KNOCKIN´ ON HEAVEN´S DOOR – Stadttheater Fürth
Am Donnerstag, den 21.Oktober 2021 feierte im Stadttheater Fürth eine neue Eigenproduktion Weltpremiere. Gil Mehmert und Christoph Silber haben zusammen mit der Musik von Alex Geringas und Joachim Schlüter das Musical KNOCKIN´ ON HEAVEN´S DOOR nach dem gleichnamigen Film von Thomas Jahn und Til Schweiger auf die Bühne gebracht. Die Choreographie stammt von Simon Eichenberger.
Die Handlung des Stückes ist dem Film nachempfunden, es treffen sich in einem Krankenhaus auf der „Abnippelstation“ zufällig der draufgängerische Lebenskünstler Martin Brest (Dominik Hees) und der eher biedere, anständige Rudi Wurlitzer (Jonas Hein). Sie haben eigentlich nichts wirklich gemeinsam, außer die Tatsache, dass sie unheilbar krank sind und ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt. In ihrer Verzweiflung besaufen sich beide mit einer Flasche Tequila und beschließen auszubrechen. Sie wollen nochmal ans Meer fahren, weil Rudi das Meer noch nie gesehen hat. In der Tiefgarage des Krankenhauses stehlen sie zufällig ausgerechnet den Mercedes der zwei eher tollpatschigen Ganoven Henk (Detlef Leistenschneider) und Abdul (Pedro Reichert), die für ihre Chefin Frankie (Sidonie Smith) im Kofferraum des Autos eine Menge Geld überführen sollen, aber gar nichts von dem Geld wissen. So beginnt eine wilde Verfolgungsjagd, Martin und Rudi werden sowohl von den beiden Gangstern, als auch von der Polizei gejagt, können aber immer wieder entkommen, weil sich diese gegenseitig in die Quere kommen.
Irgendwann finden Martin und Rudi zufällig das Geld im Kofferraum und beginnen es mit vollen Händen auszugeben, im Casino, in Luxushotels und Sterne Restaurants. Dennoch wird ihnen ihre unheilbare Krankheit immer wieder bewusst z.B. durch Krampfanfälle von Martin und so beschließen sie sich beide einen letzten Wunsch zu erfüllen. Martin schenkt seiner Mutter, die ein riesen Elvis Fan ist, einen flamingo-farbenden Cadillac und Rudi möchte unbedingt nochmal richtig Liebe erfahren und so landen sie zufällig in Frankies Bordell, dass Martin dafür ausgesucht hat.
Obwohl Frankie mittlerweile weiß, dass die beiden ihr Geld verprasst haben, ist sie gerührt durch die Geschichte der Beiden und erfüllt Rudi deswegen den Traum von der wahren Liebe und zeigt den Beiden sogar noch den Weg, wie sie schnell ans Meer kommen, da ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt. Dort angekommen setzen sie sich einfach nur noch in den Sand und blicken auf die Meeresbrandung.
Das Stück arbeitet mit einem recht einfach gehaltenen Bühnenbild, das aber immer wieder sehr kreativ eingesetzt wird, um Bewegungen und vieles mehr zu simulieren. Auch die Umsetzung der Autos im Stück ist genial gelungen. Das musikalische Spektrum bewegt sich im Pop- und Rock-Bereich mit Tarantino-Anklängen. So gibt es eine schöne Mischung aus Balladen (wie z.B. Wo kann nur der Himmel sein), Gute Laune Nummern (z.B. La la locker) und eingängigen Melodien (z.B. Mehr in mir). Der Titelsong von Bob Dylan rundete das Musical am Ende des 2. Aktes ab. Gespielt werden die Songs live von einer 7-köpfigen Band im Bühnenhintergrund.
Die Rollen sind alle durch die Bank toll und sehr passend besetzt und auch klasse umgesetzt worden von allen Darstellern. Jonas Hein als etwas biederer und zurückhaltender Rudi spielte von der ersten Sekunde an authentisch. Bei Dominik Hees konnte man das Gefühl haben, dass er richtig Spaß hatte auf der Bühne sprichwörtlich die Sau rauszulassen. Aber auch in seinen ernsteren Parts überzeugte er. Hees und Hein harmonierten nicht nur schauspielerisch, sondern auch gesanglich wie z.B. beim bereits erwähnten „Mehr in mir“.
Sidonie Smith spielte eine harte, aber auch verletzliche Gangsterbraut. Gesanglich überzeugte sie sowohl bei Powersongs, als auch bei den Balladen. Ebenfalls nachdrücklich in Erinnerung geblieben ist Thomas Hohler. Hohler verkörperte mehrere Rollen. Mal war er als Gebrauchtwagenhändler oder als Pfleger zu sehen. Beeindruckend war aber sein immer wiederkehrendes Auftreten als Zimmermann. An dieser Stelle möchten wir nicht spoilern und verraten in welcher Funktion der Zimmermann auftritt, aber Hohler sorgte am Ende des Musicals für ein weiteres Highlight im Zimmermannoutfit mit Gitarre. Er sorgte für ein emotionales Finale zu „Knocking on heaven´s door“.
Alles in allem ist das Stück trotz des schweren Grundthemas eine wundervolle Mischung aus vielen Emotionen und ein wenig Tränen in den Augen, aber auch immer wieder aufgelockert durch Humor und so einige Lacher. Dies lässt einem trotz allem mit einem guten Gefühl aus dem Theater gehen. Ein neues deutsches Musical bei dem sich die Reise nach Fürth lohnt.
Das Musical ist noch bis zum 30. Oktober 2021 am Stadttheater Fürth zu erleben. Man kann nur hoffen, dass es in einer nächsten Spielzeit in Fürth oder an anderer Stelle wiederkehrt.
Artikel von Claudia