Hinter den Kulissen: Interview mit Frank Nimsgern (2024)
Frank Nimsgern zählt seit Jahren zu einem der erfolgreichsten deutschen Komponisten. Neben bekannten Musicalstücken komponierte er auch für Film und Fernsehen. 2024 feierte sein neuestes Musical „Zauberflöte“ in München Premiere und wurde im November in gleich vier Kategorien mit dem deutschen Musical Award von Blickpunkt Musicals ausgezeichnet: Bestes Musical, Beste Komposition (Frank Nimsgern), Bestes Kostümbild (Raphaela Dürr & Lisa Rietzler) und das Beste Klangbild. Bevor das Musical ab dem 02. Januar 2025 im Metronom Theater Oberhausen gastiert, hat Frank Nimsgern uns ein paar Fragen beantwortet.
Du bist viel unterwegs und arbeitest kontinuierlich an neuen Projekten. Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus? Gibt es Rituale, die dir im Alltag wichtig sind?
Allerdings: Gegen 9:00 Uhr setze ich mich auf mein Cardio-Bike. Dabei korrigiere ich Noten und erledige meine Korrespondenz – was notwendig ist, um meine Projekte am Laufen zu halten. Es ist, als ab man mehrere Kinder auf die Welt gebracht hat und nur das Beste für sie will.
Nach dem Mittagessen gehe ich in den kreativen Teil des Tages über und komponiere und schreibe. Im Anschluss folgen die klassischen familiären Pflichten, wie zum Beispiel mein Kind abzuholen, Hausaufgaben zu machen usw. Danach gehe ich fast täglich trainieren – fünfmal pro Woche Cardio- und viermal die Woche Krafttraining, bevor ich ins Studio zurückkehre.
Ich kann nur alleine schreiben. Komposition ist nichts anderes als die Architektur eines Hauses. Ich habe einen analogen Raum und einen digitalen Raum. Das ist für mich enorm wichtig. In dem analogen Raum steht ein Flügel, da schreibe ich mit Bleistift und Notenpapier. Dann nehme ich meine Arbeit mit einem Video auf und wechsle in die digitale Welt, um alles zu digitalisieren. Doch das reine Komponieren findet bei mir analog statt. Es ist wie beim Malen. Es macht einen Unterschied, ob du etwas auf einem Tablet oder auf Papier malst. Die Wurzel ist analog. So habe ich es gelernt und es hat für mich etwas mit Anstand zu tun. Es hat eine andere Atmosphäre, wenn ich mich in einem Raum befinde, der eine Geschichte hat und dort an einem Flügel sitze, der schon 90 Jahre alt ist, auf dem schon viele Leute gespielt haben. Wenn du deine Basics auf dem schwergängigen Flügel schreibst, dann baust du eine Beziehung auf. Ich arbeite jetzt auch schon an meiner nächsten Produktion für 2025 (Anmerkung d. Red: Freischütz – Seele für Seele, Weltpremiere am 01. Mai 2025).
Was hat dich beim Komponieren der Musik für das Musical „Zauberflöte“ inspiriert?
Ich habe versucht, den Geist von Mozart heutig einzufangen, aber auch gemerkt, dass ich immer weiter wegmuss, um nicht mir vorwerfen zu lassen, dass ich irgendetwas von Mozart zu stark benutzt habe. Alleine die Streamingzahlen auf Spotify mit nun knapp 3/4 Millionen in 4 Monaten zeigen, dass wir durchaus ein neues Publikum erreicht haben.
Was sind die größten Unterschiede zwischen dem neuen Musical und der Oper „Die Zauberflöte“? Wo liegen die Gemeinsamkeiten?
Gemeinsamkeiten liegen in der revueartigen Form der Songs und der stilistischen Vielfältigkeit. Ansonsten bleibt das Thema gleich – so lustig es ist – aber das Hauptthema Mozarts, was wirklich nie transparent dargestellt wurde, ist: „Rache kann nie eine Lösung sein“. Wenn man meine Songliste auch textlich verfolgt, geht es bei allen Beteiligten um eine Sache: Rache und Vergeltung.
Wie erlebst du die Stimmung im Theater während der Vorstellung?
Ich hätte diese enthusiastischen Begeisterungsstürme nicht erwartet. Das Publikum singt jetzt schon die Texte mit und durch die stilistische Vielfalt der Song-Struktur kommt jeder auf seine Kosten. Das Altersspektrum reicht von sechsjährigen Kindern bis hin zu 80-jährigen. Natürlich kann man es nicht jedem recht machen, aber alleine in drei Monaten über 32.000 Besucher in Bayern zu haben, ist schon eine Hausnummer.
Gibt es für jemanden wie dich, der schon so viel erreicht hat, noch berufliche Träume?
Ich sage immer: Work Hard, Stay Humble. Der Weg ist das Ziel. Ich versuche immer die Stücke, die wir kreiert haben, weiterzuentwickeln und besser zu machen. Ich habe sehr jung angefangen. Ich habe mit sieben Jahren über Jugend musiziert das Klavierspielen angefangen. Später habe ich Jazz studiert, danach wieder Organisation und bin erst mit 28 Jahren zum Musical gekommen. Mein erstes Stück war eine kleinere Revolution in Deutschland, weil es dem Rock Musical eine neue Farbe gegeben hat. Im Verlauf habe ich stetig versucht, mich immer wieder neu aufzustellen. Ich bin sehr froh, mir nach über 30 Jahren ein eigenes Publikum aufgebaut zu haben. Für diese Treue bedanke ich mich und sehe das nicht als selbstverständlich an.
Worauf freust du dich während der Spielzeit in Oberhausen besonders?
Ich liebe den Pott und hatte dort mit 18 Jahren meine erste professionelle Jazz Rock Band. Es gibt hier eine riesige Musicalszene und ich freue mich enorm auf diese Spielzeit. Nichtsdestotrotz man muss sich in jeden Ort erobern und bekommt heute nichts mehr geschenkt.
Was möchtest du jedem, der einen Besuch des Musicals plant, mit auf den Weg geben?
Lasst Euch auf die Reise ein – es ist auch Werk für erwachsene Kinder.
Mit welchen drei Wörtern würdest du Menschen überzeugen, sich das Musical Zauberflöte anzusehen?
Energie, Poesie und Dramatik
Wir bedanken uns für das Interview und wünschen eine erfolgreiche Spielzeit.
Interview von Sandra
Weitere Informationen zu „Zauberflöte – Das Musical“
Von 02.0.1 bis 12.01.2025 im Metronom Theater Oberhausen, vom 17.01. bis 26.01.2025 im Festspielhaus Füssen. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.