Harry Potter und das verwunschene Kind – Medienpremiere
Hamburg, 04.12.2021: Was lange währt, wird endlich gut. Wie so viele andere Theater war auch das Mehr Theater im Hamburger Großmarkt ein Opfer des ersten Lockdowns im März 2020 geworden – und dass zwei Tage vor der Deutschlandpremiere des Großprojekts „Harry Potter und das verwunschene Kind“, der achten Geschichte aus der Welt rund um den Zauberer, der überlebt hat. Ein Virus aus der realen Welt überschattet die Fortsetzung eines anderen, seit Jahren nicht mehr wegzudenkenden Mythos. Keine andere Buchreihe hat seit Ende der 1990er Jahr so eine Erfolgsgeschichte geschrieben, wie die rund um Harry Potter, die Zauberschule Hogwarts und dieser anderen Welt, der Welt der Magie. Am 05.12.21 war es dann aber soweit, die Premiere durfte unter der 2G+ Regel stattfinden. Wir waren einen Tag zuvor zur Medienpremiere eingeladen worden.
Am Ende ist es jedem selbst überlassen, ob er sich in das Abenteuer „Harry Potter und das verwunschene Kind“ stürzt.
Zu Beginn ist zunächst die Laufzeit eine Herausforderung. Zwei Theaterstücke in jeweils zwei Teilen von je 90 Minuten direkt hintereinander sind schon eine Hausnummer, die es erst einmal zu bewältigen gibt. Für das Team vor und hinter der Bühne und das Publikum ebenso. Zumindest sagt einem das der Kopf vorab. Jedoch verging diese Zeit für mich wie im Handumdrehen. Und das, obwohl ich nicht ein ausgesprochen großer Harry Potter Fan bin. In der Reihe vor mir herrschte in jedem Moment bei einem ca. 14jährigem Mädchen eine totale Freude und sie sog jede Sekunde in sich auf. In der Reihe hinter mir war eine genervte Mutter, besonders in den Pausen damit beschäftigt, ihre ca. 10jährige Tochter irgendwie im Zaum zu halten. Je später der Abend wurde umso unentspannter wurde es hinter mir. Für diese Familie war der Tag am Ende definitiv zu lang.
Der Inhalt ist schnell erzählt und beginnt dort, wo das letzte Buch aufgehört hat, auf dem Weg zum Hogwarts Express am Gleis 9 ¾. Harry und Ginny sowie Ron und Hermine schicken ihre Kinder auf die Zauberschule. Harrys zweiter Sohn Albus geht jedoch mit Zweifeln seinen Weg. Im Zug freundet er sich mit Scorpius Malfoy, ausgerechnet dem Sohn von Draco Malfoy, an. Obendrein teilt der sprechende Hut Albus ins Haus Slytherin ein. In den ersten drei Schuljahren läuft nun für ihn und Scorpius alles Mögliche schief – und auch zuhause entfremdet sich Albus immer mehr von seinem Vater. Im vierten Schuljahr beginnt für die beiden Jungen dann ein Abenteuer, welches sie so schnell nicht wieder vergessen werden. Auf ihrer Reise treffen sie auf viele Persönlichkeiten, die den Zuschauern aus den Harry Potter Romanen bekannt sind, aber auch auf neue Figuren. Es ist eine Geschichte um Väter und Söhne, Freundschaft, Erwachsen werden und Erwachsen sein. Doch allzu viel wollen wir hier nicht verraten. Egal ob man sich im Potter-Universum auskennt oder nicht, jeder findet sich in der Geschichte zurecht.
Die Spezialeffekte in diesem Stück sind ein großer Teil des Erlebnisses. Viele Old-School-Zaubertricks kommen wieder zur Anwendung. Sie treffen auf in schwarz gekleidete Menschen im Hintergrund, die Dinge und Personen bewegen und auf hochmoderne technische Tricks. Es wird viel mit Lichteffekten gespielt. Ablenkung und Täuschung sind dabei große Schlüsselwörter. So wie man es von vielen Zaubershows her kennt. Fast jeder der Schauspieler, die für das Entfernen von Kulissen von der Bühne verantwortlich sind, trägt einen weiten Umhang. Diese werden ausholend geschwungen, sobald ein Bett oder ein Regal wieder herausgeschoben wird. Unterlegt wird das Ganze mit einem passenden Ton, der den Moment perfekt macht.
Die Schauspieler stehen mit sehr großer Spielfreude auf der Bühne. Endlich dürfen Sie die Geschichte erzählen. Einige von Ihnen sind die ganze Zeit in derselben Rolle auf der Bühne, andere spielen mehrere Rollen und sind ständigen Kostümwechseln ausgesetzt, da sie an verschiedenen Stellen immer mal wieder auftauchen. Die Räder, die da vor und hinter der Bühne ineinander greifen müssen unheimlich perfekt und präzise laufen, damit das alles möglich ist. Ebenfalls muss die Technik einwandfrei funktionieren, damit die Effekte ihre Wirkung zeigen. Während der Medienpremiere gab es einen technischen Ausfall, der aber schnell behoben werden konnte.
Viele denken, „Harry Potter und das verwunschene Kind“ ist ein Musical – das liegt nahe, weil das Konzept, nach dem das Stück abläuft, genau festgelegt ist – so wie man es von Musicals kennt. Die Figuren sind in allen Ländern nach einem bestimmten Schema gekleidet und müssen ein bestimmtes Aussehen haben. Die Abläufe sind genau durchgeplant und genau an den gleichen Stellen passiert genau das gleiche wie an den schon vorhandenen Spielstätten. Dabei wissen viele gar nicht, dass das Sprechtheater genau solchen Vorgaben zu folgen hat. „Die Zauberflöte“ oder auch Shakespeares Stücke haben immer denselben Wortlaut. Nun gut, Inszenierungen in dem Bereich können heute in Ihrem Aussehen abweichen. Aber die Abfolgen bleiben gleich, denn jedem Stück liegt ein Libretto zu Grunde. Und es wird nicht gesungen. Es gibt hier und da ein paar Stellen während zu den wunderschönen Kompositionen von Imogen Heap getanzt wird, aber „Harry Potter und das verwunschene Kind“ ist ein Sprechtheater mit Effekten und kein Musical.
Mein Fazit: Harry Potter Fans, die, die es noch werden wollen und auch alle anderen werden sich in dem Stück wohl fühlen. Wir wünschen dem Stück viel Erfolg und eine lange Spielzeit.