Elisabeth

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Im Musical „Elisabeth“ von Sylvester Levay und Michael Kunze erwartet einen nicht die heile Welt aus der bekannten Sissi-Triologie, sondern die unverblümte, dramatische und tragische Wahrheit über das Schicksal der Kaiserin Elisabeth. Die Geschichte ist voll von Machtkämpfen, Verzweiflung, Eifersucht, Neid bis hin zu einem Mord. Alles in einem – ein Drama der ganz großen Sorte, ja wahrlich ein Spektakel. So und nicht anders kann man die wundervolle Umsetzung dieses mitreißenden Musicals beschreiben.

INHALT

Das Musical beginnt hunderte Jahre nach dem Tod Elisabeths. Ein Richter verhört aus dem Off Lucheni, den Mörder der österreichischen Kaiserin. Dieser wehrt sich vehement, der alleinige Schuldige zu sein, da er der Auffassung ist, dass er Elisabeth durch den Mord geholfen habe, da sie sich nach dem Tod gesehnt hatte. Um diese Behauptung zu untermauern, lässt Lucheni die untergegangene Welt erneut auferstehen und gewährt dem Zuschauer zuerst einen Einblick in Elisabeths unbeschwerte, freie und glückliche Kindheit. Hier begegnet sie erstmalig dem Tod. Anschließend wird Kaiser Franz Joseph in Wien vorgestellt, der nach dem Willen seiner Mutter – der Erzherzogin Sophie – seine Cousine Helene heiraten soll. Doch kommen die Dinge anders als geplant, sehr zum Missfallen der Kaisermutter.

Kaiser Franz Joseph verliebt sich nämlich beim ersten Treffen mit Helene in ihre Schwester Sissi, die er schließlich heiratet. Die Hochzeit wird dabei als Ende und gnadenloser Untergang des Habsburger Reiches dargestellt, bei dem der Tod höchstpersönlich die Hochzeitsglocken läutet. Umso weniger verwunderlich ist es, dass die Ehe unter keinem guten Stern steht und Elisabeth sich völlig fehl in der neuen Rolle als Kaiserin fühlt. Sie unterscheidet sich von Anfang an von den Anderen am Hof. In einer Welt voller Intrigen und Lügengespinste pflegte sie es stets die Wahrheit zu sagen. Anstatt sich anzupassen und wort- und widerstandslos einzureihen, sticht sie hervor und ist einzigartig. Dies passt der Schwiegermutter ganz und gar nicht in den Plan. Sie versucht, Elisabeth mit allen Mitteln zu verbiegen und zu einer anständigen Kaiserin zu erziehen. Elisabeth verzweifelt mehr und mehr, schließlich war sie von zu Hause aus eine unbeschwerte Kindheit in Freiheit gewohnt. Als Sissi versucht, Zuflucht bei ihrem Mann Kaiser Franz Joseph zu finden, ist ihr Unglück endgültig besiegelt. Dieser weicht dem Konflikt aus, da er dazu erzogen wurde, stets seiner Mutter zu gehorchen und ihre Entscheidungen niemals anzuzweifeln. Der Tod erkennt seine Chance und versucht, die junge Elisabeth zu verführen, doch diese hält ihm Stand und bleibt stark. Doch damit soll Elisabeth nicht genug gestraft sein, Erzherzogin Sophie entzieht Elisabeth die Erziehung ihres eigenen Sohnes.

Elisabeth lässt sich dies jedoch nicht so leicht gefallen. Schließlich ist sie eine junge, kluge, selbstbewusste und unabhängige Frau. So schafft sie es dann doch Kaiser Franz Joseph durch ihre Liebe auf ihre Seite zu ziehen und sich schließlich gegen ihre Schwiegermutter durchzusetzen. Von nun an nutzt sie die Zeit, sich selbst zu behaupten und ihre Unabhängigkeit darzustellen, indem sie von Ort zu Ort reist. Doch dieser Alltag erfüllt Elisabeth ganz und gar nicht. Ganz gefangen in ihrem Kummer, weil sie die Auffassung vertritt, dass ihre Existenz überflüssig ist, vergisst sie völlig für ihre Familie da zu sein. Kaiser Franz Joseph sehnt sich nach ihr und auch der gemeinsame Sohn, Kronprinz Rudolf, braucht die Unterstützung seiner Mutter. Da er diese nicht bekommt, begeht er Selbstmord – sehr zum Schock von Elisabeth. Ganz in ihrem Kampf um Unabhängigkeit gefangen, hat sie ihren Sohn eigenmächtig in den Tod getrieben. Von nun an sehnt sie sich den Tod herbei, doch dieser gibt nun seinerseits ihrem Willen nicht nach. Erst zehn Jahre später kommt der Tod endlich mit seiner Geliebten zusammen und beendet das qualvoll gewordene Leben der einst so glücklichen Elisabeth.

Die Geschichte über den Kampf einer Frau um Freiheit, Glück, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit ist auch in der heutigen Zeit der Emanzipation ein sehr viel diskutiertes Thema. Dies wird insbesondere durch das berühmte Lied Elisabeths „Ich gehör nur mir“ deutlich. Es vermittelt, dass man für sich selbst einstehen, über Grenzen gehen und Regeln brechen muss, um ein Zeichen zu setzen. Dennoch zeigt das dramatische und vor allem tragische Ende deutlich, dass dieser Kampf einen hohen Preis hat und durchaus in Selbstzerstörung und dem eigenen Untergang enden kann.

FACTS & FIGURES

  • Welturaufführung: 03. September 1992, Theater an der Wien
  • in 11 Ländern aufgeführt
  • in 7 Sprachen übersetzt
  • Pia Douwes legte mit der Rolle der Elisabeth den Grundstein für ihre Karriere
  • weltweit bereits rund 8,7 Millionen Besucher -> davon 3,3 Millionen alleine in Japan (EA 1996)
  • Elisabeth-Darstellerinnen: Pia Douwes, Maya Hakvoort, Annemieke van Dam, Roberta Valentini u.a.
  • Tod-Darsteller: Uwe Kröger, Maté Kamaras, Martin Markert, Mark Seibert u.a.

IMPRESSIONEN TOURNEE 2015/2016


Text von Anna-Virginia

Quellen: Programmheft der VBW (Spielzeit 2012/2013) & Programmheft der Tournee 2015/2016