Frankenstein Junior – Theater Bonn 2023/24

© Emma Szabó

Premiere: 20. August 2023 – rezensierte Vorstellung: 01. Oktober 2023

Am 01.10.2023 durfte ich das Mel Brooks Musical FRANKENSTEIN JUNIOR (Young Frankenstein) im schönen Opernhaus in Bonn ansehen. FRANKENSTEIN JUNIOR (2007) ist nach THE PRODUCERS (2001) das zweite Musical von Brooks mit nicht weniger Erfolg.

In diesem wunderbaren Stück dreht sich alles um Frederick Frankenstein, Enkel des weltbekannten Dr. Victor Frankenstein. Frederick Frankenstein möchte sich deutlich von seinem Großvater und dessen Experimenten  am menschlichen Körper distanzieren und besteht daher beharrlich darauf, Fronkensteen zu heißen und nicht Frankenstein. Er selbst ist ein erfolgreicher Neurochirug in New York und erforscht mit großem Enthusiasmus, das menschliche Gehirn.

Als ihm nach dem Tod seines Großvaters ein Telegramm überbracht wird, welches ihn dazu drängt, nach Transsilvanien zum Familiengut zu reisen um dieses zu übernehmen, kann Frederick sich der Vergangenheit und dem Schaffen seines Großvaters Viktor Frankenstein nicht entziehen. So macht er sich auf den Weg nach Transsilvanien und lässt seine doch etwas eigenwillige und egozentrische Verlobte Elizabeth in New York zurück.

Angekommen in Transsilvanien steht Frederick fortan der bucklige Igor als Diener zur Seite. In der Hoffnung, dass Frederick auch das Erbe der Experimente am menschlichen Körper von Victor antreten wird, hat Igor gleich noch die sehr hübsche Laborassistentin Inga eingestellt. Frederick versucht Igor vergeblich klarzumachen, dass er kein Interesse am Erbe seines Großvaters hat, kann sich aber der hübschen Inga nur schwer entziehen und so machen sich die Drei mit einer Pferdekutsche, auf zum Schloss der Frankensteins.

Am Schloss angekommen, empfängt sie die rätselhafte Hausdame Fr. Blücher und heißt den neuen Hausherren willkommen. Frederick sträubt sich noch immer, die wissenschaftliche Arbeit

© Emma Szabó

seines Großvaters zu übernehmen, doch es reizt ihn immer mehr, über das Forschen von Victor mehr zu erfahren. Ein Traum, in dem Frederick der junge Victor Frankenstein erscheint, macht ihm klar, dass egal wie sehr er darauf besteht Fronkensteen zu heißen , ein Frankenstein in ihm steckt und er ein Frankenstein ist. So kommt eines zum anderen und Frederick macht sich mit Inga auf die Suche nach dem Labor von Victor.

Als sie dann auch noch mysteriöse musikalische Klänge wahrnehmen, ist ihre Neugierde geweckt und sie finden das geheime Labor und auch das Rätsel von wem die  Musik stammt, lässt sich dort lösen, sie stammen von der Hausdame Fr. Blücher. Diese fühlt sich Victor in seinem Labor immer noch sehr verbunden, denn sie war weit mehr  als nur seine Hausdame. Durch Igors Euphorie und Freude an den Experimenten und Fr. Blüchers Erzählungen über seinen Großvater, wie er arbeitete und was er für eine Persönlichkeit war, ist Fredericks Interesse nun endgültig geweckt. Er möchte nun auch eine Leiche zum Leben erwecken, aber kein Monster erschaffen. Viel mehr möchte er, durch sein Wissen über das menschliche Gehirn beweisen, dass man einer Leiche ein Gehirn einpflanzen und so wieder zum Leben bringen kann.

Mit Hilfe von Igor, der hübschen Laborassistentin Inga und Fr. Blücher, macht sich Frederick daran, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Doch es ist Vorsicht geboten, denn die Bewohner von Transsilvanien sind von Fredericks Ankunft keineswegs begeistert. Sie möchten keinen Frankenstein mehr in Transsilvanien haben und sind ihm daher nicht wohlgesonnen.

Igor hilft Frederick mit vollem Tatendrang, eine hervorragend geeignete Leiche zu besorgen und auch das gewünschte Gehirn sei kein Problem. Hierbei geschieht Igor allerdings ein Missgeschick, von dem Frederick nichts mitbekommt, welches aber Folgen haben wird . Die Vier machen sich an das Experiment und erschaffen auf Grund des Missgeschickes, versehentlich doch ein Monster.

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Auch die Bewohner von Transsilvanien bekommen Wind von dem Experiment und durch den ganzen Aufruhr, entflieht das Monster aus dem Schloss. Schnellstmöglich wollen Frederick und seine Helfer das Monster wieder finden, um die Bewohner aber auch das Monster zu schützen.

Zu allem Unheil taucht auch noch Fredericks Verlobte Elizabeth, im ungünstigsten Moment als Frederick und Inga den menschlichen Körper miteinander entdecken auf. Da Elizabeth wieder einmal mehr mit sich selbst beschäftigt ist, kann Frederick die Situation beruhigen und der Fokus wird wieder auf die Suche nach dem Monster gelegt. Auf seiner Flucht durch den Wald landet das Monster bei einem blinden, einsamen Mann, welcher sich sehr über den Besuch freut, auch wenn er nicht wahrnimmt, welchen Gast sich in seinem Haus befindet. Das Monster muss bei diesem Besuch einiges ertragen und flieht weiter, kann jedoch gefunden und ins Schloss gebracht werden, bevor die wütenden Bewohner das Monster entdecken konnten.

Frederick ist der festen Überzeugung, dass in dem Monster eine gute Seite schlummert und diese mit Liebe und Verständnis ans Licht gebracht werden kann. So gelingt es ihm, dem Monster zu vermitteln, dass es wertvoll und geliebt ist und kann es so beruhigen. Frederick möchte auch den Bewohnern beweisen, dass das Monster ungefährlich ist und organisiert einen Showauftritt mit dem Monster. Doch wieder einmal sorgt Elizabeth mit ihrer egozentrischen Art für Chaos. Das Monster entflieht wieder in den Wald und trifft dort auf Elizabeth und es geschehen unerwartete Dinge. Sein wissenschaftlicher Verstand lässt Frederick keine Ruhe und er möchte das Monster einem Gehirntransfer unterziehen, um dafür zu sorgen, dass es sprechen und denken kann, wie ein Mensch.

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Igor, Inga und Fr. Blücher stehen ihm auch bei diesem Vorhaben helfend zur Seite, sie finden das Monster, betäuben es und verbringen es zurück ins Labor. Elizabeth bleibt allerdings verschwunden, nur ihr rechter Schuh, taucht auf und somit wird auch unter den Bewohnern vermutet, dass das Monster Elizabeth umgebracht hat.

Schnellstmöglich möchte Frederick den Transfer mit sich und dem Monster durchführen, so dass er vom Monster erfahren kann, was es mit Elizabeth gemacht hat und ob sie noch lebt. Der Transfer wird vollzogen, doch es scheint nicht funktioniert zu haben…

Die Bewohner Transsilvaniens stürmen das Labor und Frederick wird zum Tode durch erhängen verurteilt und festgenommen. Es wird ihm vorgeworfen ein Monster erschaffen zu haben und somit auch für den vermeintlichen Tod von Elizabeth, verantwortlich zu sein. So müssen Igor, Inga und Fr. Blücher mit ansehen wie Frederick öffentlich gehängt wird. Es scheint alles vorbei zu sein, bis das Monster erscheint und anfängt zu sprechen. Das Monster entwickelt wissenschaftliche Gedanken und auch Elizabeth taucht auf der Suche nach ihrem rechten Schuh, wieder auf. Doch wird es dem Monster gelingen, Frederick zu retten und all die Irrungen und Wirrungen, um es selbst und Elizabeths Verschwinden aufzuklären? Das wird hier nicht verraten, schaut euch das Stück an und findet es heraus.

© Emma Szabó

FRANKENSTEIN JUNIOR ist ein monströs amüsantes, witziges, lebhaftes, ab und an anrüchiges, dynamisches, mitreißendes und kurzweiliges Musical. Ein tolles, aufwendiges Bühnenbild mit technischen Effekten, entführt den Zuschauer in die Welt nach Transsilvanien. Die Kostüme und Requisiten, runden das Ganze ab.

Viele witzige Momente, auch Wortwitze und humorvolle Dialoge sorgen dauerhaft für Lacher und gute Stimmung in den Zuschauerreihen. Es ist durchweg sehr unterhaltsam, spritzig und schwunghaft, was auch durch die tolle Musik, die Lieder und Tanzszenen untermalt wird. Bei ” Puttin` on the Ritz” muss man einfach mit klatschen und wird von einer großartigen Stepptanzeinlage in den Bann gezogen. Die Darsteller bringen so viel Spielfreude auf die Bühne und machen die Geschichte lebendig. Ein absolut empfehlenswertes Stück, dass Spaß und Lust auf mehr macht!

 
Die Darsteller

Frederick Frankenstein wurde vom fantastischen Mathias Schlung verkörpert. Absolut großartig hauchte er der Figur Frederick Leben ein. Die wissenschaftliche Verrücktheit und die Veränderung dieser Figur während des Stückes, meistert er bravourös. Es macht unheimlich viel Spaß ihm zu zusehen und zu zuhören. Von der Ersten bis zur Letzten Szene, spielt Mathias Schlung sehr authentisch. Seine Rolle hat sehr viel Bühnenzeit in diesem Stück, die er charismatisch und gesanglich in bester Marnier meistert.

Das Monster erweckte Ethan Freeman zum Leben. Keine leichte Aufgabe bei einem Charakter, der nicht sprechen kann, aber dennoch viel Aussagekraft auf der Bühne zeigen muss. Die Gestik und Mimik von Ethan Freeman war sensationell. Man verstand auch ohne Worte, was das Monster umtreibt, fühlt und warum es ist, wie es ist. Auch das Kostüm, mit sehr klobigem Schuhwerk, macht diese Rolle nicht einfacher, aber auch dies war für Freeman kein Problem. Er war ein tolles Monster, mit fantastischen Tanzeinlagen, schauspielerisch hervorragender Leistung und wenn auch wenige, dafür fantastische Gesangseinlagen. Man musste das Monster am Schluss einfach ins Herz schließt.

© Emma Szabó

Die rätselhafte Hausdame Fr. Blücher wurde von keiner geringeren als Daniela Ziegler verkörpert. Unfassbar großartig und authentisch spielte sie die rumänische Hausdame. Durchweg sang und sprach sie mit Akzent, um die Rolle noch authentischer auf die Bühne zu bringen. Man nahm ihr das rätselhafte komplett ab, genauso aber auch die witzigen Szenen ihrer Figur, sowie die anzüglichen. Daniela Ziegler zeigte ihr schauspielerisches Können und überzeugte mit Körpersprache, Mimik und Gesang auf ganzer Linie.

Den buckligen Diener Igor spielte Michael Heller in fantastischer Art und Weiße. Absolut authentisch verkörperte er den buckligen, etwas schusseligen und doch sympathischen Helfer von Frederick. Man spürte die vollkommene Spielfreude, die Michael Heller in Igor legte. Mit Gesang, Tanz und Freude lies er den Zuschauer in die Welt von seiner Figur eintauchen. Mit leicht gebückter Haltung und wirklich toller Mimik überzeugte er durchgehend mit seiner fantastischen Darstellung. Man musste Igor einfach mögen.

Die selbstverliebte Elizabeth Benning, Verlobte von Frederick Frankenstein, wurde in ausdrucksstarkerweise von Bettina Mönch verkörpert. Stimmlich unglaublich großartig, schaffte sie faszinierte Blicke und große Begeisterung beim Publikum. Schauspielerisch überzeugte sie ebenfalls mit absolutem Können. Überheblich, selbstverliebt, eigen und etwas unsympathisch spielte sie ihre Rolle und lies keinen Zweifel daran, wie toll Elizabeth sich selbst findet. Es machte großen Spaß ihrer Darbietung zu sehen zu dürfen.

Die attraktive Laborassistentin Inga spielte Kara Kemeny. Mit viel Leidenschaft und Freude brachte sie ihre Rolle auf die Bühne. Die sexy Laborassistentin mit großem Herz für Frederick, die aber auch Leichtigkeit und Spaß in das Stück brachte, zeigte ihre Darstellung durch und durch. Als Zuschauer lachte man mit ihr und empfand sie als sehr symphatisch. Tänzerisch und stimmlich auf hohem Niveau gab sie auf der Bühne alles.

© Emma Szabó

Als junger Victor Frankenstein, welcher Frederick im Traum erscheint, durften wir Nico Hartwig erleben. Er sang seine Rolle sehr stark und auch tänzerisch lieferte er großartige Leistungen ab. Auch wenn es eine kleine Szene war, so war sie für das Stück doch elementar und Nico Hartwig zeigte sein Können und zog das Publikum in den Bann von Transsilvanien.

Inspektor Kemp/ der Eremit wurde von Hans- Jürgen Schatz gespielt. Den Dorftrottel Ziggy verkörperte Bernard Niemeyer. Beide spielten ihre Rollen sehr überzeugend und mit Freude. Ob witzig oder auch in ernsteren Szenen, waren beide Darsteller in ihren Rollen wichtig für das Stück und überzeugten mit ihrer Darbietung.

Ein fantastisches Ensemble verlieh dem Stück das gewisse Etwas. Das komplette Ensemble überzeugte auf ganzer Linie. Ob bei Tanz, Gesang oder Schauspiel, waren alle Darsteller großartig. Dieses Musical wird vom Ensemble getragen und lässt die Geschichte noch lebhafter und authentischer werden.

Eine fantastische Band, unter der musikalischen Leitung von Jürgen Grimm, leistete hervorragende Arbeit und brachte den Zuschauer musikalisch nach Transsilvanien. Auch die Mitarbeiter im gesamten Opernhaus waren sehr freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Sie haben einem das Gefühl gegeben wirklich willkommen zu sein und haben den Besuch im Opernhaus noch angenehmer gemacht.

 
Cast & Crew
  • Musikalische Leitung: Jürgen Grimm
  • Inszenierung: Jens Kerbel
  • Regiemitarbeit: Bernard Niemeyer
  • Bühnenbild: Momme Hinrichs
  • Kostüme: Verena Polokowski
  • Choreografie: Sabine Arthold
  • Licht: Max Karbe
  • Video: Judith Selenko
  • Sounddesign: Stephan Mauel
  • Abendspielleitung: Bernard Niemeyer
  • Regieassistenz: Priska heynert
  • Dance Captain: Katharina Theil
  • Musikalische Assistenz: Joe Schmitz
  • Studienleitung: Igor Horvat
  • Korrepetition: Elia Tagliavia, Ana Craciun
  • Bühnenbildmitarbeit: Mara Schönborn
  • Kostümassistenz: Tanja Mürlebach
  • Inspizienz: Kerstin Mertl
  • Übertitel: Wolfram Kastrop
  • Orchestrierungen von Doug Besterman und Mark Cumberland
  • Buch von Mel Brooks und Thomas Meehan
  • Musik und Gesangstexte von Mel Brooks
  • Originalregie und- choreographie von Susan Stroman
  • Deutsch von Frank Thannhäuser und Iris Schuhmacher
  • Ensemble : Niniane Everaert, Nils Karsten, Kelly Panier, Johannes Pinkel, Noa Joanna Ryff, Pascal Schürken, Katharina Theil, Liam Tiesteel, Larissa Winkel

Impressionen vom Schlussapplaus

 
Wir bedanken uns beim Theater Bonn für die Einladung!

Artikel von Rebecca G.