„Ich hatte sehr viel Glück in meinem Leben“ – Teil 1
Im Rahmen der Karlsruher Produktion „Männer 2“ (2014/2015) hatte unser ehemaliges Team-Mitglied Julia die Möglichkeit Musicaldarsteller Christian Schöne zu einem Interview zu treffen. Hier kommt Teil 1 des umfangreichen Interviews. Viel Spaß!
Wir befinden uns gerade in Karlsruhe, da spielst du im K2 bei „Männer 2“ mit. Wie der Name schon sagt, gab es bereits „Männer“, da hast du ebenfalls mitgespielt.
Ich habe dieses Jahr bei „Männer“ auch mitgespielt, ich habe dort die Rolle übernommen. Dadurch, dass ich zeitgleich noch in Tecklenburg war, konnte ich aber nicht alle Termine spielen. Mein Vorgänger hat dann ebenfalls noch ein paar Termine übernommen. Wir haben uns das quasi geteilt. „Männer 2“ hatte letztes Jahr Premiere und dieses Jahr die Wiederaufnahme.
Und ihr spielt noch bis zum 31. Oktober, da ist Derniere. In „Männer“ begegnen sich die verschiedensten Männertypen zum ersten Mal und haben über ihre Sinnkrise philosophiert, kann man so sagen bzw…
… über die Frau an sich. Klar, auch über das Leben, aber am meisten ging es um die Frau.
Was erwartet uns im zweiten Teil?
Im ersten Teil haben sich die Männer ja erst kennengelernt. Jeder hat sich als Rolle etabliert und das ist alles bei einem Fußballspiel oder kurz danach passiert. Es geht also um fünf KSC-Fans. Im Original ist es aber nicht der KSC, das Stück wurde hier an die Region angepasst. Nachdem Freundschaften geschlossen wurden, geht nun die Geschichte weiter. Damals waren sie, bis auf einen Mann, alle Single. Ob das so geblieben ist oder ob Frauen in ihr Leben getreten sind…Natürlich wird sehr viel über die Liebe gesungen und über das Leben und auch ein bisschen über Fußball, aber Fußball steht im zweiten Teil nicht mehr im Fokus.
Ich habe mir das mal ein bisschen durchgelesen und habe das Gefühl, die Männer flüchten jetzt wieder vor den Frauen…
Ah, du weißt also schon die grobe Geschichte. Ja, sie möchten mal wieder Männerurlaub machen. Urlaub von der Frau, so ganz alleine eben. Aber dann funken die Frauen so ein bisschen dazwischen, logischerweise.
Verständlich.
Wie das im Leben so ist.
Deine Rolle ist der Schönling von den fünf Typen. War das Zufall mit dem Namen oder vom Kreativteam so gewollt?
Die Rolle war bereits besetzt. Im Original ist es ja ein Wittenbrink-Liederabend, als von Franz Wittenbrink, der auch „Sekretärinnen“ geschrieben hat, mit 12 oder 15 Männern. Für Karlsruhe hat man dann auf 5 zusammengeschrumpft, was aber auch gut so ist, sonst ähneln sich die Charaktere zu sehr.
Man hat sich hier auf die Charaktere Alt-Rocker, Schönling, Vater, Muttersöhnchen und Macho festgelegt.
Genau, wobei der Macho bei uns als türkischer Macho besetzt ist. Aber auch der Schönling hat was von einem Macho. Sie konkurrieren auch immer wieder um die Frauen. Es geht aber weniger um das Aussehen, mehr darum, dass er sich so verhält als sei er ein Schönling: Immer frisch gestriegelt, selbstbewusst und erfolgreich bei den Frauen. Aber er ist auch mal romantisch und schenkt eine Rose, was der Macho z.B. nicht macht. Der Macho hat da ganz andere Sprüche.
Du warst ja schon auf einigen Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Was war dein bisheriges Highlight oder welche Erinnerung zaubert dir ein Lächeln ins Gesicht, wenn du daran denkst?
Es gibt viele wichtige Momente in der Laufbahn: erste große Produktion z.B., aber eine Produktion bzw. Rolle die mir im Gedächtnis geblieben ist, ist Joe Gillis in „Sunset Boulevard“, welches ich in Straubing gespielt habe. Das hat mir sehr, sehr gut gefallen. Das Theater, die Zusammenarbeit, die Rolle, das war schon fantastisch. Eine andere wichtige Produktion für mich, die mich auch sieben Jahre lang begleitet hat, war „Ladies Night“ im Capitol Mannheim. Das war für mich eine wichtige Rolle und auch eine Rolle, die mich heute noch begeistert und die ich jederzeit wieder spielen würde.
Wenn man sich deine Vita durchliest, stößt man oft auf die gleichen Namen und Orte. Hast du bestimmte Favoriten, wo du gerne spielst oder hat sich das so ergeben? Zum Beispiel Frankfurt ist ganz oft vertreten oder auch das Capitol Mannheim.
Man wächst in gewisse Theaterhäuser rein und wenn die Zusammenarbeit gut war, dann wiederholt man sie auch, ganz klar, und man wird auch selbst wieder gefragt. Mittlerweile dehnt sich das immer mehr aus und ich spiele gerne an neuen Häusern und lerne auch immer wieder neue Häuser kennen. Aber damals bin ich im Capitol kleben geblieben, im positiven Sinne. Und Spotlight ist eine Produktionsfirma, welche immer neue und interessante Produktionen mit dahinterstehenden Ideen herausbringt. Da bin ich auch eine Weile stecken geblieben, aber allmählich kehre ich auch wieder zu den alten Wirkungsstätten zurück. Dieses Jahr spielte ich nach 10 Jahren z.B. wieder in Tecklenburg und mit der Spotlight bin ich ebenfalls im guten Kontakt.
Gibt es Häuser oder Regisseure, wo du auf jeden Fall JA sagen würdest?
Nein, das kann man nicht sagen. Bedingungslos JA sagen, sollte man in diesem Job nie. Also, es ist ein Haus, wo ich noch nie gearbeitet habe, aber wenn aus Wien ein Anruf käme, ob ich da spielen möchte, ja. Zu Wien sagt man, glaube ich, selten nein. Das wäre richtig toll. Aber ich bin jemand, der sehr viele Bühnen kennenlernen möchte. Wichtiger als die Größe der Häuser sind mir das Umfeld und die Rolle.
Das Capitol Mannheim hast du schon erwähnt, dort spielst du seit einem Jahr den Woof in „Hair“. Wie kamst du zu bzw. was reizt dich an der Rolle?
Ich habe jahrelang immer wieder Produktionen im Capitol gemacht, z.B. „Viktor/ Viktoria“, verschiedene Galas, Programme, Shows und „Ladies Night“ und noch viele, viele mehr.
Also kamen die auf dich zu oder hast du dich gemeldet und gesagt, die Rolle würde ich gerne spielen?
Ich bin empfohlen worden. Ich hatte sehr viel Glück in meinem Leben. Ich bin öfters von Kollegen empfohlen worden und in diesem Fall war es der Sascha Krebs, dem ich auch sehr viel zu verdanken habe. Ich war noch in der Ausbildung, da haben wir zusammen eine Gala gemacht. So kam der Kontakt zum Capitol damals. So bin ich vor 10 Jahren übrigens auch nach Tecklenburg gekommen, da hat er mich ebenfalls empfohlen. Dann habe ich mich aber, als die Premiere von der „Päpstin“ anstand, ein bisschen vom Capitol gelöst. Der Regisseur und ich waren auch an einem Punkt angelangt, wo von beiden Seiten nichts Kreatives mehr kam, da wir einfach schon so lange miteinander gearbeitet haben. Da ist es dann besser, getrennte Wege zu gehen. Während ich bei den Proben von „Sunset Boulevard“ war, kam von ihm eine Mail, wo er geschrieben hat „Das Capitol ruft und möchtest du nicht wiederkommen?“. Und so war das auch, ganz unverhofft.
Und freut es auf jeden Fall sehr. Die Rolle verlangt auch einiges vom Darsteller, gesanglich wie schauspielerisch.
Ja, gesanglich jede Menge, da wir auch auf Englisch singen und wenn es nicht die Mutersprache ist, ist es um einiges kniffliger. Dann sind wir auch nur acht Darsteller und das ist für „Hair“ nochmal schwieriger. Wir müssen alles singen, was nicht bis zwei auf den Bäumen ist (lacht).
Die Mischung Songs auf Englisch, Dialoge auf Deutsch passt auch perfekt. Die Songs wirken auf Englisch viel besser und durch die deutschen Dialoge versteht es auch jeder.
Stimmte, danke schön. Die Capitolproduktionen sind aber auch nie Mainstream angehaucht. Georg Veit hat seine ganz eigne Sicht und Art der Umsetzung, die perfekt ins Capitol passen und auch die Darsteller wie Zodwa Selele und Sascha Krebs wurden sorgfältig ausgewählt. Wir passen alle unglaublich gut zusammen. Es hat immer den Charakter eines Rock-Konzertes und einen leichten, positiv gemeinten Wahnsinn auf der Bühne. Es ist keine typische Hair-Inszenierung, sondern sie ist viel eckiger und rockiger.
Hair spielt in den 1960er-Jahren zur Zeit des Vietnamkrieges. Heute ist Krieg immer noch aktuell.
Leider noch aktuell, natürlich immer ein Thema, aber heute mehr denn je.
Damals wurde die Nacktheit benutzt, um aufzurütteln und zu schockieren. Glaubst du, dass man heute noch denselben Zweck damit erzielt?
Nein, kann man nicht. Allenfalls im Fernsehen, wenn man sich Prominente auf einer Insel nackt anschaut (Anmerk. d. Red. „Adam sucht Eva“, RTL) Aber das wurde auch bewusst in Mannheim nicht eingesetzt, weil es eben kein Zielmittel mehr ist, der den ZWeck erfüllen würde, den es erfüllen soll. Und da wir auch nicht explizit in den 60iger-Jahren spielen, sondern eben diese Aktualität des Stückes bewahren wollen, spielen wir da völlig losgelöst. Wir bahalten zwar den Text, in dem erwähnt wird, wir haben 1968 und Vietnamkrieg, aber es geht viel mehr um die Botschaft. Der Regisseur hat bei der Projektbesprechung klar gesagt „Nacktheit brauche ich nicht, das gibt mir nichts. Der Einzige der nackt sein darf und muss, ist der Christian“. So bin ich der Einzige, der an einer Stelle nackt ist, aber da macht es Sinn und da ist es auch vorgegeben im Stück.
Vielen Dank für das Interview!
Von Julia