Metronom Theater: Der Geist der Weihnacht – Musical nach Charles Dickens
Eine Geschichte über Mut zur Veränderung, Hoffnung und den wahren Reichtum der Liebe
Premiere & rezensierte Vorstellung: 30.11.2024
Passend zur Jahreszeit eröffnet das Metronom Theater die Saison mit dem Musical „Der Geist der Weihnacht“. Eben jenes Musical, welches vor 20 Jahren schon seine Premiere in Oberhausen feierte.
Worum geht es?
Die Idee des Musicals entstammt Charles Dickens Klassiker „A christmas carol“ aus dem Jahr 1843.
Ebenezer Scrooge ist ein kaltherziger Pfandleiher, der dem ganzen Weihnachtsgetümmel nichts abgewinnen kann. Am Weihnachtsabend erscheint ihm, in seinem Schlafzimmer sein Freund und ehemaliger Geschäftspartner Marley. Das Problem daran: Marley ist seit vielen Jahren tot. Zu Lebzeiten war Marley ein menschverachtender Geizhals. Sein Verhalten hat dazu geführt, dass er nach seinem Ableben nicht in den Himmel darf und in Ketten gefangen ist. Erst, wenn er und seine Geisterfreunde es schafft, Scrooge zu einem besseren Menschen zu verändern, wird er von seinen Fesseln befreit.
Zunächst sträubt Ebenezer Scrooge sich noch, lässt sich aber gemeinsam mit einem Engel und seinem Geisterfreund Marley auf eine Reise durch die Zeiten ein. Der erste Halt führt sie zunächst in die Vergangenheit, wo Scrooge sich selbst als einsamen Jungen und im weiteren Verlauf mit seiner ersten großen Liebe sieht. Seine harte Schale bekommt dabei erste Risse. Doch wie würden die Menschen über ihn denken, wenn er ihnen plötzlich hilfsbereit gegenübertreten würde? Es folgt ein Blick in die Gegenwart, bevor sein letzter Halt ihn in seine Zukunft führt. Schmerzlich wird ihm bewusst, dass er durch sein Verhalten zwar reich an Geld, aber arm an Liebe ist.
Wird er es schaffen, sich zu ändern und seinem Freund Marley helfen, seine Ketten loszuwerden?
Die Mischung aus weihnachtlichen und modernen Melodien hat Dirk Michael Steffan komponiert. Gemeinsam mit den neuen Songtexten von Michael Tasche, die den Figuren ihre emotionale Tiefe geben, zeitgleich aber auch für Leichtigkeit und gute Unterhaltung sorgen, wird den Besuchern eine perfekte musikalische Mischung geliefert. Besonders der Rap hat im gesamten Publikum für Stimmung gesorgt und zum Mitklatschen eingeladen.
Die Regie oblag Benjamin Sahler und Dirk Schattner, die beide für ihre eindrucksvollen Inszenierungen bekannt sind. Besonders hervorzuheben ist das stimmige und wandelbare Bühnenbild. Innerhalb weniger Momente entstand aus dem Marktplatz Scrooges Büro, das Wohnzimmer der Familie Cratchit oder Scrooges Schlafzimmer. Zusätzlich hat es während der Show auf der Bühne und am Ende sogar im Publikum „geschneit“. Als Zuschauer wurde man mit der ersten Szene sofort in eine andere Welt geführt.
Auch die Kostüme und das Make-up waren herausragend. Sowohl Tim Wilhelm, der den Geist Marley verkörperte als auch Felix Martin, der Scrooge spielte, waren perfekt geschminkt. Das Alter der Figuren wurde dadurch realistisch dargestellt. Besonders die Mimik des oft brummigen Scrooge wurde durch das passende Make-up noch deutlicher. Die Kleider der Damen waren passend und unterstützten die Reise in eine andere, weihnachtliche Welt.
Die Choreographien von Stefanie Gröning waren vielfältig und energiegeladen. Sie waren bestens auf die Musik abgestimmt und haben die Geschichte passend unterstützt. Die Tanzstile waren bunt gemischt. Der zweite Akt begann mit dem Lied „Oops, das tut uns leid“. Die Choreographie war stimmungsvoll und es war kaum möglich, dabei ruhig auf dem Platz sitzen zu bleiben.
Das Ensemble lief regelmäßig durch die Gänge, was bei dem ein oder anderen Gast für eine Überraschung gesorgt hat. Das Publikum wurde aber nicht nur durch die kleinen Schockmomente mit einbezogen. Direkt zu Beginn sprach Marley zum Publikum und bezog auch die Kinder immer wieder mit ein.
Das Metronom Theater fiel zusätzlich durch die bequemen Sitze und den guten Ton auf. Die Beinfreiheit war großzügig, die Darsteller jederzeit gut zu verstehen. Das Stück überzeugte nicht durch einen besonderen Darsteller, sondern die gesamte Cast, die perfekt zusammen harmonierte. Die Energie der Tänzer war deutlich zu spüren, die Ausführung der Choreographien perfekt.
Marie Wegener, die 2018 als Siegerin aus der Castingshow DSDS bekannt wurde, verkörperte den Engel. Ihre Stimme passte zu der Rolle und sie konnte stimmlich überzeugen.
Felix Martin verkörperte Ebenezer Scrooge. Er brillierte auf ganzer Linie. Stimmlich stach er heraus. Auch seine Mimik war durchweg passend und der innere Zwiespalt von Scrooge war deutlich zu sehen.
Tim Wilhelm verkörperte Jakob Marley. Es war unmöglich, ihn nicht ins Herz zu schließen. Er sorgte für Stimmung und Lacher, brachte aber auch die anderen Gefühle gut rüber. Stimmlich ragte er die ganze Zeit heraus. Besonders die tiefen Töne gingen direkt ins Herz. Er bezog das Publikum auf eine angenehme Art mit ein und gab dem Stück nicht nur Tiefe, sondern auch Leichtigkeit.
Auch Dominik Tiefgraber, der den jungen und kranken Timmy darstellte stach durch sein überzeugendes Schauspieltalent heraus. Timmy ist zwar krank, aber auch weise und gutmütig.
„Der Geist der Weihnacht“ ist ein besinnliches und stimmungsvolles Musical für die ganze Familie. Das Publikum wurde mit einbezogen, die Darsteller waren durchweg überzeugend und wir haben das Theater mit mehreren Ohrwürmern verlassen. Die Message passt nicht nur zur Weihnachtszeit. Es ist nie zu spät sich zu verändern und jeder Mensch hat seine Geschichte. „Ich kann nicht laufen, Scrooge kann sich nicht freuen.“ Diese Worte stammen von dem kleinen Timmy. Da steckt viel Wahrheit drin: Kein Mensch ist ohne Grund, wie er ist, aber wenn wir uns gegenseitig vergeben, können wir uns und unser Gegenüber glücklich machen.
Das Musical gastiert noch bis zum 29.12.2024 in Oberhausen. Ab dem 02.01.2025 wird es von dem preisgekrönten Musical „Zauberflöte“ abgelöst. Im Februar kehrt dann der Klassiker „Elisabeth“ in der gefeierten Schönbrunn-Version zurück. Tickets gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstelle.
Cast:
- Ebenezer Scrooge: Felix Martin
- Jakob Marley: Tim Wilhelm
- Engel der Weihnacht: Marie Wegener
- Mr. Fezziwig: Oliver Sekula
- Mrs. Fezziwig: Nina Barton
- Belle: Mascha Kamenskikh
- Junger Scooge: Andre Naujoks
- Juger Marley: Robin Scheel
- Mr. Butterhead : Andre Naujokbs
- Mrs. Shellcock: Nina Barton
- Mrs. Pillbox : Aileen-Chantal Rothkegel
- Mr. Cratchit: Malco Claßen
- Mrs. Cratchit: Aileen-Chantal Rothkegel
- Timmy Cratchit: Dominik Tiefgraber
- Mr. Highprice: Tobias Waschke
- Mr. Lowprice: Manuel Jad
- Mrs. Pommeroy: Mareike Dieluweit
- Liz Pommeroy: Lea Kurbjun
- Mr. Betsy: Manuel Jadue
- Mr. Kent: Tobias Waschk
- Akrobatik: Selina Kohl & Timon Schilling
- Kinder: Mira, Smilla, Louisa, Levin Benaja, Nora
- Tanzensemble/Ensemble: Marit Loick, Katharina Meißner, Natalie Friedrich, Annika Stumpp, Katharina Krause, Katharina Lucas, Majlis Juskan, Daniel Witzke, George Theodosiouna, Nicole Schöpe, Michelle Landsmann, Jaqueline Krell, Marjeta Urch, Mareike Dieluweit, Molly Dunphy-Moriel, Julia Schillings, Julia Wunderlich, Lea Kurbjun
- Musikalische Leitung: Mark Wiedersprecher
- Co-Choreographie: Alina Groder & Anna Martens
- Regie: Benjamin Sahler
- Musik: Dirk Michael Steffan
- Co-Regie: Dirk Schattner
- Buch und Liedtexte: Dirk Michael Steffan & Michael Tasche
- Choreographie: Stefanie Gröning
- Aufführungsrechte: MyWay Entertainment GmbH
- Ispizients: Chris Hammel
Wir bedanken uns bei Semmel Concerts/ Metronom Theater für die Einladung!
Artikel von Sandra