello! Again?“ mit Recht zum Publikumsmagneten. Es ist wünschenswert, dass mehr solcher neuen Stücke in dieser Qualität und mit einer hochkarätigen Cast -wie dieser hier- den Weg in die Theatersäle finden und so geht ein toller Abend zu Ende – Danke MuKo ! 

Besetzung der Vorstellung

  • Musikalische Leitung: Michael Nündel
  • Inszenierung: Thomas Hermanns/ Olivia Maria Schaaf
  • Choreografie: Mirko Mahr
  • Bühne: Hans Kudlich
  • Kostüme: Alecsandra Kica
  • Dramaturgie: Marlene Hahn
  • Choreinstudierung: Mathias Drechsler
  • Hanna: Roberta Valentini
  • Rolf: Christof Messner
  • Matteo: Thomas Hohler
  • Ottilie: Angela Mehling
  • Kaya: Ivo Kovringer
  • Lisa: Da-yung Cho

Impressionen vom Schlussapplaus


Artikel von Claudia K