& Julia – Medienpremiere 2024
Nach über einem Jahr Vorbereitungszeit und den zurückliegenden Proben, war es endlich soweit und & JULIA feierte am 30. Oktober 2024 ihre Deutschlandpremiere im Stage Operettenhaus an der Reeperbahn. Wir durften die Medienpremiere einen Tag zuvor besuchen und bekamen nicht nur eine fulminante Show geboten, sondern als Überraschungsgast des Abends auch den Macher aller Hits – Max Martin.
& JULIA ist ein frisches und spritziges Musical, das die klassische Geschichte von Shakespeares „Romeo und Julia“ aus einer völlig neuen Perspektive erzählt. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was wäre, wenn Julia nach Romeos Tod nicht den Freitod gewählt hätte, sondern stattdessen ihr eigenes Leben in die Hand genommen hätte? Dieses „Was wäre, wenn“ bringt eine dynamische und humorvolle Wendung in den tragischen Klassiker und führt das Publikum auf eine farbenfrohe Reise voller Selbstfindung, Liebe und Mut. Wir treffen gleich zu Beginn des Stücks auf keinen geringeren als William Shakespeare (großartig und mit viel Witz verkörpert durch Andreas Bongard) und seine Frau Anne Hathaway (überragend gespielt durch Willemijn Verkaik). Shakespeare ist ganz verliebt in sein neuestes Werk „Romeo und Julia“, doch seine Frau Anne ist mit dem Ende der Geschichte so ganz und gar nicht einverstanden. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden, ob Julia (brillant dargestellt von Chiara Fuhrmann) wirklich sterben sollte oder ein neues Leben verdient hat, lässt Raum für witzige, aber auch tiefgründige Momente und so folgen wir der Hauptdarstellerin, die sich, nach dem Verlust ihrer ersten großen Liebe Romeo (Raphael Groß), auf eine abenteuerliche Reise begibt, um sich selbst zu entdecken und den Plänen ihrer Eltern (Joanna Rozal, Yannik Dijck) sie ins Kloster zu schicken, zu entgehen. Stets begleitet wird sie dabei von ihrer Amme Angelique (Jaqueline Braun), ihrem geschlechtsneutralen Bestie May (Bram Tahamata) und der spontan von Anne in das Stück geschriebenen Freundin April (ebenfalls Willemijn Verkaik). Die Idee, Anne Hathaway als Erzählerin (und streckenweise auch William Shakespeare als Erzähler) einzuführen, verleiht dem Stück eine charmante Meta-Ebene und ist eine clevere Hommage an Shakespeares eigene Inspirationsquelle.
Einer der besonderen Reize von & JULIA ist die Musik: Das Musical basiert auf einer Reihe von Hits, die von Max Martin produziert wurden, einem der erfolgreichsten Popmusik-Produzenten der letzten Jahrzehnte. So werden bekannte Songs von Britney Spears („Baby one more time“), den Backstreet Boys („Lager than life“), Katy Perry („I kissed a girl“) und anderen geschickt in die Handlung eingeflochten. Dieser Soundtrack verwandelt das Stück in eine energiegeladene Party, bei der das Publikum bekannte Melodien mitsummen und mitsingen kann. Diese Art von Musical kommt bei den Zuhörern gut an.
Das Premierenpublikum am Dienstag war von Sekunde Eins an begeistert dabei und es wurde nach den Songs immer wieder lautstark applaudiert. Der Mix der bekannten Popsongs erzeugt einen modernen Pop-Flair, der zur Geschichte und Julias Emanzipation hervorragend passt. Songs wie „Baby One More Time“ und „Since U Been Gone“ bekommen in diesem neuen Kontext eine tiefere Bedeutung und werden geschickt eingesetzt, um die Emotionen und Konflikte der Charaktere auszudrücken.
Die Darsteller und Darstellerinnen von & JULIA überzeugen allesamt mit starken Stimmen, viel Charme und einer spürbaren Leidenschaft für ihre Rollen. Besonders die Hauptdarstellerin Chiara Fuhrmann als Julia glänzt mit einer Mischung aus Unschuld und Entschlossenheit und macht ihren Charakter sehr zugänglich und nahbar.
Die Streitereien von William und Anne werden mit viel Witz und Schauspieltalent von Andreas Bongard und Willemijn Verkaik dargeboten. Beide brillieren ebenfalls in ihren gesanglichen Soloparts.
Raphael Groß, der den Romeo sehr überzeugend spielte, schwebte an seinem Namen hängend auf die Bühne und ins Theaterstück zurück. Mit seiner Nummer „It´s my life“ fesselte er das Publikum von der ersten Sekunde an und brachte den Saal zum toben.
Nicht unerwähnt bleiben sollen auch Jaqueline Braun, die als resolute und gesanglich sehr überzeugende Amme, stets ein Auge auf Julia zu werfen vermag, Oliver Edward, der Julia als Francois mit seiner gefühlvollen Stimme gehörig den Kopf verdreht und natürlich Bram Tahamata, der Britney Spears Song „I`m not a girl“ so berührend singt, dass man richtig ergriffen ist.
Die Inszenierung legt Wert auf ein vielfältiges Ensemble und eine progressive Darstellung von Geschlechterrollen, was dem Musical eine moderne und inklusive Note verleiht. Die Choreografie (Jennifer Weber) ist lebendig und individuell, jeder Darsteller kann seinen eigenen Stil mit einbringen. Die Kostüme (Paloma Young) sind bunt und extravagant, sie verbinden die frühere Welt mit der modernen Zeit. Das Bühnenbild (Soutra Gilmour) spielt kreativ mit verschiedenen historischen und modernen Stilelementen. Rechts und links befinden sich während des gesamten Stücks Mauerteile, die Bühne beinhaltet einen großen drehbaren Kreis und eine Versenkung, durch die das Bühnenbild sehr wandelbar ist. Weitere Elemente werden von oben an Seilen herabgelassen. So entstehen in kurzer Zeit mal der Nachtclub von Paris, mal der Garten vor Francois Anwesen oder das Schlafzimmer von Francois Vater Lance (Carlos de Vries, der fast das ganze Stück lang mit einem wunderbar französischem Akzent spricht).
Fazit
Das Musical & JULIA ist mehr als nur eine Neufassung von „Romeo und Julia“. Es ist eine Feier des Lebens, der Selbstbestimmung und der Kraft, die eigene Geschichte selbst zu schreiben. Durch die humorvolle Erzählweise, den eingebauten Wortwitzen, die eingängigen Popsongs und die kraftvolle Botschaft wird das Stück zu einem inspirierenden und unterhaltsamen Erlebnis für Jung und Alt. Es spricht nicht nur Shakespeare-Liebhaber, sondern auch Popmusik-Fans an und schafft eine Brücke zwischen Alt und Neu, Tradition und Rebellion. Wer ein unbeschwertes, aber dennoch tiefgründiges Musical sucht, das zum Lachen und Mitfiebern einlädt, ist bei & JULIA genau richtig. Die Show verspricht eine unterhaltsame und zugleich berührende Zeit im Theater und zeigt, dass man seine eigene Geschichte immer wieder neu schreiben kann – selbst wenn sie einst als Tragödie begann.
Cast & Crew der Medienpremiere
- Julia: Chiara Fuhrmann
- Anne/April: Willemijn Verkaik
- Amme/Angelique: Jacqueline Braun
- William Shakespeare: Andreas Bongard
- Romeo: Raphael Groß
- Francois: Oliver Edward
- May: Bram Tahamata
- Lance: Carlos de Vries
- Lady Capulet: Joanna Rozal
- Lord Capulet: Yannick Dijck
- Ensemble/The Players: Nicole Rushing, Teddy Vermeer, Inge Teeuwen, Hannah Haue, Isabelle Outtara, Pascal Cremer, Riccardo Haerri, Semme Prins, Dylan O´Mahony, Tony Boo
- Musikalische Leitung: Philipp Gras
Wir bedanken uns bei Stage Entertainment für die Einladung und den Service!
Artikel von Mareike & Heidi