ELISABETH – Schönbrunn-Version – Hannover 2025

Neue Hauptdarsteller für den letzten Tourblock

© Dong Tiany

Gastspielpremiere & rezensierte Vorstellung: 02. Juli 2025

Alle guten Dinge sind drei und so besuchten wir als Bühnenlichter-Team am Ende drei Tournee-Standorte (Deutschlandpremiere/Frankfurt, Oberhausen), erlebten die unterschiedlichsten Besetzungen und Blicke auf die Inszenierung. Niemand geringeres als Gil Mehmert hat ELISABETH für die Schönbrunn-Version, welche vor dem Schloss in den Jahren 2019-2024 lief, in Szene gesetzt. Nach dem niederländischen Vorbild von 2017 sollte die Kaiserin nun halbszenisch den Erdball erobern und dieses Konzept ist wunderbar aufgegangen. Mittlerweile hat die Produktion sich auch die Kritik vieler Fans und Kollegen zu Herzen genommen und für ein Programmheft gesorgt, inkl. Einleger der Neuen im Ensemble. 

Auf die Story möchten wir an dieser Stelle verzichten, da diese hinlänglich bekannt sein dürfte. 1992 feierte das Musical seine Uraufführung und hat sich seitdem stets weiter entwickelt, ist aber ihren Grundelementen treu geblieben. Vergleicht man die Inszenierung von 2012/13 (Wien) mit der vorherigen Tournee (2014-2016) mit der jetzigen, so fällt in erster Linie eine minimale Kürzung einiger Titel auf oder ein paar wenige Streichungen, wie „Ejen“. Auch wurden Textpassagen angepasst. Elisabeth möchte nun zum Beispiel „wie ein Streuner“ ihrem Papa folgen oder besingt den „Prinz der Nacht“ (Rondo). Wer sich ältere Aufnahmen anhört, wird die Änderungen erkennen.

Mit der Gastspielpremiere in Hannover sind für den letzten Tourblock auch ein paar neue Hauptdarsteller in die Cast gekommen, andere durften mit der Zeit in den Positionen nach oben klettern und einer feierte sein Comeback. Wir erlebten eine energiegeladene Premiere. Die bekannten Soundprobleme von vorherigen Tourstationen traten auch hier im Prolog auf, wurden aber sehr schnell verbessert. Das 18-köpfige Orchester wurde in Hannover von Bernd Steixner dirigiert.

Vom Cover ELISABETH zur Erstbesetzung ELISABETH – Das hat auf dieser Tournee Kristine Emde geschafft. Sie durchläuft eine Entwicklung vom naiven Mäuschen zur selbstbewussten Frau, die ihrer Schwiegermutter in nichts nach steht. Emde berührt gesanglich und sorgt immer wieder für Gänsehaut. Ihr „Ich gehör nur mir“ oder „Nichts, nichts, gar nichts“ geht unter die Haut. 

Am Premierenabend in Hannover präsentierte sich Gerrit Hericks als Lucheni und lieferte eine grandiose Show zwischen Genie und Wahnsinn ab. Lucheni fungiert als Elisabeths Mörder im Musical als Erzähler und zeigt gesanglich alle Facetten. Bereits in der ersten Szene war man baff und zurecht wurde Hericks am Ende des Abends gefeiert. 

© Anna-Virginia Kühne

Es ist kein Geheimnis, dass Lukas Mayer die letzten Wochen gesundheitlich angeschlagen war. Nach einer ordentlichen Auszeit kam Mayer nun stärker denn je zurück. Sein filigranes Spiel in Gestik und Mimik sucht seines gleichen. Gesanglich setzt Mayer seine eigenen Akzente und kann sich so von seinen Vorgängern deutlich absetzen. Gemeinsam mit Kristine Emde als ELIBSABETH sorgt Mayer immer wieder für fast mystische Momente. 

Als Kaiser Franz Josef ist für den letzten Tourblock Armin Kahl ins Ensemble gekommen. Sein ausdrucksstarkes Spiel in Interaktion mit seinen Kolleginnen berührt, nicht zu Letzt in der Szene „Elisabeth, mach auf“. Seine innere Zerrissenheit zwischen Macht und Gehorsam und der Liebe sind immer wieder spürbar. Die Duette mit Emde harmonieren perfekt. 

Den meisten Szenenapplaus an diesem Abend bekam natürlich Luisa als kleiner Rudolf. Ihr „Mama, wo bist du“ rührte zu Tränen. Es ist schön zu sehen, dass an allen Tourstandorten so tolle Talente gefunden wurden. 

ELISABETH ist ein zeitloser Klassiker, der auch in der konzertanten Version überzeugen kann. Einziger Wehmutstropfen, dass durch diesen Showeffekt mehr und mehr Konzertstimmung im Publikum nach den einzelnen Szenen aufkommt. Nur nach „Hass“ bleibt es mucksmäuschenstill und man hätte eine Stecknagel beim fallen hören können. 

ELISABETH gastiert noch bis zum 13. Juli in Hannover. Danach geht es noch nach Dresden und zum Abschluss nach Füssen. An jenen Ort, an dem die Geschichte ihres Vetters 2. Grandes LUDWIG II. immer wieder zu erleben ist und ab Mai 2026 die Geschichte ihres Sohnes RUDOLF (Musical von Frank Wildhorn). 

Besetzung des Abends

  • Elisabeth: Kristine Emde
  • Der Tod: Lukas Mayer
  • Luigi Lucheni: Gerrit Hericks
  • Kaiser Franz Joseph: Armin Kahl
  • Erzherzogin Sophie: Esther Ardoin
  • Erzherzog Rudolf: Dennis Hupka
  • Herzogin Ludovika/ Frau Wolf: Janis van Dorsselaer
  • Herzog Max von Bayern: Claus Dam
  • kleiner Rudolf: Luisa
  • Ensemble: Kevin Arand, Christoph Apfelbeck, Felicitas Bauer, Sophie Bauer, Paula Bresnik, Vivienne Dejon, Sofie de Schryver, Christian Funk, Celena Pieper, Fabian Kaiser, Martijn Smids, Frederik Stuhllemmer, Caroline Sommer, Pieter Tredoux, Jan Ungar, Marie-Luise van Kisfeld

Weitere Impressionen vom Schlussapplaus

Wir bedanken uns bei Semmel Concerts & Barbara Krüger für die Einladung!


Artikel von Anna-Virginia