Interview mit Johanna Zett (2024)
Über Mary Poppins und die Zukunft
Seit ihrem Abschluss 2014 ist viel bei Johanna Zett passiert. Sie war Teil der Uraufführung von GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN am Gärtnerplatztheater, schlüpfte in die Rolle der Kala in DISNEYS TARZAN und verzauberte als Mary Cullen in Spotlights DER MEDICUS. Neben der beruflichen Karriere gründete Zett ihre eigene kleine Familie und stand bereits wenige Wochen nach der Geburt ihres ersten Kindes im Theater Hameln wieder auf der Bühne.
Als weibliche Heldin Marian sang Zett sich bei ROBIN HOOD in die Herzen der Zuschauer in Fulda, Hameln und Berlin. Diesen Sommer sammelte Zett ihre ersten Open Air Erfahrungen und diese mit keinem geringeren Stück als MARY POPPINS bei den Thunerseespielen.
Bühnenlichter.de hat Johanna Zett ein paar andere Fragen gestellt, als man es vielleicht aus den meisten Interviews kennt. Viel Spaß!
Vom Sherwood Forest geht es aktuell für dich in den Kirschbaumweg. ROBIN HOOD und MARY POPPINS in Thun haben zwei Gemeinsamkeiten nämlich Regisseur Matthias Davids und Choreografin Kim Duddy. Zufall oder Schicksal?
Weder noch. Das Team wurde mit der Ausschreibung bekannt gegeben und nach einer sehr erfolgreichen und schönen Arbeit zusammen bei ROBIN HOOD hatte ich nun noch mehr Lust, diese Show zu spielen. Ein Vorteil war natürlich, dass ich wiederum auch keine Unbekannte für Matthias und Kim war. Und schließlich hatte ich das Glück, wieder mit ihnen arbeiten zu dürfen – ebenso erfolgreich und sehr schön, wie in Fulda 🙂
Das erste Mal arbeiten in der Schweiz, das erste Mal arbeiten Open Air und jedem Wetter ausgesetzt sein. Welche Herausforderungen bringt das mit sich?
Ich hatte großen Respekt vor der Herausforderung Open Air und habe ihn weiterhin! Aber ich bin sehr froh, dass ich es viel besser vertragen habe, als befürchtet. Ich würde es jederzeit wieder machen.
Was die Schweiz angeht, war es fast umgekehrt. Ich hatte nichts befürchtet und bin doch in ein paar bürokratische Fallen getappt, die sicherlich etwas nerven, mir aber nicht wieder passieren, falls ich wieder mal in Thun spiele. Und das würde ich gern 🙂 Diese Umgebung hier ist einfach traumhaft!
Du bist selbst Mama von zwei kleinen Mäusen. Wie hat das deine Winifred beeinflusst?
Winifred war damit eigentlich ein Selbstläufer. Meine Bühnenkinder haben es mir auch sehr einfach gemacht, sie lieb zu haben. Zum Glück durfte ich Wini zusätzlich einen komödiantischen Touch verleihen, um nicht allzu melodramatisch darzustellen, wie eine Frau in damaliger Zeit ihre Kinder liebt.
Hand aufs Herz: Bist du selbst zu Hause manchmal eine Mary Poppins?
Absolut. Die strenge Mary, die zweifelnde und warme Wini und alles mit einer Zaubertasche voll Fantasie und Musik. Ich hoffe, das halten sie mir als Teenager nicht vor – dann bin ich wahrscheinlich peinlich und muss mich eher an Scaramouche und Elphaba orientieren 😉
Wenn du gerade nicht auf der Bühne stehst oder dich um deine Familie kümmerst, dann gibst du Vocal Coaching. Im September gibst du gemeinsam mit Friedrich Rau einen Workshop für Fans und Einsteiger. Was fasziniert dich am Unterrichten?
Tatsächlich werde ich wieder mit dem Unterrichten anfangen, was mir die letzten Jahre aufgrund der Familie nicht möglich war. Seit Corona gibt es nun viel mehr überzeugende Möglichkeiten, online zu unterrichten und ich arbeite bereits an einigen Konzepten, um eventuell auch auf Social Media etwas Content dazu zu kreieren. Man darf sich also ab sofort gern bei mir melden.
Ich freue mich sehr auf den Workshop. Alle Menschen, die zu uns kommen, haben eine Leidenschaft fürs Singen. Das haben wir gemeinsam. Der Austausch darüber ist ein gegenseitiges Lernen, das mir große Freude bereitet. Und ein deutlicher Vorher-Nachher-Effekt ist so befriedigend und berauschend.
Der Workshop ist bereits ausgebucht, aber für unser Konzert am 14.09. gibt es jetzt Karten. Wir freuen uns über jeden Besuch!
GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN: Im März 2025 gibt es ein Revival dieses Musicals und du darfst erstmals die Seiten wechseln. Worauf freust du dich am meisten?
Ich bin immer noch in Unglauben, dass das wirklich passieren wird. Bei der Uraufführung war ich noch so grün hinter den Ohren, gerade die Uni absolviert, und schaute zu Größen wie Armin Kahl und Anna Montanaro auf. Nun darf ich selbst diese große Rolle einnehmen und in Annas Fußstapfen treten. Am meisten freue ich mich wahrscheinlich darauf, einmal nicht die “Heldin” zu spielen, sondern die manipulative Marionettenspielerin. Und die Herausforderung dabei wird sein, sie trotzdem transparent und in gewisser Weise nachvollziehbar, vielleicht sogar sympathisch für das Publikum darzustellen. Und nicht zu vergessen die Musik. Ich freue mich tierisch darauf, dieses Stück musikalisch zu “stemmen”, denn es ist ein absolutes Meisterwerk an Kraft, Suggestion und Sinnlichkeit – und das allein schon durch die Musik.
Interview: Anna-Virginia