Karlsruhe: Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst 2024

Eine Ehe in zehn Sitzungen von Nick Hornby

© Dominik Fröls

Premiere & rezensierte Vorstellung: 23. Februar 2024

Die Ehe von Tom und Louise ist zerrüttet. Louise ist fremdgegangen und Tom zieht auf Grund der Vorkommnisse aus. Doch wollen beide an ihrer Beziehung und Ehe, auch der zwei gemeinsamen Kinder wegen, arbeiten und holen sich Hilfe bei einer Paartherapie.

Vor ihren Therapieterminen treffen die beiden sich jede Woche in einem Café, wo sie bei Bier und Weinschorle besprechen, was sie in der kommenden Sitzung zum Thema machen wollen. Doch schon bei dieser Thematik sind sich beide desöfteren uneinig und fördern somit schon vor der Therapie einige Kommunikationsprobleme in ihrer Beziehung zu Tage. Nicht alleine Louises Fehltritt ist das Problem ihrer Ehekrise. Viel mehr stellt sie in den Raum, warum es überhaupt so weit gekommen ist, dass sie sich auf einen anderen Mann eingelassen hat.

Über die gesamten zehn Wochen der Therapie kommen so immer mehr Probleme zwischen den beiden ans Licht, doch finden sie auch immer wieder Gemeinsamkeiten und schöne Erinnerungen an die vergangenen Jahre, die sie wieder zusammen lachen lassen und etwas näher bringen.

Auch das gemeinsame beobachten und erörtern, des Paares, welches vor ihnen eine Therapiesitzung hat, lässt sie immer wieder in eine Richtung blicken. Doch bleibt unübersehbar, dass die klassischen Klischees über Männer und Frauen in Beziehungen auch auf Tom und Louise zutreffend sind.

© Dominik Fröls

Man hört sich nicht zu, versteht vieles falsch oder möchte vieles falsch verstehen, Worte werden im Mund umgedreht, Vorwürfe und angeblich mangelndes Engagement und Verständnis dem anderen gegenüber stehen auf der Tagesordnung. Tom redet ungern über Probleme oder präsentiert sie etwas abgewandelt um nicht nicht schlecht dar zu stehen, vor allem nicht vor der Therapeutin. Louise hingegen redet gerne und viel und will so auch die Ungereimtheiten lösen aber bitte so, wie sie es sich vorstellt. Den Wünschen von Louise, um die Beziehung zu retten, versucht Tom nachzukommen doch auch dies versteht sie mal wieder falsch und wirft ihm vor, dass es gespielt und nicht ehrlich ist. So entstehen prompt neue Vorwürfe und Diskussionen. Die Affäre steht immer noch zwischen ihnen, der Auszug von Tom wird von ihm als logische Konsequenz gesehen, Louise hingegen hat nie gesagt, dass er ausziehen soll und so erleben beide in den zehn Wochen Fortschritte in ihrer Therapie aber auch immer wieder Rückschläge. Bei der Frage, warum sie eigentlich geheiratet haben, wo Toms Mutter doch schon damals wusste, dass Lousie was besseres verdient hätte und dies auch beiden so mitgeteilt hatte oder ob sie ohne Trauschein hätten Freunde werden können, kommen beide ins Nachdenken und es verändert sich etwas zwischen ihnen. Werden Tom und Louise ihre Ehe retten können und auf das Gute zwischen ihnen und den schönen Momenten der letzten Jahre aufbauen können?

Findet es heraus bei „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“ im K2 des Kammertheater Karlsruhe.

Ein sehr humorvolles, unterhaltsames, kurzweiliges Theaterstück über Beziehungen und Ehekrisen mit wundervoll witzigen und charmantem Blick auf das zwischenmenschliche Miteinander.

Mit einem sehr schlichten aber ausdrucksstarken Bühnenbild, in welchem sogar bis zu 4 Besucher Platz finden und somit Teil des Stückes werden, konzertiert sich das Stück stark auf das Schauspiel der beiden Darsteller. Jeder Besucher ob verheiratet, in einer Beziehung oder Single, findet sich in irgendeiner Szene des Stückes wieder und fühlt mit den beiden Protagonisten.

© Dominik Fröls

Es ist ein sehr witziger und gelungener humoristischer Schlagabtausch zwischen eines Ehepaares, welches seiner Ehe noch einer Chance geben möchte und doch müssen beide erkennen, dass sie nur ans Ziel gelangen, wenn jeder von ihnen auch an sich selbst arbeitet um dann gemeinsam wieder nach vorne blicken zu können.

Fabian Goedecke und Cynthia Thurat spielten dieses Ehepaar wundervoll authentisch und nachvollziehbar. Er der Betrogene, der dies aber auch immer wieder als Ausrede verwendet um sich nicht mit anderen Problemen auseinandersetzten zu müssen, sie die weiß, dass sie den größten Fehler in der Ehe begangen hat aber auch sehr gerne ihren Mann falsch verstehen möchte und er ihr auch manches nicht richtig machen kann, egal was er tut. Goedecke und Thrat harmonierten fantastisch  auf der Bühne und begeisterten mit Spielfreude und Leidenschaft. Es machte große Freude dem Schlagabtausch der beiden zu zusehen.

„Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“ spielt bis zum 17. März 2024 im K2 des Kammertheater Karlsruhe.

  • Darsteller: Fabian Goedecke und Cynthia Thurat
  • Inszenierung: Anja Junski
  • Ausstattung: Steven Koop
  • Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag

Ein herzliches Dankeschön an das gesamte Team des Kammertheaters, für diese gelungene Premiere und die Einladung!


Artikel von Rebecca G.