Kinky Boots: Die Rollen und ihre Darsteller – Teil 1

KBHH_Icon_QF_willkommen_ab 200x150_300dpi

In „Kinky Boots“ gibt es 28 aufgelistete Rollen, die von 33 Darstellern abwechselnd gespielt werden. Hierbei sind drei Doppelrollen und zwei Kinderrollen zu besetzen. So zumindest kann  man es auf der ausliegenden Castliste lesen. Im kleinen Programmheft, welches mit dem großen Bildband oder alleine erworben werden kann, sind unter dem Hauptpunkt Cast nur die größten Einzelrollen namentlich aufgelistet, die da lauten „Lola“, „Charlie“, „Lauren“, „Nicola“, „Don“ und „George“. Sie können als Hauptrollen zusammengefasst werden. Die Darsteller, die diese als Erstbesetzung spielen übernehmen keine anderen Rollen im Stück. 

Die weiteren Rollen, die man als „Nebenrollen“ deklarieren kann, gehören dem Ensemble. Bei den Damen sind es  „Pat, „Trish“, „Gemma Louise“ „Maggie“ und „Marge“, die alle in der Schuhfabrik angestellt sind. Die Schauspielerin, die in der jeweiligen Vorstellung als „Marge“ auf der Bühne steht, spielt auch die „Milan Stage Manager“, welche kurz vorm Finale das „Kinky Boots – Team“ auf die Bühne ruft. Bei den Herren sind es die Rollen „Mr. Price“, „Richard Bailey/Paddington“, „Harry/Chrispin“, „Simon Senior“, „Hooch“ und „Mutt“. Während es bei den Damen der Schuhfabrik nur eine Rolle außerhalb dieser gibt, sind es bei den Männern schon ein paar mehr. Im Lauf der Berichte werde ich diese genauer erwähnen.

Hinzu kommen diverse kleinere „Statistenrollen“ wie BesucherInnen von Bars oder den Schuheinkäufern am Ende in Mailand. Für jede Rolle, die einen Namen hat, gibt es jemanden, der während den Proben vor der Premiere diese hauptsächlich eingeübt hat und dann Premierencast und quasi dort Erstbesetzung ist. Allerdings mit folgendem Unterschied: wenn bei den sechs Hauptrollen jemand ausfällt, übernimmt diese ein Mitglied des Ensembles. Dies kann durch Krankheit oder Urlaub der Erstbesetzung eintreten, aber auch durch festgelegte „Covershows“. Wenn hingegen bei den „Nebenrollen“ jemand ausfällt, übernimmt keiner, der sonst eine „Hauptrolle“ spielt, diese Rolle.

In so einem Fall wird das Ensemble im wahrsten Sinne des Wortes durcheinandergewürfelt. Dies ist ein kleines Denk- und Planspiel. A fällt aus, B muss für A einspringen, also ist die Rolle von B jetzt neu zu besetzen. Dafür ist eigentlich C vorgesehen, aber C ist nicht da. Also muss nun D die Rolle von B übernehmen, weil der ja jetzt die von A spielt. D ist auch nicht da – also wird E eingesetzt, wenn es E gibt. Wenn es aber kein E gibt, muss G die Rolle schnell lernen – und das zieht sich in einem schlimmen Fall immer so weiter, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. So wie es an allen Theatern der Fall ist, die sich den „großen Produktionen“ widmen. Bei Stadttheater kann es beim Ausfall der Rolle hingegen zu Absagen einer ganzen Vorstellung kommen, denn dort sind die Besetzungen ganz anders definiert – aber das ist eine ganz andere Geschichte.

KB-Szenenmotiv_Sei-du
Das Hamburger Ensemble beim Finale: “Sei du” Copyright Johan Persson

Das Ensemble ist, wie erwähnt, nicht nur auf eine Rolle festgelegt. Sie müssen sehr vielseitig und flexibel sein. Ich versuche in meinen Berichten hauptsächlich die Darsteller so zu rezensieren, wie sie die einzelnen Rollen in der Medienprobe gespielt haben. Ich glaube, diese Besetzung hatte sich bis zur Premiere nicht geändert. Mittlerweile habe ich das Stück vier Mal gesehen und auch unterschiedliche Darsteller, was ich so gut es geht mit einbauen werde.

Die Rolle von „Lolas“ Vater „Simon Senior“ wurde in der ersten Zeit von Luther Simon dargestellt. Ab dem Frühjahr 2018 wurde die Rolle von  Christopher Hayes Hemmans übernommen. „Simon Senior“ ist am Anfang kurz zu sehen, wie er seinen Sohn anraunzt, dass dieser die roten High Heels ausziehen soll. Kurz vor dem Finale taucht er im Altersheim noch einmal als Kranker im Rollstuhl auf. Wenn er zu sehen ist, dann immer in einer sehr abgedunkelten Lichtstimmung, so dass man ihn nicht wirklich erkennt und er wie eine vage Erinnerung wirkt, die man loswerden möchte. Während des Stückes kann man den Simon-Darsteller auch noch als Lieferant und Penner mit Sprechrolle erleben. Die restliche Zeit verbringt er als Arbeiter in der Fabrik.

In der ersten Show, die ich sehen durfte, habe ich das erst nicht so mitbekommen, wer jetzt welche weiteren Rollen im Hintergrund spielt. Ein gutes Beispiel dafür, wie Kleidung, Kopfbedeckung und Lichteinfall eine Person, wenn man sie nur flüchtig sieht, verändern können. Beide Darsteller habe ich zweimal gesehen und sie machen ihren Job gut.

06-kb-szenenmotiv-priob_2160x1216-2
© Johan Persson

Im Programm ist noch ein dritter möglicher Simon-Darsteller vermerkt: Alex Snova. Was mich nun zu den „Angels“ führt, den anderen Dragqueens, die neben „Lola“ im Stück vorkommen. Ein Teil der „Angels“ hat das Privileg nur in dieser Position im Stück dabei zu sein – bei den doch sehr hohen akrobatischen Leistungen kein Wunder, schlagen sie doch unter anderem in High-Heels Flickflacks. Einzig Alex Snova, der zusätzlich noch Dance Captain ist (er hat mit dafür zu sorgen die originale Choreographie in Vertretung des Choreographen korrekt zu vermitteln) und Clayton Sia (Schiedsrichter [„Referee“] Angel und Cover Lola) sind noch in anderen Rollen vertreten. Wenn man das Stück öfters gesehen hat, fällt einem auf, dass jeder Angel zudem ein eigenes Kostüm besitzt. Das bedeutet, wenn zum Beispiel ein Swing (die letzte Rettung, wenn die oben erklärte Vertretungsrunde nicht aufgeht) als Angel einspringt, hat er nicht zwangsläufig das Kostüm desjenigen an, den er vertritt. Originalzeichnungen der Angel-Kostüme finden sich hier: Kinky Boots – Licht und Kostüm

Text und Bilder: Nathalie
Bild Kinky Boots Ensemble: copyright Johan Persson