JESUS CHRIST SUPERSTAR – Pfalztheater Kaiserslautern 2025/26

Ein Klassiker in modernen Gewand

© Pfalztheater

Premiere: 20. September 2025 – rezensierte Vorstellung: 12. Oktober 2025

JESUS CHRIST SUPERSTAR ist ein absoluter Klassiker. Wenn man nur den Titel liest, so hat man sofort die weltweit berühmte und bekannte Musik von Andrew Lloyd Webber im Ohr. Ein zeitloses Meisterwerk, welches schon auf vielen Bühnen in aller Welt gespielt und doch in unzähligen, unterschiedlichen Inszenierungen aufgeführt wurde, wie wohl wohl kaum ein anderes Stück. Nun kann man im wunderschönen Pfalztheater in Kaiserslautern eine sehr moderne und aktuelle Inszenierung von JESUS CHRIST SUPERSTAR erleben.

In JESUS CHRIST SUPERTAR wird die berühmte Passionsgeschichte, die letzten Tage im Leben von Jesus Christus, auf der Bühne erzählt. Vom Einzug nach Jerusalem bis hin zur Kreuzigung durch Pontius Pilatus werden alle Stationen auf diesem Weg beleuchtet. Fragen wie Wer waren die Wegbegleiter Jesu“, „warum feiert das Volk ihn zuerst und fordert dann doch seine Kreuzigung“ oder „was veranlasst Judas zum Verrat“ werden beleuchtet. Auch die Verbindung zwischen Jesus und Maria Magdalena wird thematisiert. Eine Geschichte die sich um Macht und Machtspiele dreht. Manipulation, Hetzte und daraus entstehende Entscheidungen führen als Konsequenz zur Kreuzigung von Jesus Christus.

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Diese in der Bibel nachzulesende Geschichte bietet sehr viele Möglichkeiten, um es auf die heutige Zeit zu übertragen. Genau dies wird in dieser Version umgesetzt. Eine sehr politisch erarbeitete Version, die auch einige Parallelen zu heutigen mächtigen Politikern und den daraus resultierenden Machtspielen auf die Bühne bringt.

Diese Inszenierung könnte nicht zeitgemäßer sein. Weit entfernt von einer konservativen Erzählung der Passionsgeschichte. Wohin viel Macht und Entscheidungen von mächtigen politischen Personen führen können und wie manipulativ doch in solchen Positionen gehandelt wird, ob damals oder heute, zeigt diese Version.  Durch Social Media wird heutzutage schnell Hetze, Hass und Manipulation erschaffen und Meinungen wandeln sich in Windeseile, wie es auch in der Passionsgeschichte geschah. Dies zeigt, wie übertragbar diese alte Geschichte noch bis heute ist.

Bei den Kostümen wurde beim Volk und den Aposteln auf den aktuellen Modestil gesetzt. Die „Mächtigen“ dieses Stückes finden sich in schicken Anzügen wieder, welche die Verbindung zu aktuellen Politikern schafft. Die Anklage Jesu wird in einer Art „Reality Show“ dargestellt mit Pilatus als „Moderator“. Alles wird gefilmt, wie es heutzutage durch Smartphones und Social Media auch zur Normalität geworden ist. Zwei Rednerpulte auf der Bühne, welche z.B. von Maria Magdalena (Valerie Gels) bei „I don`t know how to love him“ oder von Judas genutzt werden, stellen auch hier eine Verbindung zu politischen Debatten dar.

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Passende Bildprojektionen erscheinen im Hintergrund der Bühne und unterstützen so den Charakter der Szenen. Das Volk, welches von einem großen Ensemble dargestellt wird, erscheint in einer Szenen rechts und links im Zuschauerraum, was ein tolles Klangbild ergibt und für einen Überraschungsmoment sorgt. Ein sehr großes Orchester zelebrierte die grandiose Komposition Lloyd Webbers.

Das durchkomponierte Stück wurde in englischer Originalsprache aufgeführt. Über der Bühne wurde eine Übersetzung der Texte zum mitlesen angeboten. Dies war in mancher Szene sehr hilfreich, denn auch wenn es wirklich eine große Freude war, dass ein großes Orchester für diese Produktion eingesetzt wurde, so waren zumindest auf unseren Plätzen, die Musiker teilweise so laut, dass man die Darstellenden in einigen Momenten fast nicht hörte, was etwas schade war. Manche szenische Modernität war nicht immer schlüssig bzw. etwas überzogen.

Die Rolle Jesus hatte nicht die Präsenz, wie man es erwartet hätte. Der Charakter Judas hingegen stand im Mittelpunkt und wurde durch Patrick Stankes Erfahrung perfekt in Szene gesetzt. So war er einer der wenigen, der es schaffte mit der Lautstärke des Orchesters mitzugehen und nicht dagegen anzusingen. Das große Ensemble lieferte tolle Choreografien und Gesangsmomente.

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Die Kreuzigungsszene war modern und schlicht gehalten, ohne großes Kreuz und dennoch sehr aussagekräftig. 

Es wäre wünschenswert gewesen, wenn das gesamte Ensemble bei dem Lied „Jesus Christ Superstar“ eingestimmt hätte, um ihm mehr musikalische Größe zu verleihen.

Ein großes Highlight dieser Inszenierung ist Judas-Darsteller Patrick Stanke. Er trägt dieses Stück mit seiner fantastischen Stimme und seinem absoluten Können. Von seiner jahrelangen Bühnenerfahrung profitieren alle Darstellenden während der Vorstellung. Seine Interpretation des Judas beeindruckt und lässt einen neuen Blickwinkel auf diese Person entstehen. Auch im Zusammenspiel mit Gunnar Frietsch (Jesus) zeigt sich Stankes Erfahrung und es entsteht eine besondere Verbindung zwischen den beiden Hauptdarstellern.

Eine sensationell durchdachte Bühne, welche höhenverstellbare Elemente beinhaltete, schaffte durch ihre Bauart tolle Effekte und lies im schlichten Bühnenbild verschiedene Ebenen entstehen, welche in Verbindung mit der Lichttechnik beeindruckten.

Eine Inszenierung für alle, die neue Blickwinkel schätzen und sich auf moderne , zeit aktuelle Versionen gut einlassen können. Vorstellung in Kaiserslautern gibt es an ausgewählten Terminen bis Mitte Februar. Danach folgen ein kurzes Gastspiel in Ludwigshafen, sowie ein längeres im Theater Heilbronn. Tickets gibt es dafür direkt über das Theater unter www.pfalztheater.de.

 

Besetzung   

  • Jesus: Gunnar Frietsch
  • Judas: Patrick Stanke
  • Maria Magdalena: Valerie Gels
  • Pilatus: Johannes Fritsche
  • Kaiphas: Arkadiusz Jakus
  • Annas: Chris Green
  • Herodes: Johannes Hubmer
  • Priester: Andreas Neigel
  • Simon Petrus: José Carmona
  • Simon Zelotes: Samuel Franco
  • Drei Soulgirls: Sarah Gadinger, Zoe Staubli, Janneke Thomassen
  • Ensemble (Apostel, Soldaten, Volk ): Ill- Hoon Choung, Dominique Engler, Tabea Floch,  Youngeun Kim, Taesung Lee, Neung Mi Lee, Yan Liu, Ralph Jaarsma, Kangchun Seo, Jaemin Song, Radoslaw Wielgus, Frauke Jaarsma, Sinja Maschke, Dmitri Oussar, Tamara Jazmin Odón, Alexandru Popescu, Evgenia Selina
  • Chor und Extrachor des Pfalztheater
  • Tanzensemble des Pfalztehater
  • Statisterie des Pfalztheater
  • Pfalzphilharmonie Kaiserslautern

Kreative

  • Musikalische Leitung : Olivier Pols
  • Regie und Choreographie : Pascale- Sabine Chevroton
  • Ausstattung : Monika Biegler
  • Licht : Manfred Wilking
  • Video : Aron Kitzig
  • Mitarbeit Choreographie : Elisabeth Blutsch
  • Chorleitung : John Robert Lidfors / Aymeric Catalano
  • Dramaturgie Andreas Bronkalla
  • Musikalische Betreuung : Peter Breunig, Frank Kersting, Vinsenso Husin, Günter Wero
  • Dance Captain : Janneke Thomassen

Wir bedanken uns beim Pfalztheater Kaiserslautern für die Einladung.


Artikel von Rebecca G.