Folkwang Universität – CAROUSEL 2025

„You´ll never walk alone“

(c) Elisa Jasse

Am 16. Mai fand mit der Premiere des Broadway-Stücks CAROUSEL (von Rodgers & Hammerstein) die mittlerweile fünfte gemeinsame Produktion der Folkwang Universität der Künste und des Theater & Konzerthauses Solingen statt. Bevor wir auf den Inhalt und die Regie eingehen, möchten wir betonen, dass dieser Abend rundherum von Darstellern auf höchsten Niveau zu einem fulminanten Erfolg wurde.

Erneut wurde eindrucksvoll bewiesen, welch hohen Ansprüchen die Studierenden der Folkwang Universität gerecht werden. Aber auch der Theaterchor Solingen, unter der Leitung von Tobias Deutschmann sowie die brillante musikalische Untermalung der Bergischen Symphoniker war ein wahrer Genuss für die Ohren. Zusätzlich standen Kinder mit auf der Bühne, was jede Show immer besonders wirken lässt.

Inhalt

Billy, stadtbekannter Ausrufer in einem Vergnügungspark und die Arbeiterin Julie verlieben sich ineinander. Der leichtlebige Frauenheld ist fasziniert von dieser Frau, die wiederum für den attraktiven Billy alles aufzugeben bereit ist. Für ihre Liebe und die Sehnsucht nach einem Leben ohne Ausbeutung setzen beide augenblicklich ihre Anstellung aufs Spiel. Als Julie ein Kind erwartet, erhöht sich ihre Existenznot. Um an Geld zu kommen, lässt Billy sich von Jigger Craigin, der schon einiges auf dem Kerbholz trägt, zu einem Raubüberfall überreden. Dieser schlägt allerdings fehl. Billy stirbt, bekommt aber die Chance, für einen Tag auf die Erde zurückkehren, um die Dinge in Ordnung zu bringen.

Doch ist das überhaupt noch möglich?

(c) Elisa Jasse

CAROUSEL ist die musikalische Adaption des Schauspiels „Liliom“(1909) von Ferenc Molnár. Das Stück wird auf dessen Grundlage erzählt, parallel allerdings auch in typisch amerikanischer Leichtigkeit und mit tollen Songs ergänzt. Einer der wohl bekanntesten Songs ist die Ballade „You’ll never walk alone“, dessen Message aktueller nicht sein könnte. Dazu bekamen wir anspruchsvolle und stimmungsvolle Tanzensemblenummern geboten. Also rundum ein Abend, der alles zu bieten wusste, was ein gutes Musical ausmacht.

Regie führte niemand Geringeres als Kay Link, der u.a. an der Folkwang Universität als Dozent tätig ist. Er vereinte die klassisch geprägte Vorlage, mit viel Humor und klaren Dialogen. Zusätzlich waren besonders die leisen Szenen tiefgehend emotional. Die Sekunden der Stille, ließen Emotionen besonders wirken. Dadurch kamen sie noch geballter an. Natürlich ist das Stück mit ernsten Themen wie Trauer und Verlust bestückt. Die teilweise sehr lustigen Dialoge und ausdrucksstarke Gestik der Cast, ließen das Publikum glücklicherweise wieder laut mit lachen. Dies waren die Szenen, die das Publikum schallend zum Lachen brachten oder für Jubelrufe während des Stücks sorgten. Wir haben selten eine so lautes und stimmungsgeladenes Publikum erlebt.

Stephan Kanyar oblag die musikalische Leitung. Er dirigierte die Bergischen Symphoniker und ließ die lauten und leisen Klänge stets passend und unterstützend durch den Theatersaal hallen. Es gab viele Momente, in denen das Orchester allein zu hören war, was für die Ohren einen wahren Genuss darstellte.

Das stimmige Bühnen- und Kostümbild verdanken wir Britta Tönne. Eröffnet wurde der Abend mit einem bunten Jahrmarkt, der viel Farbe, Luftballons und eine anfängliche Leichtigkeit auf die Bühne bringt. Im weiteren Verlauf düsen die Darsteller sogar mit einem Autoscooter über die Bühne, der auch am Ende wieder auftaucht und dem Stück einen tollen Rahmen bietet. Aber auch Julies Haus am Ende des Abends, das in harmonischen Farben gehalten wurde, konnte überzeugen. Die Requisiten wurden passend eingesetzt. Es gab weder ein zu Viel noch ein zu Wenig.

(c) Elisa Jasse

Die Kostüme waren stimmig gewählt und den jeweiligen Charakteren angepasst. So trug die quirlige Carrie Pipperidge eher lockere Röcke oder süße Kleider, während die nüchtern wirkende Julie in lockerer Hose und Oberteil zu sehen war. Auch Enochs Charakter wurde durch sein eher bieder wirkendes Outfit unterstützt. Die männlichen Perücken erinnerten ein wenig an die 80er Jahre. Was auf den ersten Blick wirr erscheinen mag, ergab am Ende Sinn und wirkte stimmig.

Die energiegeladenen Choreographien verdanken wir Andrew Chadwick, der u.a. durch seine Rollen als Rusty in „Starlight Express“ oder Sky in „Mamma Mia“ bekannt ist. Im Sommer ist er in Bad Hersfeld nicht nur als Choreograph tätig sondern auch im Ensemble auf der Bühne zu sehen. Seine Choreographien sind voller Energie und bringen ordentlich Schwung auf die Bühne.

Die eingespielten Videos verdanken wir Nikolay Schröder. An sich hätten alle Beteiligten es verdient, einzeln erwähnt zu werden, was den Rahmen jedoch sprengen würde.

Lino Kalich in der Rolle des Billy Bigelow bringt all seine Emotionen und den inneren Zwiespalt überzeugend rüber. Auch gesanglich konnte er durchweg überzeugen. Seine Misere und tiefe Verzweiflung, in der Hoffnung, einen passenden Weg zu finden, waren deutlich zu spüren. Er verstand es, all die Facetten der vielschichtigen Rolle rüberzubringen.

Anna-Teodora Donosa-Danila in der Rolle der Julie Jordan bescherte mit jedem gesungen Ton ein wohliges Gefühl. In ihrer Stimme lag etwas Besonderes, das schwer in Worte zu fassen ist, uns aber durchweg verzaubert hat. Eine Sängerin, die wir in Zukunft noch häufig auf den Theaterbühnen hören werden – da sind wir uns sicher. Aber auch ihr Schauspiel und Tanz war perfekt. Sie zeigte Julie, die zu Beginn als Charakter etwas schwer zu packen war, mit Bravour und verstand es im Verlauf uns die junge Frau näher zu bringen. Sie war eine der Darstellerinnen, die in den leisen Momenten besonders wirkte. So schrie sie nach Billys Tod beispielsweise nicht unmittelbar. Stattdessen herrschte eine bedrückende Stille, die im gesamten Saal deutlich zu spüren war.

Katalin Rohse sorgte in ihrer Rolle der flippigen, aber liebenswerten Carrie Pipperidge für viele Lacher. Dabei ist besonders ihr Timing lobend hervorzuheben. Mit ihrem Charme verzauberte sie das Publikum, ihre Mimik reichte stellenweise aus, um ihre Gedanken zu verstehen. Eine Figur, die für das Stück von immenser Bedeutung war. Besonders im Zusammenspiel mit Albert Gaßmann als Enoch Snow, der anfänglich nur als Mr. Snow bekannt war, sorgte für Stimmung. Albert Gaßmann verkörperte den steifen Enoch Snow grandios. Seine Mimik und das Timing waren perfekt. Ihm gelang durchweg der Spagat zwischen zu viel und zu wenig Acting.

Timm Moritz Marquardt verkörperte Jigger Craigin als klassischen Draufgänger. Seine Mimik zeigte klar seine „Ihr-könnt-mich-alle-mal-Einstellung“. Alina Adam verkörperte die Rolle der warmherzigen Nettie Fowler. Lucia Prader-Pscheidl als Louise sticht tänzerisch heraus und schafft es, in ihren Bewegungen mehr zu sagen, als viele Worte es vermögen. Auch das Zusammenspiel von Lino Kalich als Billy und Cornelia Constanze Orlow als Mrs. Mullin sorgte für ordentlich Stimmung.

Insgesamt war es ein grandioser Abend, der im Nachgang noch zum Nachdenken anregte. Ist es möglich, etwas wieder gut zu machen? Wo hätte Billy anders abbiegen können? Wäre es für Julie cleverer gewesen, nicht bei ihm zu bleiben?

Die eingängigen Melodien blieben im Kopf. Natürlich wurde das Publikum nicht ohne den berühmten Song „You’ll never walk alone“, der zum Schluss passenderweise auf englisch gesungen wurde, nach Hause geschickt. Denn am Ende ist es das was zählt, oder? Dass wir Menschen um uns herum haben, die für uns da sind. Zu wissen, dass wir nie auf uns allein gestellt sind.

Besetzung

  • Billy Bigelow: Lino Kalich
  • Julie Jordan: Anna-Teodora Donosa-Danila
  • Carrie Pipperidge: Katalin Rohse
  • Enoch Snow: Albert Gaßmann
  • Jigger Craigin: Timm Moritz Marquardt
  • Mrs Mullin: Cornelia Constanze Orlow (als Gast)
  • Nettie Fowler: Alina Adam
  • David Bascombe: Bernhard Bauer (als Gast)
  • Himmlischer Freund: Rudolf Schlager (als Gast)
  • Hüterin der Sterne: Susanne Flury (als Gast)
  • Louise: Lucia Prader-Pscheidl
  • Polizist: Jan-Marten Greve
  • Erster Hafenpolizist /Security Guard: Leonard Linzer
  • Zweiter Hafenpolizist /Security Guard: Marie Ploner
  • Arminy: Christina Verrieth
  • Enoch Snow Jr.: Tamino Herzog
  • Budenbesitzer: Rudolf Schlager (als Gast)
  • Musikalische Leitung: Stephan Kanyar
  • Regie: Kay Link
  • Bühnen-und Kostümbild, Requisite: Britta Tönne
  • Choreographie: Andrew Chardick
  • Video: Nikolay Schröder
  • Bergische Symphoniker
  • Theaterchor Solingen

Am 24.05 ist das Stück erneut im Theater und Konzerthaus in Solingen zu sehen, bevor es dann am 31.05 in Remscheid und am 04.06. in Leverkusen zu sehen ist. Die entsprechenden Telefonnummern und Onlinemöglichkeiten zur Buchung der jeweiligen Städte, sind auf der Homepage der Folkwang Universität zu sehen.

Wir bedanken und beim Theater & Konzerthaus Solingen, sowie der Folkwang Universität für die Einladungen und gratulieren zu dieser grandiosen Produktion.


Artikel von Sandra