“Ich bin froh, dass der Segen überwiegt.”

Ein Interview mit Tobias Richter

Tobias Richter hat sein Hobby zum Beruf gemacht und ist seit seinem Studium an der Hochschule für Musik in Detmold als freischaffender Chor-und Ensembleleiter tätig. Sein Herzensprojekt sind DIE PHONIKER, welche am 10. & 11. September 2016 zu ihrem 10-jährigen Jubiläum in der Lipperlandhalle in Lemgo mit insgesamt 120 Mann auf der Bühne stehen werden. Das besondere: Laien arbeiten mit Profis und das alles ehrenamtlich!

© Preuss
© Preuss

 

Wie bist Du zur Musik gekommen?

Das fing alles schon ganz früh an. Ich kann mich daran erinnern, dass ich schon als 3-4 jähriger kleiner Junge auf allem mit Kochlöffeln trommelte. Alles hatte so schöne Klänge: Der Boden, die Töpfe, der Tisch, das Sofa, die Glasscheibe… ok, die nur einmal. Dann entschieden meine Eltern, dass sie mir mit 6 Jahren lieber ein Drumset kaufen. Mit 7 Jahren erhielt ich dann meinen ersten Schlagzeug-Unterricht. Meine Oma und meine Mutter haben aber auch viel am Bett gesungen. Zum Musical-Genre und zum Gesang kam ich viele Jahre später durch meine damalige Freundin. Sie wirkte bei einer Musical-Produktion unseres Gymnasiums mit und es fehlten (wie immer) Männer. Schwupps durfte ich eine der Hauptrollen singen.

Ist dein jetziger Beruf schon immer dein Ziel gewesen?

Ja und nein. Eigentlich wollte ich gerne Hubschrauberpilot werden. Aber leider habe ich eine Rot-Grün-Schwäche, sodass ich den Sehtest nicht bestanden habe. Aber das ich mein ganzes Leben Musik machen werde, in welcher Form auch immer, stand nie zur Debatte. Es ist ein Fluch und ein Segen sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Ich bin froh, dass der Segen überwiegt!

Du durftest bei Disneys TARZAN in Hamburg den Dirigenten-Stab schwingen. Welches Gefühl hat man, wenn man in so einer großen Produktion ein Teil davon sein kann?

Da schießen einen ganz viele Emotionen durch den Kopf, wie z.B.: „Geil geil geil“ oder „Welch’ Ehre die Chance bekommen zu haben, diese wunderbare Musik mit so tollen Musikern erklingen lassen zu dürfen.“ oder „Ich werde alles geben, um das Publikum, das wirklich viel Geld gezahlt hat, einen wunderbaren Abend zu schenken“ aber auch „Bloß nicht stolpern, wenn du am Ende auf die Bühne rennst“ 😉

An welchem Theater würdest du gerne einmal arbeiten?

Das Theater selbst ist mir tatsächlich egal. Es wäre das Stück oder die Menschen, die mich interessieren würden. Ein Traum ist es, das Musical „Wicked“ dirigieren zu dürfen.

Was fasziniert Dich an Genre Musical?

Gerade im Bereich der Arbeit mit Laien-Formationen bietet das Genre Musical die Möglichkeit, viele Gewerke miteinander zu vereinen. Ebenso kann das Musical Emotionen sehr authentisch und direkt transportieren, was mir persönlich gut gefällt. Ich liebe es, wenn es einer Sängerin oder einem Sänger nicht mehr darauf ankommt, sich selbst im guten Licht darzustellen, sondern wenn sie sich, wenn er sich, dem „Musical-Song“ unterordnet und es schafft, wahre Gefühle direkt ohne viel Kunst zu zeigen. Ich bin ein starker Befürworter des „sinfonischen Musicals“, welches auch Jugendlichen, die zur klassischen Musik keinen Zugang haben, die Möglichkeit gibt, erste sinfonische Erfahrung mit einem Genre zu machen, dass Ihnen auf Grund des U-Musik-Charakters evtl. etwas näher zu sein scheint.

Beschreibe DIE PHINKER in 3 Worten.

Energiegeladen, positiv-verrückt, Freundeskreis

Wie schwer ist es ein so großes Orchester zusammen zu halten?

Das kommt sehr auf das Orchester an. Aber wenn man einen gute Mix aus klarer Führung und lockeren Zügeln hinbekommt, wo die Musiker auf der einen Seite frei ausspielen können, auf der anderen zu jedem Zeitpunkt die Information erhalten, wo es lang geht, ist es gar nicht so schwer. Dieses Verhältnis jedoch immer wieder in Frage zu stellen und erneut umzusetzen, ist das, was die Herausforderung darstellt.

Worauf muss man am meisten achten?

…, dass die Bratschen nicht zu sehr gemobbt werden (kleiner Musikerwitz) 😉

Ich persönlich: Nicht vor lauter Musik das Essen und Trinken zu vergessen, weil es einfach so viel Spaß macht, mit Freunden zusammen so etwas großes zu erarbeiten und durch die Musik in gewisser Weise „eins“ zu werden.

Warum sollte man sich die Show „Die fabelhafte Welt der Musicals“ auf gar keinen Fall entgehen lassen?

Weil das, was zwischen 120 Freunden auf der Bühne entsteht, dieses Verschmelzen, diese Energie und diese Leidenschaft, diese besondere Gefühl, keine professionelle Produktion erzeugen kann. Durch den Einsatz werden Laien für eine Woche zu Profis, jedoch mit einer brennenden Leidenschaft, die ansteckt.

Wir danken Tobias Richter für dieses Interview!

Von Anna-Virginia