Hello, Dolly! – St. Gallen 2018/2019
Eine musikalische Komödie in 2 Akten
Premiere: 15.12.2018 – rezensierte Vorstellung: 30.12.2018
Sie ist eine Frau mit vielen Talenten, diese Mrs. Dolly Levi. Eigentlich ist ihr Hauptberuf, Ehen zu vermitteln. Wenn aber mal Not am Mann ist, dann gibt sie auch Tanzunterricht oder fungiert als Rechtsanwältin. Seit der Premiere am 15.12.2018 ist Dolly nun auch im Theater St. Gallen aktiv.
Dabei versucht sie den reichen, aber sehr geizigen Horace Vandergelder, den sie eigentlich mit der Hutmacherin Irene Molloy verkuppeln wollte, nun doch für sich zu gewinnen.
Die beiden Angestellten von Horace, Cornelius Hackl und Barnaby Tucker, nutzen die Abwesenheit ihres Chefs und geben sich selbst frei, um zur großen Parade nach New York zu fahren. Vor Irene Mollyos Hutladen sehen sie zufällig ihren Chef. Damit sie nicht entdeckt werden, betreten sie den Laden, um sich dort zu verstecken. Es kommt zu einem wilden und lustigen Versteckspiel, denn auch Horace, der ja eigentlich Irene heiraten soll, betritt den Laden. Am Ende entdeckt Horace seine beiden Angestellten. Da er Irene ein Verhältnis unterstellt, zieht er beleidigt von dannen.
Als Dank für die Hilfe fordern Irene und ihre schüchterne Angestellte Minnie, Cornelius und Barnaby auf sie einzuladen und zwar in das teure Restaurant „Harmonia Garden“. Da Cornelius und Barnaby kein Geld haben, versuchen sie das mit allen möglichen Tricks zu verhindern, aber letztlich landen sie doch im „Harmonia Garden“, wo es zum turbulenten Wiedersehen mit Dolly und Horace kommt. Dolly, die hier bekannt ist, wird von den Kellnern mit Begeisterung und „Hello Dolly“ begrüßt. Weniger begeistert ist der geizige Horace von der Begleitung, die ihm Dolly vermittelt hat. Nachdem Dolly erscheint, macht er ihr Vorwürfe, während Dolly versucht, ihm klar zumachen, dass sie und er doch wunderbar zusammen passen würden. Aber Horace ist strikt dagegen.
Erst als er zurück in seinem Laden ist und feststellt, dass ihn alle verlassen haben, sieht er ein, dass Dolly wohl doch die Richtige für ihn ist, auch wenn es dann mit dem Geiz ein Ende hat. Und so sind am Ende alle glücklich, Horace mit Dolly, Cornelius mit Irene, Barnaby mit Minnie und auch Horace Nichte Ermengarde bekommt den von ihr angebeteten Ambrose.
Insgesamt zeichnet sich das Stück durch viele lustige und turbulente Szenen aus. Dabei besticht die Produktion in St. Gallen vor allem durch ein abwechslungsreiches Bühnenbild, entworfen von Sam Madwar. Obwohl das eigentliche Hauptelement auf der großen Drehbühne nur ein Brückenelement ist, verwandelt es sich durch variable Requisiten immer wieder neu. So wird daraus Horaces Futtermittelladen, Irenes Hutladen oder der Nachtclub „Harmonia Gardens“.
Ein besonderes Highlight sind auch die vielen Mitwirkenden (über 50), denn neben den Darstellern wirken Chor, Tanzkompanie und Statisten des Theaters St. Gallen mit. So bietet sich dem Zuschauer ein großartiges Bild. Eine Meisterleistung der Tänzer unter der Choreografie von Ricarda Regina Ludigkeit ist das berühmte „Kellnerballett“ zum Titelsong des Musicals „Hello Dolly“, aber auch die große Parade am Ende des ersten Akts, bei dem auch noch drei Artisten zur Unterstützung auf der Bühne sind.
Die Kostüme, entworfen von Rainer Sinell, sind bei den Damen farbenfroh, bei den Herren elegant. Sie entsprechen dem Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts, in dem das Stück spielt. So trägt die verwitwete Dolly zum Beispiel im ersten Akt ein aufwendiges schwarzes Kleid. Im zweiten Akt und zum großen Auftritt wird daraus dann ein goldfarbenes Paillettenkleid mit einem Fascinator (Anmerkung d. Redaktion: Ein kleines Hütchen, das nur einen Teil des Kopfes bedeckt und oft bei einer Hochsteckfrisur in das Haar eingearbeitet wird).
Die Darsteller, allen voran Dagmar Hellberg als „Dolly Levi“ und Walter Andreas Müller als „Horace Vandergelder“, sowie Jörn-Felix Alt als „Cornelius Hackl“ und Hermann Bedke als „Barnaby Tucker“, bestechen sowohl gesanglich als auch darstellerisch.
Das Musical „Hello, Dolly!“ mit der Musik und den Gesangstexten von Jerry Herman nach dem Buch von Michael Stewart wurde am 16. Januar 1964 am Broadway uraufgeführt und eroberte von da aus schnell die Welt. Ein Revival erlebte es 2017 am Broadway mit Bette Middler in der Hauptrolle.
1969 wurde das Stück mit Barbara Streisand, Gene Kelly und Walter Matthau in den Hauptrollen verfilmt. Unvergessen auch „Satchmo“ Louis Amstrong mit dem Titelsong des Lieds. Dafür gab es 1970 gleich drei „Oscars“ und weitere 4 Nominierungen. Auch beim „Tony-Award“ räumte „Hello Dolly!“ viele Preise ab.
Doch hinter all diesen großen Produktionen muss sich das Theater St. Gallen nicht verstecken. Unter der musikalischen Leitung von Koen Schoots, erlebt der Zuschauer ein heiteres Spektakel mit ausgezeichneten Darstellern und Tänzern.
„Hello, Dolly!“ wird in dem Drei-Sparten-Theater St. Gallen noch bis Juni 2019 zu sehen sein. Daneben gibt es am 16. Februar die Dernière von „Matterhorn“ und ab 23. Februar 2019 das Musical „Priscilla – Königin der Wüste“ zu sehen.
Artikel von Ingrid Kernbach
Besetzung
- Dolly Levi: Dagmar Hellberg
- Horace Vandergelder: Walter Andreas Müller
- Cornelius Hackl: Jörn-Felix Alt
- Barnaby Tucker: Hermann Bedke
- Irene Molloy: Julia Klotz
- Minnie Fay: Joanna Henrique
- Ambrose Kemper: Peter Neustifter
- Ermengarde: Stephanie Signer
- Ernestine Money: Katharina Lochmann
- Rudolph Reisenweber: David Maze
- u.v.m.
Kreativteam
- Buch: Michael Stewart
- Musik und Gesangstexte: Jerry Herman
- Musikalische Leitung: Koen Schoots
- Inszenierung: Josef E. Köpplinger
- Choreografie: Ricarda Regina Ludigkeit
- Bühne: Sam Madwar
- Kostüm: Rainer Sinell
- Dramaturgie: Caroline Damaschke