„Fast Normal – Next to Normal“ in Marburg!

Am 30. Juli 2019 feierte die hessische Erstaufführung von „Fast Normal – Next to Normal“ Premiere in der ausverkauften Waggonhalle in Marburg und das Team um Kurosch Abbasi (Produktionsleitung), Tom Feldrappe (Produktionsleitung und musikalische Leitung) und Jens Daryousch Ravari (Inszenierung und Regie) blickt zu Recht auf ausnahmslos positive Kritik zurück. Bühnenlichter.de durfte die Show am 03. August besuchen und erlebte ebenfalls einen mehr als gelungenen Musicalabend.

Das mehrfach preisgekrönte Musical von Tom Kitt (Musik) und Brian Yorkey (Libretto) beschäftigt sich mit der bipolaren Störung und den damit verbundenen Themen wie Angst, Trauer, Verlust, Suizid und Drogen- bzw. Medikamentenabhängigkeit. Es erzählt die Geschichte von Diana Goodman und ihrer Familie. Diana leidet aufgrund des Verlustes ihres geliebten Sohnes Gabriel („Gabe“) an den Folgen einer bipolaren Störung. Die Handlung macht deutlich wie stark sich diese Krankheit auf das einstige heile Familienleben auswirkt. Diana versucht für ihre Familie stark zu sein, doch sie lebt ein Leben zwischen Glück und Depressionen, glücklich und doch verzweifelt und seelisch am Ende. Letztendlich muss sie sich eingestehen, dass sie professionelle Hilfe benötigt und sucht einen Therapeuten auf…

Lukas Sandmann und Felicitas Geipel in den Rollen Gabe und Diana /  © Luca Gercke
Lukas Sandmann und Felicitas Geipel als „Gabe“ und „Diana“ / © Luca Gercke

Die Macher greifen auf Darstellerinnen und Darsteller zurück, die kaum besser miteinander harmonieren könnten. Wie uns in einem Interview vor der Show verraten wurde, wurde nicht nur großen Wert daraufgelegt, dass die Charaktere auf der Bühne in ihren Rollen super harmonieren, sondern auch privat. Dieses Vorhaben ist Kurosch Abbasi und seinem Team definitiv gelungen, was man den jungen Talenten auf der Bühne auch durchaus ansieht.

Felicitas Geipel, die seit 16 Jahren Mitglied im Ensemble des Jungen Staatsmusicals am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ist, spielt die Rolle der Diana Goodman so authentisch, dass man ihr von der ersten Sekunde an jedes Wort und jede Geste glaubt und mit ihr mitleidet, wenn sie gegen die Trauer um ihren Sohn Gabe kämpft. Auch stimmlich überzeugt sie auf ganzer Linie und beweist, dass sie nicht ohne Grund im vergangenen Jahr ihre 27. Musicalpremiere in Wiesbaden feierte.
Gabriel „Gabe“ Goodman wird von Lukas Sandmann verkörpert. Sandmann schloss seine Ausbildung zum Musicaldarsteller im Sommer 2017 an der Joop van den Ende Academy erfolgreich ab und war seitdem in Stücken wie z.B. „Frühlings Erwachen“, „Fack Ju Göhte – Das Musical“, „Emil und die Detektive“ und „American Idiot“ zu sehen. Die Rolle des verstorbenen Sohnes, der nicht loslassen kann, ist mit Lukas Sandmann erstklassig besetzt und an diesem Abend die beste der männlichen Rollen.

Karoline Blöcher /  © Luca Gercke
Karoline Blöcher als „Natalie“ / © Luca Gercke

Als Dianas Ehemann Dan Goodman steht Yannick Bernsdorff auf der Bühne. „Fast Normal – Next to Normal“ ist bereits seine dritte Produktion in der Marburger Waggonhalle. Yannick Bernsdorff gibt der Rolle des verzweifelten und überforderten Ehemannes seinen ganz eigenen Charakter und überzeugt durch ein sehr ausgeprägtes Schauspiel. Natalie Goodman und ihr Freund Henry werden von Karoline Blöcher und Jonas Blahowetz gespielt, die sich auf der Bühne wunderbar ergänzen. Und auch Mark Daniel Wiedermann, der die Rolle des Dr. Fine / Dr. Madden übernimmt, sammelt mit seiner charmanten und witzigen Art große Sympathiepunkte beim Publikum.

Jonas Blahowetz als "Henry" / © Luca Gercke
Jonas Blahowetz als „Henry“ / © Luca Gercke

Die Leistung des gesamten Ensembles verdient volle Hochachtung, denn es schafft es vom ersten Moment an das Publikum mit der Geschichte zu fesseln und in seinen Bann zu ziehen. Auch wenn das Thema rund um die bipolare Störung ein sehr ernstes Thema ist, lockert eine passende Portion Humor und Witz das Stück immer wieder mal etwas auf, was aber keineswegs die Geschichte und vor allem auch die Botschaft des Musicals verharmlost.

„Fast Normal – Next to Normal“ ist der beste Beweis dafür, dass Musicals sich nicht immer um Lovestories, Jukebox-Musik und witzige Handlungen drehen müssen, sondern sich durchaus auch mit ernsten Themen beschäftigen dürfen und auch sollten. Die Darsteller und das Kreativteam haben mit der Inszenierung in der Waggonhalle Marburg eine Punktlandung hingelegt und spielen nicht ohne Grund seit der Premiere fast immer vor ausverkauftem Haus. Bis zum 20. Oktober 2019 kann man die Geschichte um Diana Goodman und ihre Familie in Marburg noch live erleben und wir können einen Besuch in der Waggonhalle nur wärmstens empfehlen.

Weitere Infos zu „Fast Normal – Next to Normal“ findet ihr auf der Homepage der Waggonhalle.

Ensemble "Fast Normal - Next to Normal" / © Luca Gercke
Ensemble „Fast Normal – Next to Normal“ / © Luca Gercke

Das Ensemble:
Diana Goodman:                           Felicitas Geipel
Dan Goodman:                              Yannick Bernsdorff
Gabriel „Gabe“ Goodman:           Lukas Sandmann
Natalie Goodman:                         Karoline Blöcher
Henry:                                              Jonas Blahowetz
Dr. Fine / Dr. Madden:                  Mark Daniel Wiedermann

Die Band:
Keyboard 1   :                                  Andreas Gerhard
Gitarre:                                             Christian Ziegler
Bass:                                                 Leonard Isberner
Schlagzeug:                                   Johannes Funk
Cello:                                                 Göran Unzner
Violine / Keyboard 2:                    Ben Schlichtholz

Das Kreativteam:
Produktionsleitung:                        Kurosch Abbasi
Produktionsleitung / Dirigent /
Musikalische Leitung:                   Tom Feldrappe
Inszenierung und Regie:              Jens Daryousch Ravari
Choreographie:                               Doris Marlis
Stellv. Musikalischer Leiter /
Stellv. Dirigent:                                 Andreas Gerhard
Schauspielcoach:                           Martin Schmidt
Bühnenbild:                                      Ivan Litwitschenko
Kostüm / Requisite:                        Alona Winter
Technische Leitung:                       Jonathan Zeitz
Light Design:                                    Patrick Hosseini
Light Design / Videoanimation:  Michael Honold
Art Design:                                        Hasret Sahin
Sound Design:                                 Lukas Nadjiri

(Fotos: © Luca Gercke)


Artikel von Natascha