Ein Stück Großstadtrevier – Uraufführung im St. Pauli Theater 2025
Ein emotionaler und witziger Abend zugleich

Premiere & rezensierte Vorstellung: 09. Oktober 2025
Am 09. Oktober 2025 feierte das Ensemble vom GROßSTADTREVIER eine umjubelte Premiere eines Bühnenstückes, welches sich selbst manchmal nicht so ernst nimmt und u.a. an bereits verstorbene Kollegen, wie Jan Fedder erinnert. Das an diesem Tag, wenige Stunden vor der Premiere, der Tod der langjährigen Kollegin Wanda Perdelwitz bekannt wurde, traf nicht nur das Ensemble schwer sondern auch Fans und Freunde der Darstellerin. Das St. Pauli Theater entschied gemeinsam mit dem Ensemble diese Premiere Wanda Perdelwitz zu widmen. Ein emotionaler Moment und was dann folgte, war ganz viel Witz und Herzlichkeit auf hohen Niveau.

EIN STÜCK GROßSTADTREVIER, geschrieben von Saskia Fischer (aka Frau Küppers), ist aus der Not heraus entstanden und könnte sich zu einem Hamburger Juwel neben der „Heißen Ecke“ im Schmidt Theater etablieren. Die Idee schwirrte dem Team schon länger im Kopf herum und als Anfang des Jahres klar wurde, dass das Drehjahr 2025 nur die ersten sechs Monate abdecken würde, wurde aller Mut zusammengenommen und die Idee in die Tat umgesetzt. Im St. Pauli Theater stieß man dabei auf offene Ohren (wir berichteten von der Pressekonferenz im Juni).
Regisseur Guntbert Warns ist mit dem Ensemble eine runde Schauspielkomödie gelungen, die im gewissen Sinne alle Arten der Komödie abdeckt und dabei auch ernsthaft die Schattenseiten des Showbusiness als Fernsehschauspieler thematisiert, dabei aber immer ein Augenzwinkern hat.
Doch worum geht es überhaupt?
Abgelegen auf einem Hamburger Industriegelände wird die Crew in aller herrgottsfrüh in Geiselhaft genommen. Geplant ist ein PR-Foto-Shooting, weshalb Saskia Fischer und Maria Ketikidou mit auf der Dispo stehen. Patrick, Farina und Sven sollen später noch weitere Szenen drehen. Die Entführerin Petra fordert die Rückkehr von Jan. Ohne Jan gäbe es keinen selbst gebackenen Kuchen mehr. Hilflos versucht das Team zu verhandeln. Dabei geraten sie unter einander selbst aneinander und plaudern aus dem Nähkästchen. Was das Publikum an diesem Abend alles erfährt, verraten wir an dieser Stelle nicht…

Das Besondere?
Die Darstellerinnen und Darsteller spielen sich selbst. Das Publikum lernt Saskia Fischer, Maria Ketikidou, Farina Flebbe, Sven Fricke, Patrick Abozen und Enrique Fiß im Sinne eines Kammertheaterstückes näher kennen. Allerdings umfasst dieses Kammertheater rund 500 Plätze. Beim Stichwort Kammertheater sei an dieser Stelle erwähnt, dass das Publikum bei diesem Stück pures Theater erlebt. Keine Mikrofone direkt an den Darstellenden, kein großer bühnentechnischer Schnickschnack. Einzig ein paar bekannte Melodien werden hier und da eingespielt. Das Bühnenbild von Manfred Gruber ist ein detailverliebtes Maskenmobil (i.d.R. handelt es sich hierbei um angepasste Wohnmobile), welches zum Zuschauerraum geöffnet ist.
Maria Ketikidou und Farina Flebbe feiern an diesem Abend ihr Theater-Debüt und meistern dies bravourös. Zu keiner Zeit käme einem der Gedanke, dass diese beiden noch nie auf den Brettern, die die Welt bedeuten, gestanden hätten. Sie sind präsent und sorgen für urkomische Momente. Sei es eine Maria, die immer alles in ihrer Handtasche dabei hat von Pflastern bis Ibuprofen oder eine Farina, die eindrucksvoll ihre Verzweiflung klar macht, wer sie denn nun genau im Team ist.

Saskia Fischer stellt im Laufe ihres eigenen Stückes fest, dass sie ihr Rollenproblem von Frau Küppers nun sogar in ihr eigenes Stück mitgenommen hat. Während ihre Rolle mittlerweile so gut wie nie auf die Straße darf, wird sie auch im Bühnenstück zur stillen Beobachterin und tritt eher aus der Szenerie heraus, um typische Abläufe an einem Set dem Publikum auf unterhaltsame Art und Weise zu erklären. Dieser Schachzug ist genial und demonstriert keine Selbstdarstellung der Buchautorin, sondern symbolisiert ihre Position im Ensemble. „Sasi“, die immer alles weiß und stets pünktlich am Set ist, aber manchmal auch wahnsinnig genervt ist vom Hamburger Verkehr oder schlicht etwas vergisst.
Sven Fricke kennt sich auf der Theaterbühne aus und das merkt der Zuschauer bereits in der ersten Szene. Er könnte das Maskenmobil auch ohne Probleme zwei Stunden alleine bespielen. Das man dabei einen Sven kennenlernt, der seiner Rolle des Daniel Schirmers gar nicht so fremd ist, verwundert dabei fast kaum.
Auch Enrique Fiß und Patrick Abozen stehen regelmäßig auf der Theaterbühne und scheinen sich nicht nur vor der Kamera gut zu verstehen. Fiß und Abozen nehmen sich gegenseitig nichts, wenn es z.B. darum geht, wer im Maskenmobil rauchen darf. Der Öko-Raucher mit E-Zigarette oder der klassische Raucher? Am Ende hilft vermutlich nur das Rescue-Spray von Maria.

Fazit: EIN STÜCK GROßSTADTREVIER lässt einen die Sorgen des Alltags für gute zwei Stunden vergessen. Dabei werden die Bauchmuskeln und das Zwerchfell ordentlich strapaziert und ein bisschen Spannung kommt auch auf bei der Frage, wie das Team wieder aus ihrem Maskenmobil kommt. Eine Komödie für Fans der Serie, aber auch jene, die sich für diesen Berufszweig interessieren und einmal etwas über den Tellerrand hinaus erfahren möchten. Hamburger und Hamburg-Liebhaber sollten dieses besondere Stück ebenfalls nicht verpassen.
An ausgewählten Terminen gibt es am Ende der Vorstellung ein musikalisches Highlight. Sänger*innen präsentieren ihre eigenen Versionen der Titelmelodie „Große Haie, kleine Fische“. Am Premierenabend ließen sich die Musiker von Truck Stop diese Ehre nicht nehmen.
Gespielt wird jeden Abend, außer montags, noch bis zum 16. November 2025. Tickets gibt es an allen bekannten VVK-Stellen oder direkt über das St. Pauli Theater. Aber Achtung, die verfügbaren Plätze werden immer weniger!
Wir bedanken uns beim St. Pauli Theater für die Einladung und wünschen eine erfolgreiche Spielzeit!
Artikel von Anna-Virginia