Hinter der Kulissen: Die Requisite

Interview mit Marie Oberdieck

© Marie Oberdieck

Marie Oberdieck kennt der ein oder andere sicherlich unter dem Namen “maries.theater.welt”. So heißt ihr Instagram-Kanal, wo sie einen regelmäßig mit auf ihre Musicalreisen nimmt oder aber sogar Einblicke in ihre Arbeit gewährt. Als Quereinsteigerin wurde das Theater zu ihrem Beruf. Wie es dazu kam, welches Utensil auf gar keinen Fall fehlen darf und erste Einblicke in die bevorstehenden Produktionen am Theater Nordhausen, verrät Marie nun selbst:

Wie bist du zu deinem Beruf Requisiteurin/Bühnenpyrotechnikerin gekommen?

Mein Theaterherz hat mit ca. 13 Jahren angefangen zu schlagen. Durch meine Schwester bin ich zu der Zeit ans Theater der Nacht in Northeim gekommen und habe dann 2011 mein Jahrespraktikum für mein Fachabitur in Gestaltung dort gemacht. Eigentlich wollte ich immer in die Bühnenbildnerei, aufjedenfall sollte es was handwerkliches werden. Nach dem Abi habe ich dann durch Zufall die Zahntechnik entdeckt und fand die verschiedenen Materialien interessant. Also habe ich dort die Ausbildung gemacht. Während der Ausbildung hat meine Musicalleidenschaft erst richtig angefangen und ich war viel unterwegs. Worin ist auch das Gehalt besser investiert als ins Theater?

Nach 8 Jahren in der Zahntechnik wurde mir der Beruf, der immer mehr digital wurde, echt zu fad und eintönig. Der damalige Freund meiner Schwester arbeitete in Hamburg an einem Theater und hatte mein genörgel satt. Ich hatte immer wieder damit gespielt irgendwie am Theater arbeiten zu wollen, wusste jedoch nie wie ich das anstellen sollte. Und siehe da, der damalige Freund hatte die perfekte Stelle für mich gefunden. Requisiteurin am Theater in Nordhausen mit der Möglichkeit quer einzusteigen. Ich bin seit 2018 regelmäßig im Theater Nordhausen gewesen und kannte somit auch schon ein paar der Mitarbeiter. Natürlich war ich zu kritisch und meinte, ich hätte keine Chance. Meine Schwester gab mir den nötigen A-Tritt. Ich ging also zum Bewerbungsgespräch und einen Tag später kam der Anruf; sie wollten mich unbedingt haben. Somit begann am 01.05.2022 meine Reise nach NDH und in die Requisite. Mein damaliger Kollege hatte einen Pyroschein, doch als er ging, durfte ich ihn machen. Jetzt bin ich Bühnenpyrotechnikerin seit April 2023 und freue mich nächstes Jahr endlich bei Zorro mein gelerntes einzusetzen. Denn durch den Umbau sind wir in der Ersatzspieltätte ( Theater im Anbau) und dort ist jegliches Feuer oder Pyro nicht möglich.

Beschreibe deinen Beruf in 3 Worten.

kreativ, abwechslungsreich, herausfordernd

Du arbeitest seit vielen Jahren am Theater Nordhausen und bist somit fest angestellt wohin gegen Kollegen von einer Produktion/Theater zur anderen wechseln. Worin liegt der Reiz fest an einem Theater zu sein?

In meinen 2 Jahren am Theater muss ich sagen, es ist sehr entspannt an einem Haus festangestellt zu sein. Das Theater Nordhausen bietet verschiedene Sparten an Programm an und somit ist immer für Abwechslung gesorgt. Ich kenne das Haus und meine Kollegen*innen und weiß, dass man sich auf sie verlassen kann. Durch die Musikproduktionen haben wir oft Gastdarsteller*innen und somit lernt man immer wieder neue Menschen kennen.
Bisher finde ich es schön einen sichere Stelle zu haben, aber es reizt mich auch mal in verschiedene Theater oder andere Freilichtspiele zu begleiten. Freischaffend zu sein, ist nicht so leicht und ich bin meiner Meinung nach, noch zu unerfahren dafür *lach, aber ich vielleicht sieht das im ein paar Jahren mehr Erfahrung ganz anders aus. 

Bühnenbildmodell “Der kleine Horrorladen” von Mike Hahne

Wie sieht ein typischer Arbeitstag während einer laufenden Produktion bei dir aus?

Wir spielen meist an den Wochenenden und selten zwei Abende hintereinander die gleiche Show. Das heißt für mich, dass ich 1-2x am Wochenende im Theater bin. Wir spielen meistens um 19.30 oder 18h, ich muss mindestens 1h vor Einlass im Theater sein. Aber ich bin 1,5 h früher da, um in Ruhe das Bühnenbild und die Seitenbühnen einzurichten. Man weiß nie, ob noch was dazwischen kommt und repariert werden muss, so bin ich auf der sicheren Seite. Zudem ist es schön, auch den Kolleg*innen zu helfen oder mit ihnen zu quatschen. Vor allem, wenn man die Cast meist nur zu den Shows sieht. Dann läuft die Show. Nach der Show beginnt meist ein kleiner Abbaukampf. Da wir, wie bereits erwähnt nie eine Produktion noch mal am nächsten Abend spielen, muss alles abgebaut werden und das wollen alle Abteilungen ja so schnell wie möglich und alle auf einmal (lacht), aber wir sind eingespielt und können gegenseitig mit anpacken und uns umgehen. Ich bin meist nach einer Show noch ca. 15-30 min mit Abbau und/ abwaschen beschäftigt. Vor allem bei “La Cage” dauert es länger, so viele Requisiten und Gläser hatte ich noch nie. Bei manchen Stücken, z.B.  “Jane Eyre” haben wir die Requistenkiste mit dem letzte Klatscher des Schlussapplauses geschlossen, dass ist aber eher selten.

Laufen bei dir bereits erste Vorbereitungen für GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN? Wenn ja, wie sehen die bei dir aus?

“Gefährliche Liebschaften” hat am 28. März 2025 Premiere, das bedeutet die Proben beginnen ca Mitte Februar. Wir fangen meist 2 Wochen vor der erste Probe und der Konzeptvorstellung an, um den Darstellern erste Probenrequisiten zu geben. Kurz, wir (als Requisiteurinnen) stecken leider noch nicht in den Vorbereitungen.

Welches Arbeitsutensil darf bei dir nicht fehlen?

Eindeutig der PC und der Superkleber Fixall (Werbung aus Überzeugung). Mit dem PC recherchieren wir viel und bestellen Requisiten oder Dinge die wir umgestalten. Auch unsere ganzen Ablauf und Einrichtungspläne werden damit geschrieben. FIXALL ist eine Art Silikonkleber für alles und wird oft gebraucht, dauert aber leider immer so ewig (24h) bis es richtig abgetrocknet ist.

Wir bedanken uns bei Marie für die spannenden Einblicke in ihr Berufsfeld am Theater und wünschen eine erfolgreiche Spielzeit 24/25 am Theater Nordhausen!


Interview: Anna-Virginia